Essen zu zweit

Seit Essen waren wir nicht untätig, haben uns weiter durch den Stapel an Neuheiten gespielt. Ausführlicher kennen gelernt haben wir etwa schon Deus, das Peter in der kommenden Fairplay besprechen wird. Doch es gilt immer die Entscheidung zu treffen: Erstmal die Neuheiten weiter kennen lernen? Oder schon für Rezis intensiv einzelne Titel spielen? Wir waren bisher eher vielfältig unterwegs. Und haben dabei zwei Messe-Trends ausgekostet. Einer davon lautet: Zwei-Personen-Spiele!

Naturgemäß blieben die Spiele für zwei Spieler für unsere [cref nichtreprasentative-auswahl-von-spielen-die-einigen-spielern-gefielen-oder-der-linke-stapel] unberücksichtigt. Denn wir verbringen die Woche nach Essen zu viert – und haben nicht wirklich Lust, uns dann in zwei Zweier-Gruppen aufzuteilen (außer für die obligatorische Partie „Game’s Up!“, versteht sich). Bei der feierlichen Einsortierung der Neuheiten in unser Spieleregal fiel uns dann auf, wie viele Zwei-Personen-Spiele wir aus Essen mitgenommen oder zugeschickt bekommen hatten!

Unter den Zwei-Personen-Spielen befindet sich ein kleines Juwel: The Ravens of Thri Sahashri. Nach Villannex und See Know Buzz hatten wir eher wieder Zweifel gehabt, ob es mit den japanischen „Geheimtipps“ noch so weit her sei. Thema und Mechanismus der „Ravens“ in wenigen Sätzen zu schildern ist knifflig. Einer spielt den aktiven, der andere den passiven Part. Der aktive Spieler bastelt an einer Auslage, die am Ende einer Runde nur solche Farben enthalten darf, die in der zunächst verdeckten Auslage des passiven Spielers vorkommen. Letzterer wählt Karten aus der Auslage und versucht so, dem aktiven Spieler Informationen zu vermitteln. Ein wenig erinnert dies an ein asymmetrisches Hanabi mit einem sehr exotischen Thema. Nach der ersten Partie haben wir lange gemeinsam darüber nachgedacht, welche Möglichkeiten man hat und weshalb dies so reizvoll ist.

Als Schwergewicht – sowohl von der Komplexität als auch vom Gewicht her – haben wir Arler Erde mitgebracht. In unserer ersten Partie ging uns der Mechanismus gleich gut von der Hand. Und wenn wir den Autorennamen erst im Anschluss an die Partie hätten raten dürfen, hätte ich mir sehr gute Chancen auf einen Treffer ausgerechnet. Die Anleihen ans Spielgefühl von anderen Spielen von Uwe Rosenberg sind unverkennbar, doch enthält es erneut genügend neue Spielelemente, um uns zu fesseln. Darunter zum Beispiel die Veredelung von Gütern durch Transport, sowie die Einbeziehung von Lieferungen in die friesischen Städte (um feinsinnig zwischen ost- oder nordfriesischen Städten zu unterscheiden, sind wir wohl zu weit im Süden).

Ein weiteres Highlight im komplexeren Bereich sind die Jäger und Späher von Gerhard Hecht bei Kosmos. Den Autor kennen wir bereits von [cref kashgar], nun dürfen wir verschiedene Personen der Steinzeit-Kommune dirigieren, um schneller als der Gegenspieler an die benötigten Siegpunkte zu gelangen. Eine Parte mit den Einsteiger- und eine mit den Fortgeschrittenenregeln haben wir absolviert und nicht annähernd das Gefühl, alle Feinheiten erfasst zu haben. Klar, man kann so seine Ziele verfolgen. Kurzfristig den anderen zu ärgern gelingt auch prima, etwa die letzten Stein-Ressourcen abdecken oder schneller das Fleisch nach Hause zu schaffen. Wie man sich prima mit einer sehr schlechten Variante der Hunger-Strategie von [cref stone-age] kaputt spielen kann, haben wir ebenfalls ausprobiert. Merke: Immer die Hungermarker im Blick behalten! Und weiter jagen und spähen.

Aus der leichtgängigen Ecke stammen die drei „Kuh“-Spiele von Reinhard Staupe beim Nürnberger Spielkarten-Verlag. Ein Karten- und zwei Würfelspiele laden zu kurzweiligen Partien ein. Bei Zum Kuhkuck gilt es, beim Kartenaufdecken nicht die unter Strom stehende Kuh zu erwischen, sondern rechtzeitig aufzuhören. In Kuh Vadis kreuzen die Spieler die Felder auf dem gemeinsamen Blatt an, um als erste die eigenen drei Startfelder zu verbinden. Die Felder zeigen die Zahlen und Kühe, und um sie anzukreuzen, muss man Drillinge (Zahl) oder Zwillinge (Kühe) mit fünf Würfeln erreichen – bei Vierlingen erhält man einen weiteren Zug! Und um bei Kuhlorado die Nase vorn zu haben, gilt es aus einer Auswahl von zwei Würfeln passende Felder anzukreuzen und in den Wertungen wie „die meisten Felder um den Trog“ oder „Mehrheit entlang der Randseite“ den Gegner zu übertrumpfen. Das ist angenehme, lockere Kost für zwischendurch!

Für uns eine weitere angenehme Überraschung war Patchwork von Uwe Rosenberg. Der eigene Spielplan soll mit den zuvor in einem Rundkurs angelegten Flicken möglichst lückenlos aufgefüllt – pardon: genäht – werden. Für das Einnähen eines Flickens muss dieser in Reichweite der eigenen Spielfigur stehen, die sich immer im Uhrzeigersinn weiterbewegt. Die gesamte Information liegt von Anfang an offen. Jeder Flicken kostet Knöpfe und Zeit. Manche Flicken zeigen Knöpfe, und diese führen zwischendurch zur Auszahlung, alternativ gelangt man durch Passen an Nachschub. Richtig planen und geschickt bauen – diese Kombination gefiel uns!

Abstrakt geht es zu bei den Oklahoma Boomers. Da wir [cref cities] – und auch den Nachfolger [cref limes] – sehr mögen, waren wir sehr gespannt auf das neue Spiel von Martyn F. Bei den Oklahoma Boomers geht es um das Abstecken von Bauland. Ein bisschen Packeis am Pol trifft Grundzüge von Go. Uns hat diese Kombination noch nicht vom Hocker gerissen, spielen es aber weiter. Rezi folgt, allerdings wissen wir noch nicht, ob hier oder in der Fairplay. Letztere hätte bei dem großen Angebot an Spielen zu zweit dringend eine Wiederbelebung der Rubrik „Jeux de Deux“ verdient.

Nicht anfreunden konnten wir uns mit Canopy Walk, oder womöglich haben wir auch was falsch gespielt? Einer spielt die hellen Wege, der andere die dunklen. Punkte gibt es vor allem, wenn es gelingt, die Wege von einer Spielfeldseite zu einer der drei anderen zu führen. Wer in Sackgassen endet, punktet zwar auch, aber deutlich sparsamer. Doch man darf dem anderen in den Weg bauen und so manchen Plan damit zerstören. Uns hat es etwas an eine eher destruktive Spielweise bei [cref san-francisco-cable-car-metro] erinnert.

Um es noch einmal zu betonen: Meine Beschreibungen basieren auf einer oder nur wenigen Partien. Solche Spielerfahrungen bringen es mitunter mit sich, dass sich unsere Meinung nochmal ändert. Auch kann ich damit noch keine Aussage zum Langzeitspielspaß machen. Lediglich zur Spielbarkeit zu zweit ist sicher: Diese ist in allen Fällen gegeben, und es ist die beste Spielerzahl für diese Spiele.

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