R-Öko

Wie gelingt es, Interesse für den Recyclinghof und das Sortieren von Müll zu erwecken? In der Einleitung der Spielregel wird – wohl in der Hoffnung auf etwas Pepp – flugs eine kleine Party eingeflochten. Des Nachts erwachen die weggeworfenen Gegenstände zum Leben und feiern mit Kakerlaken und Grillen ab! Ganz im Gegensatz zur Schachtel übrigens, auf der nur ganz nüchtern die Rede von Müllsortierung und dem Verkauf an den Recyclinghof ist.

Vier Müllsorten versprechen Ertrag auf den Recyclinghöfen. Vor diesen liegt der Müll zufällig durcheinandergewürfelt. Um diesen Müll zum „Sortieren“ aufnehmen zu können, sind die Spieler reihum am Zug. Vier Stapel für unterschiedliche Müllsorten bilden die Recyclinghöfe. In seinem Zug muss ein Spieler mindestens eine Karte als sortierten Müll an einem der Höfe ablegen. Im Austausch erhält er die davor liegenden, zufällig ausgelegten Karten als „unsortierten Müll“. Liegen nun vier oder mehr Einheiten des sortierten, ausgespielten Mülls am Hof, erhält der Spieler die oben liegende Geldkarte. In jedem Fall wird wieder unsortierter Müll vor den Recyclinghof nachgelegt – je mehr sortierter Müll bereits angehäuft wurde, desto mehr Nachschub gibt es.

Bild von RecoWas in der Beschreibung womöglich etwas verwirrend klingt, wenn man den Spielaufbau nicht direkt vor Augen hat, erklärt sich im Spiel selbst recht intuitiv. Vor den Höfen sammelt sich unsortierter Müll, den die Spieler auf die Hand nehmen und fein säuberlich getrennt an die passenden Höfe ausliefern. Ist genügend zusammen gekommen, wird ausbezahlt.

Drei Kniffe sorgen für einen ausgeklügelten Spannungsbogen: Erstens die Punktewertung. Von einer Müllsorte muss ein Spieler mindestens zwei Geldkarten sammeln, damit diese Farbe überhaupt in die Wertung gelangt. Einzelne Karten einer Sorte zählen keine Punkte. Zweitens die Punkteverteilung. Je mehr Geldkarten einer Farbe vergeben werden, desto mehr Punkte bringt die jeweils nächste. Eine Ausnahme bildet die Karte „-2“, die etwa in der Mitte des Stapels für einen kleinen Einschnitt sorgt. Denn Minuspunkte möchte freilich niemand kassieren. Drittens das Handkartenlimit. Je mehr Karten bereits an einem Recyclinghof liegen, desto mehr unsortierten Müll erhalten die Spieler als Handkarten. Doch nur fünf Karten sind erlaubt. Überzählige Karten müssen als „illegaler Müll“ abgelegt werden und zählen in der Endwertung als Minuspunkte. Doch wer keinen solchen Müll entsorgen muss, erhält einen Pluspunkt für jeden Spieler mit mindestens einem Minuspunkt aus der illegalen Müllwirtschaft.

Das Spiel endet, sobald alle Geldkarten einer Müllsorte und damit einer Farbe vergeben wurden. Das kann durchaus überraschend schnell der Fall sein. Nicht zuletzt deshalb resultiert ein hoher „Nochmal!“-Faktor. Denn oft genug fiebert man auf den nächsten Zug. Gerade hat man den unsortierten Müll so aufgenommen, dass die Auslieferung einer Müllsorte perfekt vorbereitet ist. Schnappt sich vorher ein anderer Spieler die angepeilte Geldkarte?Bild von 1 von 3 Müllbergen
Prädikat
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1 von 3 Müllbergen

Das Handkartenlimit kann langfristig nur einhalten, wer möglichst gleiche Müllkarten sammelt. Denn nur so gelingt es, in einem Zug viele Karten auf einmal auszuspielen. Doch das kann riskant sein, wenn plötzlich an den zugehörigen Höfen nur noch die „-2“ mit ihren Minuspunkten zu holen ist. Zusammen mit dem einfach zu verstehenden Kartenkreislauf hält R-Öko damit genügend Spannungselemente und abwechslungsreiche Entscheidungen bereit, um auch langfristig gut zu unterhalten. Selbst ohne Grill(en)-Party.

2 Kommentare

  1. Hmmm, nur 1 von 3 Müllhaufen? Ich hätte mehr gedacht. Aber vielleicht fehlt das Lust immer wieder zu spielen, wie bei Dominion. Was ich noch nicht raus hab ist wie man gewinnt. Es reicht nicht einfach keine illegale Müll zu kriegen. Das haben wir in unseren Patie gesehen. Wo ist der Haken?

    -Michael

  2. Hallo Michael,

    danke für deinen Kommentar. Unsere Bewertung „1 von 3“ hat eine hohe Bandbreite – da würde ich nicht von „nur“ sprechen 🙂 Den zweiten Müllhaufen mag u.a. der oft ähnlich verlaufende Spannungsbogen und auch der in der Rezension nicht thematisierte recht hohe Verwaltungsaufwand (ständiges Kartennachlegen!) verhindert haben.

    Alles Gute von
    Kathrin.

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