Dixit Odyssey

Unsere Erfahrungen mit [cref dixit] sind so vielfältig, dass allein die Anekdoten hierzu ganze Artikel füllen könnten. Das reicht von der seinerzeit Achtjährigen, die vollkommen gleichberechtigt mit ihren Eltern, Brüdern und uns mitspielte – und tolle Einfälle hatte! – bis hin zum über 80jährigen. Oder hinreißende Ideen von Mitspielern zu Bildern, die ich nach diesen Partien plötzlich mit ganz anderen Augen gesehen habe. Dixit hat uns emotional berührt und ist uns ans Herz gewachsen. Dixit ist und bleibt damit für mich ein würdiges Spiel des Jahres 2010 – auch wenn es anscheinend Jury-Mitglieder gibt, die anderer Meinung sind und woanders durchblicken lassen:

[…] dass auch einige Jury-Mitglieder mit Preisträgern der vergangenen Jahre nicht ganz glücklich waren.

Ich jedenfalls stehe nach wie vor zur Wahl von Dixit. Kein Wunder also, dass wir nach Erscheinen von Dixit Odyssey neugierig auf die neuen Bilder – und auch auf die Varianten – waren.

Bild von Dixit Odyssey

Dixit Odyssey wird genauso gespielt wie Dixit. Wie schon bei Dixit 2 gilt: Mit neuen Bildern kann Dixit wieder aufs Neue erlebt werden. Und damit sind die neuen Bilder sicher das wichtigste Element der Odyssey-Ausgabe. Außer der Grafikerin Marie Cardouat, der die grandiosen Bilder aus Dixit und Dixit 2 zu verdanken sind, trägt nun auch Pierô (Pierre Lechevalier) zur Grafik bei. Von ihm wurden u.a. [cref ghost-stories] und [cref dice-town] illustriert. Leider schweigen sich Spielschachtel und -regel darüber aus, wer von beiden welchen Anteil bzw. welche Karten gestaltet hat. Hier hätte ich mir – ähnlich wie bei z.B. [cref dominion] (auf jeder Karte ist der Grafiker genau vermerkt) – einen genaueren Nachweis gewünscht. Werden Karten aus verschiedenen Sets (Dixit, Dixit 2, Dixit Odyssey) gemischt, ist es wegen fehlender Markierung nachträglich nicht mehr ohne weiteres möglich, eine Karte ihrem Ursprungsspiel zuzuordnen.

Materialtechnisch hat sich die Odyssey gegenüber ihrem „Mutterspiel“ emanzipiert. Für die Karten von Dixit und Dixit 2 wurde genügend Platz in der Schachtel geschaffen, so dass alle drei Sets gemeinsam aufbewahrt werden können. Der Spielplan mit seiner Zählleiste hat sich aus der Schachtel gelöst. Er wird nun ausgelegt und bietet nummerierte Ablageplätze für die Karten. Früher half nur die Verwendung nicht benötigter Zahlenplättchen, um den Karten eine eindeutige Nummer zuzuweisen. Anstelle von Plättchen erhält nun jeder Spieler eine Tafel, auf der die Tipps mit einem Pin vermerkt werden.

Doch wie bringt man die Markierung per Pin sinnvoll an? Das Teil will nämlich nicht in der Vertiefung halten. Die naive Herangehensweise – den Pin in das Loch stecken – scheitert jedenfalls. Das Loch ist zu groß, um den Pin zu fixieren, und dessen „Bein“ ist zu lang – der Schwerpunkt liegt also über dem Loch, und der Pin fällt um. Zwei Lösungsansätze wurden in meinen Runden erarbeitet. Nummer 1: Die Tafel in der Hand halten und den Pin so einstecken, dass sein „Bein“ nach hinten herausragen kann. Nummer 2 (mein Favorit): Den Pin von hinten in die Tafel stecken. Die Tafel steht dann etwas schräg, aber der Pin wird durch das Gewicht der Tafel fixiert. Alles in allem aber deutlich unpraktischer als die Tipp-Plättchen – die Umstellung ist wohl vor allem der Tatsache geschuldet, dass bei Odyssey nunmehr bis zu 12 Personen mitspielen können. Entsprechend musste das Material für die Tipps aufgestockt werden.

Zwei Änderungen bei der Punktevergabe gilt es zu vermelden. Wie schon bei Dixit 2 wird in der Regel vorgeschlagen, bis zum Erreichen der Marke von 30 Punkten zu spielen. Diese Änderung ist insofern klein, als dass dies sowieso in etwa die mittlere erreichte Punktezahl schon bei Dixit war. Beschränkt wurde die Punktzahl für Tipps auf Karten, die nicht vom Erzähler stammen. Wir erinnern uns: Lege ich als Mitratende eine Karte zum Thema des Erzählers, die Tipps einfängt, erhalte ich für jeden Tipp einen Punkt. Nicht mehr bei Dixit Odyssey – ab jetzt werden maximal drei Punkte ausgeschüttet. Auch hier ist die auf bis zu 12 Personen gestiegene Spielerzahl wohl der Auslöser. Für sieben oder mehr Spieler gilt übrigens: Jeder darf zwei Tipps abgeben. Die Chance auf einen Treffer steigt damit. Freilich werden bei zwei Tipps auch zwangsläufig Punkte für Mitspieler vergeben. Wer sich ganz sicher ist und auf den zweiten Tipp verzichtet, erhält im Erfolgsfall sogar einen Extrapunkt.

Das war viel Analyse und Faktenwiedergabe. Was kann das Spiel nun, wie sind die Bilder? Nur wenn das Kernelement – das Bildmaterial – weiter zum Träumen einlädt, Assoziationen weckt, Geschichten erzählt und die Spieler anregt, wird Dixit Odyssey an den Erfolg seiner Vorgänger anknüpfen können. Unsere Spielerunden nahmen diese neue Edition begeistert auf. Wenn wir es mitbrachten, forderten sie sogleich eine Partie. Auch mit mehr als sechs Personen konnten wir gleich einige Spielerfahrung sammeln. Dabei merkten wir, dass die Punktevergabe einige Zeit und Administration in Anspruch nimmt – es dauert einfach länger, da der Aufwand mit der Zahl der Spieler zunimmt. Zu den Grafiken kommentierten einige Mitspieler, dass es ihnen spontan schwerer fiel, unterschiedliche Dinge zu assoziieren. Manche Bilder boten ihnen weniger Raum für verschiedene Herangehensweisen. Liegt es daran, dass die Bilder beim originalen Dixit ingesamt detailreicher erscheinen?

Zwei weitere Spielvarianten werden in der Spielregel angeboten. Beide sind insbesondere für größere Spielrunden konzipiert. Wir stehen hier vor einem Dilemma: Unsere Testrunden waren neugierig und hungrig auf die neuen Bilder. Für eine Rezension konnten wir also leicht genügend Partien absolvieren. Doch Raum für die Varianten blieb dabei nicht. Eine Bewertung kann ich dabei nicht vornehmen, lediglich die Reaktionen der Mitspieler schildern. Bei Party-Dixit geht es mehr darum, auf die Bilder mit den meisten Tipps zu tippen. Punkte gibt es für Übereinstimmungen. Kommentar meiner Mitspieler: Das lenkt ab von der Originalidee des Erzählers – gerade die Beschäftigung mit den möglichen Gedankengängen des Erzählers gefällt uns aber so gut. Bei Team-Dixit spielen Zweier-Teams zusammen, in denen ein Spieler die Karte zum aktuellen Thema auswählt und der andere tippt. In unseren Runden wünschte sich jeder eine eigene Kartenauswahl und Tipp-Entscheidung.

Langer Rede, kurzer Sinn: Die Odyssey bietet neue Karten und somit einen schönen Anlass, sich wieder und wieder in die Gedankenwelt von Dixit zu begeben – bei nicht mehr als sechs Spielern am besten mit den Original-Tipp-Plättchen anstelle der neuen Pins. Und für Dixit 3, 4, …, n wünschen wir Nußlocher Spieler uns wieder Zusatzkarten in der kompakten Schachtel wie bei Dixit 2.

3 Kommentare

  1. Ich habe noch gar kein Dixit. Empfiehlt es sich, mit der Odyssee/y einzusteigen? Oder doch mit dem pöppelprämierten Original?

    • Hallo Florian,

      vielleicht kann dir die gewünschte Spielerzahl einen Anhaltspunkt geben. Im Original-Dixit ist Material für bis zu sechs Spieler enthalten. Mit der Odyssey können bis zu zwölf Spieler teilnehmen.

      Meiner Meinung nach liegt die beste Spielerzahl für Dixit bei vier bis fünf Personen. Für diese Spielerzahlen würde ich persönlich das Original empfehlen. Wenn es dir dann gut gefällt, kannst du immer noch mit Dixit 2 und/oder der Odyssey erweitern.

      Alles Gute und viel Spaß mit Dixit wünscht
      Kathrin.

  2. Interessante Rezi. Probably the manufacturers can’t justify another add-on. Expansions do not sell as well as complete games. Unfortunately, they were not able to copy their original success with Dixit. Ich glaube ich kann Odyssey überspringen.

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