Twin Tin Bots

Vielleicht erinnern Sie sich noch an Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt, der Geschichte vom Roboterschüler Rob 344-66/III a, der mit Hilfe seines Freundes Tobias drei Prüfungsaufgaben lösen muss. Wenn nicht, ist das nicht schlimm. Nur erinnern mich die niedlichen Grinseroboterminiaturen eben an Robbi und das Fliewatüüt.

Während seiner Kickstarterkampagne verglich der Autor Philippe Keyaerts Twin Tin Bots mit [cref ricochet-robots-rasende-roboter] und Roborally, um die besonderen Eigenschaften seines Spiels hervorzuheben. Ähnlichkeiten hat das Spiel aber höchstens mit Roborally, da es dort auch darum geht Roboter zu programmieren, um auf einem Spielplan Chaos zu stiften. Vordergründig ist hier das Ziel Kristalle einzusammeln und zur Heimatbasis zurückzubringen. Der wahre Spaß liegt aber darin Mitspieler vom geplanten Weg abzudrängen.

Twin Tin Bots spielt sich viel leichter und schneller als Roborally. Jeder hat zwei Roboter im Spiel, und jeder dieser Roboter befolgt Zug um Zug fast das gleiche Programm, z.B. „Schritt nach vorne, Drehung nach links, dann noch ein Schritt nach vorne“. Es ist pro Spielzug nur erlaubt eine einzige Änderung an den beiden Programmen vorzunehmen, z.B. also „Drehung nach links“ durch den Befehl „Kristall grabschen“ auszutauschen. Damit ist jeder einzelne Zug rasch ausgeführt, und auf dem Spielfeld entsteht schnell eine interessante Dynamik. Denn die Roboter versuchen zunächst alle herumliegenden Kristalle aufzusammeln und in ihre Basis zurückzubringen. Dabei ist es aber erlaubt auch anderen Robotern die Kristalle wieder wegzugrabschen. Nur ist dazu ein Programm notwendig, das die Bahnen zweier Roboter kreuzen lässt, und dies ist offensichtlich nicht trivial.

Bild von Twin Tin Bots

Der Einstieg in Twin Tin Bots ist erstaunlich einfach. Das liegt auch an der erfreulich verständlichen Symbolik der Befehle und Programmpläne. Die ersten Bewegungen sind für Einsteiger zwar etwas überraschend, und nach einigen Runden des Chaos scheint daher kein Roboter seinem Ziel näherzukommen. Langsam passiert aber doch das Unausweichliche, und die ersten Erfolge geschehen. Nachdem die Spieler einmal den Dreh raushaben und mehr Kontrolle über ihre Roboter bekommen, nimmt das Spiel Fahrt auf und endet erstaunlicherweise wirklich nach einer vergnüglichen knappen Stunde. Auch in einer größeren Runde zu fünft oder sechst bleibt die Spieldauer überschaubar.

Twin Tin Bots erfordert etwas räumliches Vorstellungsvermögen und Mut zur Lücke. Wer kein Risiko eingeht, kommt unausweichlich immer zu spät zu den dicken Kristallen. Manchmal ist es natürlich ratsam eine Extrarunde zu drehen und darauf zu warten, dass sich zwei andere Gegner verhaken, um dann schnell als lachender Dritter zuzugreifen. Twin Tin Bots ist damit höchst interaktiv und rasant von der ersten bis zur letzen Minute. Alle bekannten Nachteile von Roborally sind elegant vermieden, und gerade der Zwang nur je einen Befehl ändern zu dürfen, erhöht den Spielreiz.

Von Philippe Keyaerts gibt es erstaunlich wenige Spiele. Doch diese sind gleichzeitig originell und elegant. Evo spielen wir immer noch gerne. Meines Wissens war Evo das erste Spiel mit dem allseits beliebten Übersteigerungsmechanismus, der auch in Vegas Showdown, Amun Re oder zuletzt Yunan zur Anwendung kam. Große Berühmtheit erlangte er mit dem eleganten Vinci und dessen Neuauflage Smallworld. Twin Tin Bots ist zwar wieder völlig anders. Aber genauso wie bei Vinci gelang es dem Autor eine Idee aufs Wesentliche zu reduzieren und eben nicht der Versuchung zu erliegen das Spiel unnötig aufzublähen.

Bild von 1 von 3 Hubschraubern
Prädikat
:
1 von 3 Hubschraubern

Zum ganz großen Spiel bietet Twin Tin Bots leider zu wenig Abwechslung. Es gibt zwar ein paar Erweiterungen, und auch Boosterbefehle bringen Überraschungen ins Spiel. Aber im Wesentlichen passiert nach ein paar Spielen nichts Neues mehr. Persönlich ziehe ich es wegen seiner Kürze und Eleganz trotzdem in allen Belangen dem etwas überlangen Roborally vor. Ein klein wenig liegt dies aber auch an den liebenswerten Grinserobotern.

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