Im Wandel der Zeiten – Das Würfelspiel – Bronzezeit

Erstveröffentlichung im Januar 2010 in der Fairplay 90.
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Thema und Mechanik

Am Anfang gab es drei Städte und drei Würfel. Dreimal wurden die drei Würfel geworfen. Und siehe da, sie zeigten Waren, Katastrophen, Weizen, Geld oder Arbeiter. Waren brachten Geld, mit Geld kauften die Städte Errungenschaften. Zum Schutz, zur schnelleren Entwicklung und der Siegpunkte wegen. Arbeiter errichteten neue Städte, neue Städte bedeuteten mehr Würfel. Doch da zeigte sich: die Würfel waren hungrig. Und ein jeder verbrauchte ein Weizen. In Jahren ohne Nahrung wurden die Städte mit Minuspunkten bestraft. Auch Katastrophen raubten Siegpunkte. Nur wenn genau drei – das heißt nicht zwei und auch nicht vier – Würfel Katastrophen zeigten, kam Freude im Volk des Würfelnden auf. Denn drei Katastrophen bedeuteten Minuspunkte für die konkurrierenden Zivilisationen. Arbeiter errichteten auch siegpunktträchtige Monumente.
Doch der Bau aller Monumente oder die Erforschung der fünften Errungenschaft einer Zivilisation läutete den Untergang der alten Kulturen ein. Nur die mit den meisten Siegpunkten findet noch heute Erwähnung.

Optik und Haptik

Das Spielmaterial des IM WANDEL DER ZEITEN WÜRFELSPIELs kommt mit einem gewissen Wow-Effekt daher: Die Würfel sind aus grobem Holz geschnitzt, deren Seiten mit Brandsymbolen versehen sind. Waren und Weizen werden auf dicken Holzbrettern mit kleinen Stäbchen abgetragen. Die notwendigen Löcher wurden wohl in liebevoller Handarbeit gebohrt. Leicht schief und schepp bekommt so jedes Spiel das gewisse Etwas von Laubsägearbeiten siebenjähriger Jünglinge oder heimwerkelnder Familienväter, mit denen sie glückselig ihre gesamte Verwandtschaft beehren.
Persönlich finde ich das Material etwas speckig. Schön gezeichnete Papppläne und hochwertige Kunststoffwürfel würden mir besser gefallen. Der archaische Look passt aber durchaus zum Spielthema. Die Würfel selbst sind ziemlich groß und kantig. Als Handschmeichler sind sie ungeeignet. Da bis zu sieben gleichzeitig geworfen werden, muss notfalls zweihändig gewürfelt werden. Dafür fallen sie mit einem tiefen, holzigen Ton klappernd auf die Tischplatte.

Vergleich zwischen Original und Kniffel

Das „Vaterspiel“ IM WANDEL DER ZEITEN ist ein epischer Kartenritt durch alle Epochen der Menschheitsgeschichte. Ich spiele es nur als Zweipersonenspiel, da mir die Wartezeiten sonst einfach zu lang sind. Dagegen ist das Würfelspiel fast schon zu kurz. Häufig vereinbarten wir deswegen vor Spielbeginn, bis zur sechsten Entwicklung zu spielen, um die Monumente noch etwas aufzuwerten. Name und Thema sind aber auch die einzigen Ähnlichkeiten der beiden Spiele. Nicht mal der Autor ist derselbe.
Eher erinnert das Spiel an KNIFFEL. Denn Interaktion gibt es kaum. Lediglich beim Bau der Monumente gibt es für schnellere Bauherren Extrapunkte, und gegen Katastrophen der Mitspieler kann man sich per spezieller Errungenschaften wehren. Auch der Spielstand wird auf einem Wertungsblatt pro Mitspieler abgetragen.

Gesamteindruck

Mit seinen einfachen und eingängigen Regeln lässt sich das IM WANDEL DER ZEITEN WÜRFELSPIEL schnell erklären. Jeder kann mitspielen. Wegen des hohen Aufforderungscharakters des Spielmaterials will auch jeder wiederholt gerne mitspielen.
Trotz der Einfachheit und gerade wegen ihrer Kürze bietet die Würfelorgie einige taktische Möglichkeiten. Die Errungenschaften müssen geschickt gewählt werden. Es lohnt auch nicht, zu viele Städte zu errichten. Ich kann nur empfehlen, mal die Landwirtschaft und Kornkammern zu erforschen. Damit werden die Nahrungserträge deutlich erhöht, und überzähliges Weizen kann lukrativ verkauft werden. Trotz der eher konventionellen Regeln ist das Spiel besonders wegen der speziellen Ausstattung, der geschickten thematischen Einbettung und des hohen Zockerpotentials eine Besonderheit unter den Würfelspielen.

Karl-Peter Nos

Bild von Im Wandel der Zeiten, das Würfelspiel

POSTSCRIPTUM:

Viel kann diskutiert werden zu diesem Würfelspiel. Einige Punkte hat Peter bereits angesprochen: Mechanik und Thema passen sehr gut zusammen. Das Material aus Holz ist ein Hingucker mit kleinen Abstrichen. Die Zahlen unter den Rohstoffskalen etwa sind bei schlechter Beleuchtung schwer zu lesen. Etwas nerven kann es, wenn ein Spieler den Zahlenraum bis 100 nicht gut beherrscht. Entweder man rechnet dann für solche Spieler mit – oder man lehnt sich gemütlich wartend zurück. Doch das ist nichts, was man dem Spiel anlasten könnte. Das fällt mehr unter die Rubrik „Erfahrung mit Wenig-/Gelegenheitsspielern sammeln“. Und in diesen Gruppen punktet das Würfelspiel recht erfolgreich!

Für einige Kontroverse sorgte die Endbedingung. Geht das Spiel zu schnell zuende, wenn ein Spieler fünf Errungenschaften gekauft hat? Hier testeten wir insgesamt recht ausgiebig. Bild von 1 von 3 Zeiten
Prädikat
:
1 von 3 Zeiten
So probierten wir etwa die leichte Verlängerung und spielten bis zur sechsten Errungenschaft. Dadurch wird nicht zu sehr ins Spiel eingegriffen. Allerdings macht es auch keinen großen Unterschied. Im Sinne des stärkeren „Nochmal!“-Faktors muss wohl konstatiert werden: Die Bedingung für das SpielEn.de wurde geschickt gewählt. Selbiges gilt für die Dicke des Blockes. Noch lange ist kein Mangel in Sicht.

Kathrin Nos

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