Spiel ’08: Sonntag

Sonntag, 26.10.2008: Vom letzten Messetag wollen wir nur kurz über weitere Spiele berichten. Vielmehr wollen wir noch ein paar bemerkenswerte Dinge abseits der Scoutpfade erwähnen. Aus Mangel an einer Verbindung ins Internet erscheint der Artikel leider erst am Montag.

Die Essener Spieletage ist nicht nur eine Messe für Spieler, sondern auch für Autoren, Händler und Verleger. Letztere spricht ein chinesischer Stand an, der für seine Spielefabrik mit automatischer Brettfaltemaschine wirbt.

Bereits am Samstag testeten wir Cities von Emma Games. Aus Zeitmangel flog es aus der Berichterstattung. Da sich der Verlag aber schon in unsere Hallenübersicht geschlichen hatte, wollen wir das Spiel nun doch noch erwähnen:

Der Verlag stellt nach Wadi im Vorjahr sein zweites Spiel vor. Wir testeten eine Variante an, in der jeder mit identischen Plättchen eine Stadt innerhalb eines 4 mal 4 Rasters auslegt. Klingelt es? Richtig, die Anleihe an Take it Easy ist unübersehbar. Die Plättchen haben eine quadratische, in vier Felder unterteilte Grundform mit unterschiedlichen Untergründen (Park, Terrasse, Wasser, Häuser). Diese versucht man in einigen Fällen zu großen Flächen auszulegen, in anderen benachbart zum Wasser – um die Aussicht zu genießen. Auf ein gerade gebautes Plättchen kann man Touristen einsetzen. Alternativ ist es erlaubt, Touristen auf bereits gebauten Plättchen um ein Feld zu bewegen. Am Ende des Spiels werden diese Touristen ausgewertet. Wegen der sehr knappen Erklärung spielten wir wohl eine eher unvollständige Version und ließen die eine oder andere Regel außer acht. Direkt vor der Auswertung hätten wir also ein überaus verhaltenes Fazit abgegeben, da uns diese falsch gespielte Version zu wenig abwechslungsreich erschien. Jetzt sind wir darauf gespannt, nach der korrekten Regel zu spielen und auch andere der im Spiel enthaltenen Varianten zu testen.

Es hat mal wieder fast 4 Tage gedauert bis wir unseren persönlichen Messegeheimtipp fanden. Es trifft nicht etwa einen Kleinstverlag und weder das Hall9000-Spielebarometer noch die Fairplay Scouts entdeckten das Spiel bisher. Vielleicht hat es ihnen auch nicht so gut gefallen. Uns überraschte Sutter’s Mill von Phalanx aber außerordentlich. Dort erscheinen seit einigen Jahren konsequent Spiele mit Wildwestthema.

Die Spieler bevölkern eine kleine Stadt und lösen einen Goldrausch aus. Es gilt sowohl in der Stadt zu agieren, als auch im Umland Nuggets zu suchen. Der Clou sind zwei Elemente: Einerseits entscheidet jeder Spieler für sich selbst, wann er seine Investitionen aus der Stadt wieder abziehen möchte. Denn der Goldrausch wird ein Ende haben. Wer dann noch Geschäftsanteile besitzt wird, mit vielen Minuspunkte bestraft. Andererseits sind gerade die Investitionen in Geschäfte die echten Punktebringer. Nur wer viel und lange investiert, wird viel erwirtschaften können. Damit steigt natürlich das Risiko einer totalen Pleite zu SpielEnde.

Der Investitionsmechanismus findet mit bekannten Pokerkarten statt. Das ganze Spiel enthält aber kaum Zufallselemente. Nur beim Nuggetschürfen braucht man ein klein wenig Glück, das jedoch nicht spielentscheidend ist. Ich werde versuchen, demnächst eine ausführliche Kritik dieses zumindest in der ersten Partie faszinierenden Spieles zu liefern.

Ein weiteres überaus lustiges Spiel ist Powerboats von Cwali. Das Bootsrennen wird mit dreiseitigen Würfeln simuliert. Wer immer am Zug ist kann sein Boot um einen Würfel beschleunigen oder abbremsen. Es ist dabei erlaubt einzelne Würfelergebnisse vom vorherigen Zug zu übernehmen. In einem Zug kann man nur geradeaus fahren. Zu Beginn darf das Boot aber um 60° gedreht werden. Der Mechanismus klingt merkwürdig, doch er funktioniert ziemlich gut.

Im letzten Jahr wurde die neue Technik mit Prototypen vorgestellt, in diesem Jahr kommt sie pünktlich zur Spielemesse – und damit natürlich auch rechtzeitig für das Weihnachtsgeschäft – auf den Markt. Die Idee: Eine Konsole, welche durch das Spiel leitet und die Züge der Spieler erkennt und auswertet. Das Gerät muss nur einmal gekauft werden. Weitere Spiele enthalten eine Speicherkarte mit allen benötigten Programmen und dem Sound, sowie Spielplan und weiteres benötigtes Material. Die Konsole rastet in der Mitte des Spielplans ein und führt durch das Spiel. In Essen wurden vier Spiele vorgestellt, darunter ein Taktikspiel von Reiner Knizia und das Spiel Freibeuter der Karibik von Alexander Pfister.

Das Spiel zu den am Samstag während der Partie Lungarno erlittenen Karaokeklängen wollen wir natürlich auch nicht verheimlichen. Zu meinem Glück verzichtete Kathrin darauf, ein Exemplar für Testzwecke anzufordern.

Damit ist das Ende der Messe und dieses Messeberichts erreicht. Etwa 25 Spiele spielten wir in den letzten Tagen und somit etwas weniger als im Jahr zuvor. Jetzt beginnt der zweite Teil des Spieleurlaubs: Sieben Tage Spielen in der Eifel. Wahrscheinlich werden wir die mehr als 50 Spiele im Kofferraum aber erstmals nicht alle in einer Woche testen können. Am Ende des Urlaubs melden wir uns wieder und können dann hoffentlich unser vorläufiges Resumee der Spieletage ziehen.

Bis dahin gibt es noch viele weitere Informationen bei der Poeppelkiste, Hall9000 und dem Reich der Spiele. Gerade letztere veröffentlichen meist sehr lesenswerte Berichte.

2 Kommentare

  1. Hallo Kathrin, hallo Peter,

    erst mal Gratulation zur „Spielerin des Jahres“ ähhh „Täterin des Jahres“ ähhhh …. du weisst schon. Ich freu mich für dich und bin sehr gespannt auf den neuen Lehmkeller 😉

    Der Bericht ist auch wieder total gelungen. Es gibt sehr schön auch meine Eindrücke wieder von der Messe, auch wenn Sutter Mill bei mir eher „schlecht“ abgeschnitten hatte, werde ich nach deinem Fazit wohl noch einen Versuch starten.

    Danke und schönen Urlaub.

    Jochen

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