Beim Jupiter

Jedes Jahr gibt es Underdogs, die unter den zugleich erschienenen Neuheiten ein Mauerblümchendasein fristen. Sie erhalten keine Aufmerksamkeit, vielleicht auch zunächst zu Recht, vor allem wenn sie optisch nicht sonderlich viel hermachen. Doch manchmal erweist das eine oder andere kleine, unscheinbare Spiel einen langen Atem. So ist es uns mit Beim Jupiter ergangen, das 2008 in Nürnberg erschienen ist.

Zu Gast bei einem Spieleabend oder -treffen lernten wir die „göttlichen Sticheleien“ (Untertitel) kennen. Bei der nächsten Spielemesse in Essen hatten wir Mühe, ein Exemplar zu ergattern. Es war dort einfach nicht präsent. Wer jedoch nach diesem Artikel Lust auf das Spiel bekommen haben sollte: Eine Stichprobe bei Onlinehändlern ergab, dass es problemlos zu erhalten sein sollte. In Essen sind halt mehr die Neuheiten im Angebot, sowie einige Spiele, die das Jahr über im Gespräch oder im Ramsch gelandet waren.

Bild von Beim Jupiter

Beim Jupiter begibt sich in das Genre der Stichansagespiele. Die Regeln während des Ausspielens sind vollkommen stichtypisch: Eine angespielte Farbe muss bedient werden. Nur wer das nicht kann, darf eine andere Karte abwerfen oder mit Trumpf stechen. In jeder Farbe gibt es eine Gottkarte. Diese wird beim Ausspielen bewertet: Als höchste oder niedrigste Karte dieser Farbe. Das hilft ein wenig, um die Anzahl gewonnener Stiche feiner regulieren zu können. Das Opferlamm macht nie einen Stich und darf jederzeit zu einem Stich dazugelegt werden. Die beiden Götter Iuno und Iupiter in lateinischer Schreibweise machen hingegen immer den Stich – lediglich wenn sie sich treffen, lässt die früher gespielte Karte der anderen den Vortritt und damit den Stich.

Soweit noch nix Besonderes. Der Pfiff kommt durch die Punktekarten ins Spiel: Zu Beginn einer Runde wählt jeder Spieler verdeckt eine Karte aus. Gleichzeitig drehen alle um – die Farbe, die nun am häufigsten vertreten ist, bestimmt die Trumpffarbe. Damit ist ein Dilemma sofort klar: Wer eine Farbe zum Trumpf befördern möchte, sollte zugleich eine eigene Karte dieser Farbe opfern. Doch schlimmer noch: Eine 1 in einer Farbe mag zwar zur Trumpfbestimmung beitragen, doch wird sie nicht viele Punkte bringen.

Denn als Nächstes spekulieren die Spieler, wie viele Stiche sie machen werden. Wer voraussagt, fünf Stiche machen zu wollen, legt seine gebotene Karte an die Platzkarte für fünf Stiche. Wer später tatsächlich fünf Stiche erzielt, darf diese als Punkte kassieren. Wer eine hohe Karte – vielleicht mit 8 oder gar mehr Punkten? – geboten hat, darf sich den Erstzugriff sogar sichern. Allerdings mit dem Risiko, beim Verfehlen der Zielstichzahl als Letzter aussuchen zu müssen.

Wer also eine kleine Karte bietet, könnte also seine Pläne ändern, sobald ein Mitspieler eine hohe Punktekarte zu einem anderen Stichzahlgebot legt. Generell gilt: Wer sein Angebot verfehlt, muss nicht leer ausgehen – solange eine Karte für diese Stichzahl im Angebot ist. Das wirft einige eingeschliffene Gewohnheiten über Bord. Zugleich fällt ein Nachteil weg, den zumindest ich bei Wizard sehe: Bei diesem wohl bekanntesten Stichansagespiel werden die einzelnen Runden immer länger, da immer mehr Karten ausgeteilt werden. Zugleich ist der Glücksfaktor zu Beginn sehr hoch, weil nur ein Bruchteil aller Karten mitspielt. Dieses Chaos gefällt mir persönlich nicht so sehr. Anders unter Göttern Beim Jupiter: Da die punktespendenden Karten aus dem Verkehr gezogen werden, verkürzen sich die Runden immer stärker. Zugleich sieht man jederzeit, welche Karten von welcher Farbe bereits aus dem Spiel sind. Die Sonderkarten (Opferlämmer, Götterkarten der Farben, sowie Iuno und Iupiter) bleiben immer im Spiel und – ja, zugegeben: – sorgen auch für ein gewisses Maß an Unwägbarkeit.

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Prädikat
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1 von 3 Nebengöttinnen

Beim Jupiter ist in mancher Hinsicht ungewöhnlich. Es ist zudem nicht leicht zu erklären, so benötigt die Spielregel ein großes, gefaltetes Blatt, das auf beiden Seiten bedruckt ist. Die ersten Runden gehen noch nicht so leicht von der Hand, vor allem das Reservieren von Punktekarten sorgt für viele Nachfragen. Doch sobald dies überwunden ist, bleibt Beim Jupiter durch seine unscheinbar ungewöhnlichen Mechanismen in Erinnerung. Und ist es wert, mal wieder aus dem Spieleregal gezogen zu werden.

Ein Kommentar

  1. Stimmt – das Spiel war bei uns einige Spieleabende lang auf dem Tisch und hat immer Spaß gemacht, gerade weil es diese ungewöhnliche Trumpfbestimmung hat. Sollten wir vielleicht wirklich mal wieder spielen….

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