Erstveröffentlichung im März 2010 in der Fairplay 91.
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Wie wohl die Dame heißt, die im Spiel SULTAN des Namensgebers Edelsteine erhalten soll? SUL…eika? Nein, das war die Dame, die in einer merkwürdig anmutenden Geschichte ihren Händler aussandte, um den Markt mit Teppichen zuzukleistern. Richtig glaubhaft finde ich auch die einleitende Story bei SULTAN nicht. Dort ist die Rede von Schatzmeistern, die eine wertvolle Juwelensammlung zusammenstellen wollen, um den Chef zu beeindrucken. Doch weshalb werden die Edelsteine dann wie Betthupferl auf die Kopfkissen gelegt? Denn die Spielpläne sehen irgendwie aus wie Schlafzimmer oder besser -kabinen.
Eine Kollektion an Juwelen zu erwerben geht bei SULTAN ganz leicht. Je nach Spielerzahl werden zwei oder drei bunte Steinchen ausgelegt. Dabei trifft der Startspieler die Wahl aus je einem Stein mehr und darf somit das Angebot etwas beeinflussen. Die Werte variieren zwischen einem und fünf Punkten. Doch der innere Wert eines Steines ist nicht alles. Wer genügend viele Exemplare derselben Farbe sammelt, erhält tüchtig viele Extrapunkte. Damit sind auch die vermeintlich billigen Klunker durchaus interessant.

Verdeckt bieten die Spieler nun mit je einer Karte im Wert zwischen 1 und 15 auf die Glitzersteine. Freilich sorgt das Spiel für Konflikte, sonst wäre es ja langweilig. Das Angebot reicht nicht für alle Spieler aus. Ein Spieler geht leer aus, zu fünft sogar deren zwei. Im Konfliktfall gewinnt der höhere Wert, bei Gleichstand die früher gespielte Karte. Also lieber auf einen mittleren Stein bieten und hoffen, dass sich die anderen um die wertvolleren Angebote streiten? Vielleicht sogar unauffällig die billigen Steine einsammeln für viele Bonuspunkte?

Ferner werden die verfügbaren Karten portioniert. Je fünf Karten werden zufällig gezogen. Neue gibt es erst, wenn alle gespielt wurden. Dadurch weiß keiner, wann wer die hohen Karten zur Verfügung hat. Nach 15 Runden sind alle Karten gespielt, und es gewinnt der Spieler mit den meisten Punkten.
Vielspieler rümpfen die Nase. Hier ist nicht viel Einfluss, die verfügbare Kartenhand stellt eine große Einschränkung dar. Recht mechanisch kann eine Partie mit solchen Mitspielern verlaufen – oder gar grüblerisch, wenn die Karten genau mitgezählt werden. Doch in Runden mit Wenigspielern trumpfen der leichte Einstieg und die ansprechende Gestaltung mit den Juwelen im Schatzsäckchen auf. Die Konflikte werden in solchen Runden stimmungsvoll auf der emotionalen Ebene „du hast mich eben überboten, dir gönne ich jetzt diesen Stein nicht“ und mit einer tüchtigen Portion an Schadenfreude ausgetragen.

Kathrin Nos

POSTSCRIPTUM:

Bild von Sultan

Um mal wieder ehrlich zu sein: Ich finde Sultan total beknackt. In Kathrins Runden wurde es aber manchmal leicht wohlwollend aufgenommen, deshalb darf ich keine 0 von 3 Wandteppichen vergeben.

Es gibt nur ein Detail, das an Sultan wirklich erwähnenswert ist und das den einen Wandteppich rettet. Die Covergestaltung ist höchst originell gelungen. Dazu muss aber in die innere Schachtelfalz geschaut werden.
Bild von 1 von 3 Wandteppichen
Prädikat
:
1 von 3 Wandteppichen

Zusammen mit den drei anderen Seiten ergibt sich ein Panorama: Der Sultan wird von den Schatzmeistern mit Juwelen beeindruckt. Hochjauchzend kommen gleichzeitig die holden Schönheiten, vom Haremseunuchen verfolgt, aus ihren Gemächern angetrabt. Obiges Foto versucht die Situation zu illustrieren. Wer den Eunuchen aber im Detail sehen möchte, muss dann wohl doch Sultan erwerben.

Peter Nos

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