KRIMI total – Die Legende der Sturmklinge

Seit einigen Jahren spielen wir um den Jahreswechsel herum ein Krimi-Rollenspiel. Diese gute alte Tradition setzten wir auch in 2010/2011 fort. Der neueste Fall von Krimi Total entführte uns ins Reich der Fantasy. Unsere Mitspieler, die zum Teil auch Mitglieder unserer monatlichen Rollenspielrunden sind, waren entsprechend euphorisch – und so trafen wir uns insgesamt zu zehnt und mussten sogar eine optionale Rolle bemühen.

Wie immer gilt: Das Lesen dieser Rezension verrät nichts über den Tathergang und schuldige Personen.

Teil des Spaßes beim Krimirollenspiel ist die Vorbereitung. Unter unseren Mitspielern sind einige, die gerne auf Mittelalterfeste gehen und sich daher auch Gedanken um ihre Gewandung machen. Entsprechend ausgefeilt waren daher die Kostüme. Fotos können betrachtet werden bei unserem Mitspieler Michael (die Fotos sind am Anfang des Artikels, aber weiter unten gilt: „Spoiler Alert“ beachten!).

Kulinarisch haben wir versucht, uns dem Thema anzunähern. Daher gab es Salat garniert mit Weintrauben und Kastanien, einen deftigen Eintopf aus Möhren, Kartoffeln und Äpfeln mit kräftigem Roggenbrot, sowie zum Nachtisch Bratäpfel – alles stand praktisch servierfertig bereit und musste nur noch erwärmt und aufgetragen werden. Dass vor allem Kartoffeln erst vermutlich im 16. Jahrhundert – und damit nach dem Mittelalter – nach Europa gelangten, braucht uns in einem Fantasy-Setting sicher nicht zu stören. Zünftig zu trinken gab es Apfelwein, Bier und Wasser. Eine gelungene Kulisse, um sich auf die Burg der Fischer zu begeben und den „Rat der Neun“ nachzuspielen, der über das Vorgehen gegen den bösen Magier Nemetor und seine Armee der Untoten entscheiden soll.

Wie immer bei Krimi Total erhielten alle Beteiligten schon ein paar Wochen vorher zur Vorbereitung ihre Rollenbeschreibung. Genaue Informationen gaben Aufschluss, ob die eigene Rolle immer die Wahrheit sagen muss – oder an welchen Stellen gelogen werden darf. Die Person, die den Mord begangen hat, darf grundsätzlich lügen. Das macht ihre Rolle meist recht anspruchsvoll. Denn improvisiert sie zu kühn, gerät sie in Gefahr eines Widerspruches. Womöglich weiß ein Mitspieler gerade ein entscheidendes Detail genau anders. Doch natürlich hat so manch andere Rolle auch ihre dunklen Seiten. Und so kann es bei einem Fall von Krimi Total immer vorkommen, dass auch andere Personen unter bestimmten Umständen lügen dürfen. Auch besteht die Möglichkeit, dass kleinere Handlungsstränge zu persönlichen Spielzielen führen. Dadurch sind die einzelnen Rollen so stimmig mit unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen ausgestattet, dass die dichte Interaktion sich praktisch von alleine ergibt.

Der Aufbau der Fälle von Krimi Total ist immer gleich: Nach einer Vorstellungsrunde erhalten die Spieler ab der zweiten Runde Informationen, die im Gespräch mitgeteilt werden müssen, soweit sie andere Rollen betreffen. In einer Gerüchte- sowie zwei weiteren Hinweisrunden gelangen immer mehr Details ins Spiel. Dadurch ist die Menge an Informationen gut portioniert. Jede Rolle muss etwas beitragen und wird auf diese Weise gut eingebunden. Durch den Wechsel in eine neue Runde gelangt wieder Diskussionsstoff ans Licht. Die Spannung bleibt über die gesamte Spieldauer von vier Stunden damit immer hoch, niemand mag den Tisch verlassen, um auch ja nichts zu verpassen.

Bild von Legende der Stumrklinge

Als in einer Fantasy-Welt angesiedelter Fall greift Die Legende der Sturmklinge freilich einige Klischees auf. Der Barbar zeigt seine Muskeln, der Zwerg vertritt als Schmied dasjenige Volk, das die Namen gebende Sturmklinge einst erschuf, die Amazone verkörpert ein stolzes Volk von Kämpferinnen, usw. Durch viele kleine Wendungen in der Geschichte gelingt es jedoch, dies mit Humor und einem guten Schuss Ironie zu betrachten. So viel sei ohne Spielverderben verraten: An der Fassade so manch holder Gestalt wird tüchtig gekratzt! Durch die Gerüchte in der dritten Runde werden einige Fährten gestreut, die nicht alle in die richtige Richtung deuten müssen.

An unserem Abend konnte eine Person keine ausgearbeitete Rolle einnehmen. Nur für neun Personen ist Material enthalten, wobei eine davon als Ermittler optional ist. Von der Homepage von Krimi Total luden wir eine Liste mit optionalen Charakteren herunter, aus denen sich unser Mitspieler Roland die Rolle von Talmien dem Alchemisten aussuchte. Diese Rolle hat nur wenige eigene Informationen. Während die anderen Spieler ihre Hinweise lesen, heißt es für diese Person also: Abwarten. Andererseits darf sie dafür die Beobachterrolle einnehmen und kann sich auf den Fall konzentrieren, ohne von sich selbst ablenken zu müssen. Um den Alchemisten besser einzubeziehen, haben wir ihn in der Gerüchterunde anstelle des Ermittlers mit Stoff zum Anheizen der Spekulationen versorgt. Alles in allem hat es unserem Alchemisten nach eigener Aussage trotz der Wartephasen viel Spaß gemacht, auf diese Weise mitzuspielen.

Anhand der Informationen war es gut möglich, die schuldige Person zu überführen. Diese wiederum hatte sicherlich keine leichte Rolle – umso mehr anerkennenden Beifall für ihre schauspielerische Leistung hat die reale Person am Ende des Abends von ihren Mitspielern erhalten. Das Vorlesen der Lösung, die natürlich auch einige kleinere Nebenhandlungen aufklärt, führte tatsächlich noch zu kleinen Überraschungen – nicht alle persönlichen Geheimnisse wurden durch unsere Gruppe gelüftet! Die angegebene Spieldauer von vier Stunden haben wir dieses Mal deutlich überschritten – selbst wenn man die Essenszeiten abzieht. Denn die genaue Sortierung der Informationen, wann wer was gesehen oder wo gewesen sein könnte, wurde sehr akribisch durchgeführt. Doch diese Zeit sollte auf jeden Fall eingeräumt werden, damit jeder das Gefühl hat, bei der Abstimmung, wer verhaftet werden soll, nicht etwas versäumt zu haben.

Insgesamt hat uns Die Legende der Sturmklinge einen sehr unterhaltsamen Ausflug ins Reich der Fantasy beschert. Bester Beweis war der Abschiedsgruß unserer Gäste: „Wir freuen uns schon aufs nächste Jahr!“

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