Im August waren wir hier im Blog bereits im [cref wunderland], wenn auch nicht in dem von Lewis Carroll. Auf der Spiel ’13 in Essen war es dann soweit: Das noch im Sommer ersehnte Spiel Parade wanderte in unsere Spielesammlung. Bereits beim Aufbau unseres Messestandes für die Fairplay sahen wir es … bei Z-Man Games, deren Stand uns gegenüber angesiedelt war. Dieser Verlag hatte eine Neuauflage des ursprünglich beim japanischen Verlag Grimpeur erschienenen Kleinods dabei. Gleich abends konnten wir dann gemeinsam in der Parade tanzen.

Das Thema ist so wunderlich wie Alice, die Grinsekatze und die anderen mitspielenden Bewohner: In der Parade tanzen die Bewohner mit. Aber wenn sich gleichgekleidete oder höhergestellte Bewohner einreihen, verlassen die früheren Tänzer die Formation. Spielerisch führt dies zu Minuspunkten – deren Minimierung ist also das Spielziel.

Auf die Spielregeln übersetzt: Wer an der Reihe ist, spielt eine Karte ans Ende der Parade. Die Werte der Karten reichen von 0 bis 10 in sechs Farben. Der Wert einer Karte gibt an, wie viele Karten am Ende der Parade auf jeden Fall bleiben. Wer verlässt unter den weiter vorn tanzenden Karten nun die Parade? Nun, zunächst alle Karten, deren Wert gleich hoch oder niedriger ist als die neue. Weiterhin alle gleichfarbigen Karten, unabhängig von ihrem Wert.

Bild von Parade
Die Strategie ist also scheinbar sonnenklar: Möglichst hohe Karten spielen, um viele Karten zu schützen und wenige nehmen zu müssen. Doch niedrige Karten schützen auch vor dem Nimm-Zwang. Denn wer eine 2 spielt, darf alle Karten mit dem Wert 3 oder höher liegen lassen – außer sie zeigen die gleiche Farbe! Früher oder später ergeben sich lange Paraden und somit der Zwang, die eine oder andere Karte zu nehmen.

Wer Karten aus der Parade „vertreibt“, muss diese vor sich auslegen. Zunächst gilt: Jede Karte zählt ihren aufgedruckten Wert als Minuspunkte. Da möchte man freilich vor allem die teuren Karten vermeiden. Doch wer in einer Farbe die meisten Karten sammelt, darf jede entsprechende Karte einfach als einen Minuspunkt zählen. Es gilt also die Mehrheitsverhältnisse im Blick zu behalten.

Das Spiel endet, wenn entweder ein Spieler alle sechs Farben gesammelt oder der Kartenstapel sein Ende erreicht hat. Nach einer letzten Runde muss jetzt jeder noch zwei der verbleibenden Handkarten spielen und seiner Auslage hinzufügen. Auch hierauf gilt bereits rechtzeitig hinzuspielen – denn wer in „kurzen“ Farben (in denen jemand anderes die Mehrheit hält) jetzt hohe Zahlenwerte hinzufügen muss, kann sich nochmal dicke Miese einfangen. Oder gelingt es, doch noch die Mehrheit zu holen?

Einmal bei einem Spieletreffen kennen gelernt, zog uns der einfache, aber trickreiche Mechanismus von Parade gleich in seinen Bann. Das Thema im Wunderland wirkt vielleicht im ersten Moment aufgesetzt – doch die Begegnung mit den bekannten Figuren aus dem Literaturklassiker passt irgendwie zu dem ungewöhnlichen Mechanismus. Passend dazu bietet die englische Spielregel etwas Vokabeltraining an: „Wonderland, being a little topsy-turvy, the winner is the player with the lowest score“ (dt. in etwa: Im Wunderland geht es drunter und drüber, und daher gewinnt der Spieler mit den wenigsten Punkten).

Eine direkte Strategie drängt sich nicht auf – vielmehr gilt es auch, aus den Handkarten und der aktuellen Parade das Beste herauszuholen. Man kann Glück haben, wenn der vorherige Spieler Karten abräumen muss, die man sonst selbst hätte nehmen müssen. Oder eben Pech, dass dieser sich mit einer günstigen Karte aus der Affäre ziehen konnte. Es gilt auch zu spekulieren: Denn wer weiß, was man so nachzieht? Kann man mit den zwei zum Schluss zu Bild von 1 von 3 Paraden
Prädikat
:
1 von 3 Paraden
spielenden Karten womöglich noch eine Mehrheit sichern? Dann ist deren Wert ziemlich egal, denn wenn der Plan gelingt, zählt jede Karte nur einen Punkt. Oder versucht man, möglichst kleine Karten zurückzuhalten, um den Punkteverlust direkt in Grenzen zu halten?

Mit einfachen Mitteln werden die Spieler mit einem trickreichen Kartenspiel überrascht. Schön, dass wir die Schachtel mit der gelb funkelnden Grinsekatze nun in unserem Regal beheimaten dürfen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.