Powerboats

Bitte mitmachen: „Brrrrroummm, wrrroarrrr, crrrrrash!“ Danke sehr. Und jetzt bitte Platz nehmen für eine Partie Powerboats.

Wichtigstes Utensil: Dreiseitige Würfel. Moment, dreiseitig? Wie geht denn das bitteschön? Entlang der Längsachse sind die drei Seiten angebracht, die Kanten an den Seiten sind so abgerundet, dass das Würfelergebnis nach dem Rollen – das im wahren Sinne des Wortes zu nehmen ist – eindeutig die 1, 2 oder 3 an der oberen Kante anzeigt. Dies gibt die Geschwindigkeit des Bootes an. Der Start erfolgt mit einem Würfel („brrrrroummm“). Im nächsten Zug darf mit einem weiteren Würfel beschleunigt werden („wrrroarrrr“). In jedem weiteren Zug lautet die Entscheidung: Gleich viele Würfel beibehalten, einen dazunehmen, oder um einen reduzieren. Gerade das Bremsen kann sich schwierig gestalten, und so mancher ist mit zu hohem Speed in die falsche Richtung gedüst („crrrrrash“).

Powerboats

Selbst bei den auf 1, 2 oder 3 beschränkten Würfelwerten hört sich das arg glücksabhängig an. Doch weit gefehlt: Zwar müssen die Würfel immer noch einige Flüche aushalten, doch liegt die Entscheidung beim Spieler: Welche Würfel werden neu gewürfelt? Nur die zur Beschleunigung dienenden neuen Würfel müssen geworfen werden. Alle anderen dürfen auch aus der Vorrunde liegen bleiben. Das lässt einigen Raum für Taktik und vorausschauendes Fahren. Wer möglichst schnell fahren möchte, muss Risiken eingehen – und läuft damit in Gefahr eines „crrrrrash“. Denn auf dem Hexraster des Spielplans darf man nur zu Beginn des Zuges die Richtung beibehalten oder um 60° nach rechts oder links justieren. Wer zu schnell ist und auf Land prallen würde, muss den Weg des geringsten Schadens nehmen. Jeder Geschwindigkeitspunkt, der an Land verbrettert wird, kostet einen Schaden, und der vierte Schaden schmeißt einen aus dem Rennen. Wer auf diese Weise einen vorher ausgelegten Parcours rund um drei Bojen und zurück ins Ziel abgefahren hat, gewinnt das Rennen. In insgesamt drei Rennen wird im regulären Spiel der Sieger bestimmt – dabei geht es in jedem Rennen um mehr Punkte und erlaubt damit Aufholjagden selbst durch die Verlierer des Auftaktrennens.

Ob man in jeder Partie alle drei Rennen fahren muss? Hier zeigt sich Powerboats flexibel. Ein oder zwei Rennen bieten auch schon genug Spielspaß. Eine Steigerung kommt durch die Schwierigkeit ins Spiel. Die Positionen der Bojen sind so optimiert, dass in den späteren Rennen engere Kurven – oder größere Umwege! – verlangt werden. Damit werden die Navigation kniffliger und die Rennen härter. Ob sie auch spannender werden? Das liegt mehr in der Hand – oder oft auch im Mund – der Spieler. Wer vorhin beim „brrrrroummm“ mitgeübt hat, ist bestens gerüstet für das stimmungsvolle Rennen. Und wird alle drei Rennen bestreiten wollen.

Die Stärken von Powerboats liegen im Würfelmechanismus: Lieber die vorhandenen Zahlen nutzen, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden? Kostenpunkt: Womöglich der eine oder andere zusätzliche Zug, der sich mit Würfelglück herausholen liesse. Eine weitere Optimierung liegt in der Erkennung der „idealen Linien“ – denn wer auf gerader Linie über weite Strecken geradeaus und ohne Richtungswechsel unterwegs ist, kann richtig Gas geben. Im Gegenzug kann sich das Feld allerdings auch unverschuldet früh teilen. Muss jemand wegen eines unglücklichen Würfelwurfs – oder, wo wir bei Verschulden sind: Ungeschickter Navigation – in eine ungewünschte Richtung abbiegen, ist dies nur selten aufzuholen. Die Motivation der hinten liegenden Spieler sinkt dann – nicht zuletzt womöglich wegen der ungebremsten Schadenfreude der Kontrahenten – schon ziemlich früh wie ein Anker auf den Grund des Gewässers. Doch wenn sich spannende Verfolgungsjagden und Überholmanöver ergeben, steigt das Rennfieber!

Gleich noch eine Partie? Als Antwort gibt es hier nach der ersten Partie oft ein „JA!“,

1 von 3 Würfeln
Prädikat:
Einer von drei Würfeln

nach der zweiten oder dritten ein „Ja, okay“, danach womöglich nur noch ein gediegenes „Vielleicht“. Denn der Reiz zum Rennen, Überholen und Siegen ist zweifelsohne da. Der beidseitig bedruckte und aus sechs Teilen zusammengesetzte Spielplan lässt jede Rennstrecke anders aussehen. Doch nach ein paar Partien ist der Rhythmus in Fleisch und Blut übergegangen. Das Rauf- und Runterschalten der Gänge mit den Würfeln schleift sich ein. Der Blick ist geschärft für die „idealen Linien“. Und die Routine verdrängt den Reiz des Neuen. Das Ende dieser Saison naht. Ob in ein paar Monaten die nächste beginnt, können wir dann im Sommer überprüfen.

Ein Kommentar

  1. Sehr schönes Bild am Anfang. Das Würfel Bild mußte ich ein paar Sekunden anschauen vor ich ihn wahr nehmen könnten. Ach übrigens, diesen Sommer spiele ich auch mit. Vrooom! Vroom!

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