Einer unserer frühen Fehlgriffe vom Flohmarkt war Ferkelei von Reiner Knizia. Wir wandelten das Spiel schnell um in ein Ersatzteillager. Seinerzeit erwog Peter noch, erste Schritte als Spieleautor zu wagen. Doch die Wahl, das Spielmaterial von Ferkelei für ein Bietspiel zu verwenden, trug nicht sonderlich zur Motivation potenzieller Testspieler bei, und so verlegte er sich dann doch auch aufs Schreiben.

Zumindest grafisch hat das in Essen 2013 erschienene Sauschwer zumindest entfernte Anklänge bei Ferkelei genommen. Auch hier waren unsere Mitspieler leicht abgeschreckt vom Schweinehintern – pardon: „Schweinebacke“ – auf dem Bietchip. Doch die Idee von Sauschwer verdient eigentlich einen näheren Blick.

Bild von SauschwerIm Zentrum des Geschehens befindet sich Helmut die Birne das Schwein. Er sitzt entweder auf der einen oder der anderen Seite der Waage. Doch nicht um sich selbst zu wiegen, sondern um anzuzeigen, welche Seite zur Zeit die vermeintlich schwerere ist. Reihum müssen die Spieler eine ihrer Karten anlegen – immer auf der Seite, auf der Helmut nicht sitzt. Denn dieses ist ja die zur Zeit als „leichter“ akzeptierte. Auf diese Weise sammeln sich beiderseits der Waage nach und nach immer mehr Karten, deren auf der Rückseite dezent verborgenes Gewicht im Geiste abgeschätzt werden sollen.

Gefragt sein kann das Gewicht von einem Eimer von Uran – oder auch Fichtenholz oder Gips könnte sich in einem Eimer befinden. Der Vergleich dieser Substanzen untereinander klingt ja noch ganz realistisch. Doch was, wenn man all dies mit der kleinsten Glocke der Dresdner Frauenkirche vergleichen soll?!

Wer eine Karte anlegt, entscheidet: Ist die andere Seite nun so schwer geworden, dass Helmut umziehen muss? Oder reicht das hinzugekommene Gewicht noch nicht aus, um die Waage sich neigen zu lassen? Freilich dürfen die Mitspieler alle Entscheidungen anzweifeln. Jetzt tippen alle, auf welche Seite Helmut eigentlich müsste – übersetzt: Welche Summe an Gewichten höher ist. Wer richtig liegt, punktet – und zwar je mehr, desto größer die Zahl der Spieler auf der „Gegenseite“ der Waage. Minuspunkte einfahren können nur die Zweifler. Dieses Risiko verhindert allzu forsches Zweifeln.

Nachdem insgesamt acht Karten angelegt wurden, gibt auf jeden Fall noch jeder seine Schätzung ab, und dann wird aufgelöst. Nach sechs Auflösungen gewinnt, wer die meisten Punkte sammeln konnte.

Die zu schätzenden Gewichte sind kurios und machen so sehr neugierig auf das Spiel. Anzuraten ist es, zu Beginn die Karten gut zu mischen. Denn sonst müssen zunächst vielleicht alle verschiedenen Substanzen im Eimer, und als nächstes eine Reihe von Statuen oder Statuetten geschätzt werden. Genau diese Themenfelder finde ich etwas zwiespältig. Einerseits sind ähnliche Dinge besser untereinander vergleichbar. Andererseits bleibt die Abwechslung ein wenig auf der Strecke, wenn nur gleichartige Dinge gegeneinander abgeschätzt werden. Ein wenig mühselig ist auch die Rechnerei – während die Punktevergabe sehr schlank ist, müssen die Gewichte im Zahlenraum bis 1.000 addiert werden. Geübte Spieler schaffen das natürlich im Kopf, aber vor allem wenn es knapp ist, muss man schon mal genau nachrechnen.

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Prädikat
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Sauschwer ist eigentlich clever konzipiert. Neben den genannten inhaltlichen Herausforderungen verwirrt die eher biedere Grafik, die ein Anlocken von Testspielern eher erschwert. Hinzu kommt die Konkurrenz aus eigenem Hause – denn mit Finger Weg! hat Sauschwer im Bereich der Quiz- und Kommunikationsspiele einen großen Bruder, der den kleinen Helmut locker übertrumpft.

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