Es gibt Spiele die jedermann gern übersieht. Den meisten dieser Spiele geschieht dies auch zurecht. Manche Spiele scheinen jedoch ganz gezielt unscheinbar zu sein. Sie hoffen das begehrte Prädikat „Geheimtipp“ zu erlangen. Uptown ist ein schönes Beispiel für so einen Kandidaten. Schachtel und Thema sind so unaufdringlich, daß es schon kaum noch als Spiel wahrgenommen wird. Dabei ist schon das Thema etwas spezieller als beim typischen „romantische Verklärung der guten alten Zeit mit Händlern, Rittern und anderen Halunken“-Spiel.

Uptown

Doch lassen wir das Thema selbst sprechen:

Es war eine heiße Augustnacht in ’23 – „den wilden Zwanzigern“! Enzo und Alex steuerten UPTOWN für eine Nacht mit Blues, Blackjack, lebendig und fun again bei FRED’s. Sie zogen Zylinder auf, nahmen Gehstöcke, schnappten ihre Limousine, und sammelten YuYu auf, flapperschick gekleidet für die Neunen und mit ihrem blitzenden vierkarätigen Diamantring.

Plötzlich, aus dem Nirgendwo, erschien DIESE SCHACHTEL. Sie öffnenten sie und hörten: „Eure Mission ist es, eine vereinigte Gruppe zu erstellen. Es ist so einfach wie 1-2-3; eure ABCs beachten und vertraute Territorien vereinigen. Erreicht dies, ohne eure Begleiter einzufangen und euer Name wird für immer in UPTOWNs Ruhmeshalle leben!“ Ihnen wurde gesagt, dass wenn sie fehlten, diese Mission zu anderen entfernten Städten und Ländern weitergegeben würde. Da Sie nun DIESE SCHACHTEL in Ihrer Hand halten, sieht es so aus, dass die UPTOWN Mission nun die Ihrige ist.

Jegliche Übersetzungsfehler sind mir und keiner Maschine anzulasten. Bevor die Wogen der Aufregung ob grauseliger Übersetzungen mich überschwemmen, sei soviel zu meiner Verteidigung gesagt: Das Original klingt ebenso schräg, nur besser.

Der Spielplan weckt Sudokuerinnerungen der üblen Art: 9 mal 9 Felder, unterteilt in 9 mit Reihen, 9 Spalten und 9 disjunkte Quadrate. Damit enden zum Glück die Gemeinsamkeiten. Wie schon der Schachteltext vermuten liess, gewinnt der Spieler mit den wenigsten (!) Gebieten. Jeder Spieler hat ein Satz Plättchen mit den Buchstaben A,B,C..,I; den Zahlen 1,2,3…,9; neun verschiedenen Symbolen und einem Joker. Buchstaben werden in zugehörigen Reihen, Zahlen in Spalten und Symbole in die entsprechenden Quadrate gelegt. Wer am Zug ist, sucht sich eines aus fünf verfügbaren Plättchen aus und legt es in die passende Reihe, Spalte oder Quadrat. Nach 24 Runden und etwa sovielen Minuten steht ein Sieger fest. Dabei darf fast nach Belieben geschlagen werden, nur dürfen keine Gebiete zerlegt werden. Wenn zwei Spieler gleichviele wenigste Gebiete erreichen, gewinnt der friedlichere.

Uptown ist ein erfrischend kurzweiliges Spielchen. Schon in der ersten Partie wird es am Spieltisch heller und heller, wenn den Spielern so langsam eine trickreiche Glühbirne nach der anderen aufgeht. Denn viele taktische Kniffe sind möglich: Zum Beispiel sind längliche Gebiete, am Besten quer über das Spielfeld, mächtiger als geklumpte Flächen. Zwei Gebiete mit einer Lücke lassen sich schnell verbinden, wenn ein Gegner droht hindurchzustoßen. Manchmal ist es besser zu warten, bis ein Spieler ein Feld belegt hat – und ihn erst dann zu schlagen. Manchmal lohnt es auch, einen einzelnen Stein separiert den Mitspielern zum Frass vorzuwerfen und so ein isoliertes Gebiet loszuwerden. Da jeder Spieler 24 von 28 Plättchen spielt, ist es möglich vier zurückzuhalten – aber eben auch nicht mehr. Jedes Feld kann bis zu viermal vom selbem Spieler besetzt werden (Zahl, Buchstabe, Symbol und Joker).

Solche und andere einfache Überlegungen wecken Rufe nach weiteren Partien. Gleichermaßen eignet sich das Spiel für drei, vier und fünf Personen. Nur die Regel für zwei – jeder spielt zwei Farben – ist eher eine Krücke. Somit ist Uptown tatsächlich ein echter Geheimtipp und reiht sich in die viel zu kleine Klasse der empfehlenswerten abstrakten Spiele mit kurzer und knackiger Spieldauer wie Blokus und Rumis ein.

2 von 3 Diamanten

Prädikat
: 2 von 3 Diamanten

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