Kleiner Städteurlaub gefällig? Wo soll’s denn hingehen? Im Katalog stehen Berlin, London, New York und Paris. Doch eigentlich sind alle Städte gleich. Diese Erkenntnis könnte am Ende einer Partie Cities stehen.

Hört sich an, als ob in der nun folgenden Besprechung mit Cities kurzer Prozess gemacht würde. Verriss und fertig. Denn was hat bitteschön ein Legespiel, bei dem es um große Flächen und geschickte Nachbarschaften geht, mit einer Städtereise zu tun? Erstmal reichlich wenig. Hört sich mehr nach einem abstrakten Spielprinzip an. Über den Spielreiz ist damit erstmal noch gar nichts gesagt. Das kommt aber noch, Weiterlesen unbedingt empfohlen, denn soviel sei verraten: Der erste Eindruck täuscht. Doch zunächst zum Spielprinzip. Die 24 Plättchen jeder Stadt unterscheiden sich nur durch die Grafik. Darf es der Eiffelturm sein? Oder die Tower Bridge? Oder der Funkturm? Einer darf sich nach Frankreich verspielen, der nächste nach England, und so weiter. Alle sortieren ihre Plättchen fein säuberlich nach den Zahlen, nur ein Spieler mischt, zieht und gibt damit für alle die Reihenfolge vor. Nicht alle Plättchen kommen zum Einsatz, so dass die letzten gezogenen Plättchen nicht berechnet werden können. Die erste Postkarte aus dem Urlaub geht damit an Peter Burley: „Lieber Peter, das Wetter ist schön, der See ist blau, und: Take it Easy! Cheers.“

Cities London

Innerhalb des quadratischen Rasters der Kantenlänge vier darf angelegt werden – über Kanten oder gar diagonal über Ecken. Jedes Plättchen zeigt vier quadratische Felder in zwei oder drei verschiedenen Farben. Da ist mancher Spieler versucht, auch mal versetzt anlegen zu wollen – doch dies ist nicht erlaubt. Eines von sieben Männchen darf auf dem soeben gelegten Plättchen seinen Platz finden – alternativ kann eine Figur bewegt werden. Da das Spiel mit drei Plättchen beginnt, ergeben sich 13 Möglichkeiten für das Ein- und Versetzen der sieben Figuren. Wer eine lukrative Fläche noch besetzen möchte, kann ausrechnen, ob es mit dem Erreichen des Zielgebietes noch klappt. „Lieber Klaus-Jürgen, auf den Wiesen und in den Städten treffen wir auf schlanke Menschen. Salut nach Carcassonne mit den breitbeinigen Männchen!“

Gewertet wird am Ende der Reise, wenn 16 Plättchen auf dem quadratischen Feld liegen. Jedes Männchen zählt: In den grünen Parks und gelben Sehenswürdigkeiten zählt jedes quadratische Feld einen Punkt. Figuren auf den roten Straßencafés punkten für Wasserfelder, die sie in gerader Linie überblicken können. Wer einen Schwierigkeitsgrad weitergehen möchte, schlägt den Sehenswürdigkeitsmännchen noch zusätzliche Punkte zu für Straßencafés, die an das hiesige Highlight angrenzen. Nach dem Motto: Nach dem anstrengenden Besuch im Louvre jetzt einen Café au Lait zum Entspannen. Und wer es noch komplexer mag, wertet auch die Parks auf.
Sie punkten dann durch angrenzende Wasserflächen, und Straßencafés berücksichtigen jetzt auch die Parks. Die so gestaffelte Punktevergabe erlaubt eine flexible Anpassung des Schwierigkeitsgrades. Für die erste Partie erklärt man die einfachen Regeln. Durch die kurze Spieldauer bleibt es praktisch nie bei einem Spiel. Je nach Geschmack kann man sogleich variieren und weitere Regeln hinzunehmen. Die Einkleidung ins Städtethema hilft beim Lernen der neuen Zusätze. Jeder Spieler hat stets die gleichen Voraussetzungen – schließlich gilt für alle dieselbe Reihenfolge beim Nachziehen. Was machen die anderen mit den gezogenen Plättchen? Direkte Wechselwirkungen gibt es nicht, doch sind alle so beschäftigt mit ihrem eigenen Aufbau, dass dies nicht sonderlich stört. Wer mag, kann sich sogar allein mit Cities beschäftigen – in unseren Runden wurde auch aus diesem Grund bereits mehrfach angefragt, ob wir Cities nicht mal verleihen könnten. „Lieber Heinz, in der Stadt ist es wie beim Würfeln. Bingo, möchte man rufen, wenn das nächste Plättchen sich passend einreiht. Alles Gute!“

Cities macht zunächst einen unscheinbaren Eindruck. Die Zusammensetzung weckt Erinnerungen an andere Spiele. Interaktion gibt es nicht. Doch die Mischung passt und stellt die Spieler vor eine reizvolle Optimierungsaufgabe im selbst gewünschten Schwierigkeitsgrad. Die Städteplanung bietet genug Herausforderung, um bei jeder Partie von neuem gerne zu knobeln, die Plättchen zu drehen und zu wenden, sich Gedanken über die Platzierung der Spielfiguren zu machen. Durch das gleichzeitige Anlegen kommen nur dann Wartezeiten auf, wenn einzelne Spieler extrem lange überlegen. Manche Plättchen besitzen zwei direkt benachbarte Felder derselben Gebäudeart, nur mit diesen lassen sich Gebiete weit öffnen und besser erweitern.

Die anderen Plättchen erschweren die Bildung großer Flächen eher. Das lässt Spannung aufkommen: „Jetzt bräuchte ich ein Plättchen mit Parks!“ – um dann doch wieder Straßencafés und Sehenswürdigkeiten zu ziehen … Diese Gesamtmischung kann sich sehen lassen und sorgt für lang anhaltenden Spielspaß in den unterschiedlichsten Runden. Diese Reise sollte man nicht verpassen. „Lieber Martyn, so eine Städtereise hat doch was für sich! Vielen Dank für diesen Ausflug, bitte mehr davon. See ya!“

2 von 3 Touristen
Prädikat
: 2 von 3 Touristen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.