Spiel ’09: Vorschau Teil 3

Nur noch eine Woche bis zur Spielemesse! Damit ist dies der vorletzte Vor-Messe-Beitrag. Kurz vor unserer Abreise nach Essen melden wir uns noch mit einem Artikel, bevor die Messetore öffnen. Danach wird hier bei Das-SpielEn.de „live“ von der Messe berichtet. Auf der Messe selbst sind wir übrigens am Stand der Fairplay (Halle 10, Stand 47) anzutreffen und stehen dort gerne für einen Austausch zur Verfügung – genaue Infos zu Datum und Uhrzeiten folgen noch.

Mit dabei in der Vorschau dieser Woche sind folgende Spiele:

Bild von Avalam
Avalam von Philippe Deweyes bei Art of Games für 2 Spieler:

Glücklicherweise gibt es mit MENSA eine Organisation die sich um die Belange der sehr klugen Leute kümmert. Bekennenderweise gehöre ich nicht zu dieser Gruppe. Deswegen verstehe ich wahrscheinlich auch nicht die Spielwertkriterien der sehr klugen Leute.

Nun wurde „Avalam“ die Auszeichnung „Mensa Select“ verliehen. Erwartungsgemäß ist es somit ein abstraktes Zweipersonen-Brettspiel mit mittelschönem Holzmaterial. Design und Spielmechanismus erinnern entfernt an ein banalisiertes „Dvonn“. Es gilt Steine zu stapeln. Nur der jeweils oberste Stein zählt als Punkt Dabei dürfen diese Türme nur fünf Steine hoch werden. Immer nur besetzte Nachbarfelder können bestapelt werden. Dadurch nimmt die Menge der Zugmöglichkeiten Zug um Zug rapide ab. Der Startaufbau ist zudem noch fest vorgegeben. Kluge Leute sehen vielleicht verborgene Kniffe. Für nicht ganz so schlaue Kerlchen wie mich erscheint das Spiel aber langweilig und weckt wenig Lust auf eine tiefere Beschäftigung.

Peter Nos

Bild von Chicago Gangsters
Chicago Gangsters von Jürgen Kiedaisch bei Kosmos für 3-3 Spieler:

Gangster sind flatterhafte Genossen, die ihre Loyalität wechseln wie die Unterhosen. Mal zieht der mit diesem und jener mit solchem – in der nächsten Runde wird wieder neu aufgemischt. Der zentrale Clou bei Chicago Gangsters besteht in den ständig neuen Koalitionen. Das Drumherum dreht sich um ein kleines Bietelement um Erträge und vor allem Siegpunkte. Ganz politisch inkorrekt gewinnt, wer den meisten Alkohol erhält. Klar, wir sind ja auch in Chicago!

Die ideale Besetzung besteht aus genau vier Personen. Runden zu dritt und zu fünft können auch nach Chicago reisen, doch funktioniert dies nur mit Sonderregeln. Um einen Ersteindruck zu erlangen, spielten wir zu viert. Zufällig werden die Spieler in jeder Runde auf die Seiten der Herausforderer und Verteidiger gelost. Schauplatz ist jeweils ein Stadtteil Chicagos. Die Herausforderer bieten zuerst mit den Ressourcen, die in diesem Teil der Stadt erlaubt sind. Neben den drei Kartensorten Waffen, Schmiergeld und Erpressung könnte eine Unterstützung durch Personen wie dem Spitzel oder gar Senator erlaubt sein. Mit einer kleinen Unsicherheit in Form einer verdeckten Karte geben die Herausforderer einen Wert vor. Die Verteidiger haben die Wahl: Raushalten oder übertreffen – oder retten, was zu retten ist. Die siegreiche Partei verteilt die Güter des Viertels untereinander – der Stärkere hat die erste Wahl. Konnte die unterlegene Partei den Angriff zumindest zur Hälfte abwehren, gibt es einen Trostpreis.

Explizit erlaubt und wohl auch gewünscht sind Verhandlungen: Ich gebe soviel, wie viel gibst du? Beide Partner bieten erst verdeckt und decken gleichzeitig auf – na, wenn das nicht dazu einlädt, sich tüchtig gegenseitig übers Ohr zu hauen! Doch vermutlich sind wir einfach viel zu abgewrackt – ohne ein Mindestmaß an Vertrauen gibt von uns keiner auch nur einen Zentimeter an Vorschuss. Also spielen wir mit offenen Karten – je nach erlaubter Sorte (nur Bestechungen erlaubt? Oder zumindest auch Waffen?) bleibt oft genug auch nur wenig Auswahl. Denn Nachschub ist einigermaßen rar. Doch was ist Chicago ohne Nerven zerfetzende Verhandlungen? Eine einfach gehaltene Rechnerei: Reicht es zum Übertreffen? Falls nein, lohnt sich der Trostpreis? Im Zweifelsfall also Ressourcen schonen! Denn in der nächsten Runde hat man ja wieder einen neuen Partner …

Kathrin Nos

Bild von Lemming Mafia
Lemming Mafia von Michael Rieneck bei Kosmos:

Über die „Nichtlustig“ Cartoons von Joscha Sauer erscheinen zwei weitere Spiele. Als ökologisch orientierter Vielspieler will ich über das Einwegkartenspiel „Laborchaos“ keine Worte verlieren. Bei Lemming Mafia gibt es hingegen sogar ein paar Entscheidungen zu treffen. Thema des Spiels sind Lemminge auf dem Weg zum Selbsmord. Zur Einstimmung findet sich —>>>>HIER< <<<--- ein Nichtlustiger Cartoon.

Die Regeln erinnern an Spiele wie Heimlich und Co. oder Eselsrennen. Von Würfeln getrieben stürmen Lemminge ihrem Verderben entgegen. Jeder Spieler versucht die Lemminge in unterschiedlicher Reihenfolge ins Verderben zu treiben. Die jeweiligen Aufträge sind natürlich geheim.

Zweifellos funktioniert das Spiel einigermaßen, ohne jedoch zu begeistern. Wer „Nichtlustig“ lustig findet und ein lockeres Spielchen sucht, kann durchaus Spaß mit der Lemming Mafia haben. Sicherlich ist es das Beste bisher veröffentlichte „Nichtlustig“ Spiel. Die Messlatte liegt allerdings nicht sehr hoch.

Peter Nos

Bild von Maus au Chocolat
Maus au Chocolat von Christian Fiore und Knut Happel bei Kosmos für 2-6 Spieler:

Welches Tier passt nicht in diese Reihe: Etienne das Eichhörnchen, Henri der Hamster, Mathieu der Mistkäfer, Maurice der Maulwurf, Lilly die Biene, Amélie die Ameise, Claude die Caker- pardon Kakerlake? Gemeinsam ist ihnen: Sie helfen reihum den Spielern mit ihren individuellen Vorteilen beim Bieten oder Punkten. Letztere bieten um Schokoladenzutaten. Jede Karte besitzt einen Bietwert, einen Naschwert, sowie stellt eine Zutat dar. Möglichst gleiche Zutaten mit gleichen Werten gilt es zu sammeln. Eine Karte spielt zunächst jeder als Gebot aus. Diese gibt die Reihenfolge vor, bei Gleichstand entscheiden die putzigen Tierchen. Zwei Karten aus der Auslage werden gewählt, die eine gebotene Karte dafür ins Angebot für die folgenden Spieler übernommen. Die Auswahl für die später an die Reihe kommenden Spieler wird also immer kleiner. Nach der Verteilung darf gepunktet werden. Drillinge (drei Mal gleicher Naschwert) oder drei Karten mit aufeinander folgenden Naschwerten erlauben eine Wertung. Eine oder beim seltenen gleichfarbigen Drilling sogar zwei der drei Karten punkten mit ihrem Naschwert. Wer zuerst 30 Punkte sammeln konnte, gewinnt. Sowohl Biet- als auch Punktemechanismus lassen bekannte Saiten anklingen. Zuletzt bot “Byzanz” von Amigo ein ähnliches Spielgefühl. Damit wäre “Maus au Chocolat” gar nicht mal in schlechter Gesellschaft. Doch was hebt das Spiel von seinen Vorbildern ab? Vielleicht die Suche nach einem geeigneten Bienennamen mit “B”?

Kathrin Nos

Bild von Tobago
Tobago von Bruce Allen bei Zoch für 2-4 Spieler:

Die Insel Tobago und ihre Schwesterinsel Trinidad ist womöglich Fussball-Fans noch ein Begriff. Schließlich war die Mannschaft dieser kleinen Karibik-Republik zu Gast bei der WM 2006 in Deutschland. Doch darum geht es im Spiel Tobago natürlich nicht. Auch ansonsten bleiben die Anklänge an die Karibik eher dezent. Bei der Betrachtung der Figuren für die Statuen wähnen sich die Spieler vielmehr im Pazifik. Zu sehr ähneln sie den Moais, den Statuen der Osterinsel.

Schatzsuche ist angesagt! Anhand von Landschaftsmerkmalen (Wald, Gebirge, Statuen, Palmen, etc.), die auf Hinweiskarten abgebildet sind, werden die Fundorte der bis zu vier Schätze nach und nach eingegrenzt. Das könnte so lauten: „Der Schatz ist nicht im Wald.“ oder: „Er befindet sich im Umfeld von zwei Feldern zu einer Statue.“ Bleibt nur noch ein Feld, steht der Fundort fest, und der Schatz kann gehoben werden. Damit sind die Aktionsmöglichkeiten der Spieler: Hinweise geben oder mit dem eigenen Jeep über die Karte bewegen. Verteilt werden Schätze nach dem Prinzip: Jeder Hinweisgeber und der Finder des Schatzes machen mit. Die zufällig gezogenen Karten mit zwei bis sechs Goldstücken werden nach und nach aufgedeckt. Der Reihe nach – der Finder zuerst – entscheiden die Spieler: Aktuelle Schatzkarte nehmen oder auf einen höheren Ertrag hoffen? Dieses Zockerelement weiß zu gefallen! Doch Achtung: Zwei Mal ist ein Fluch im Spiel. Wird dieser aufgedeckt, stoppt die Verteilung sofort. Auch dies beeinflusst die Entscheidung: Besser schon bei einer niedrigen Karte zuschlagen, bevor ein Fluch kommt? Ärgerlich, wenn man sich mit vielen Hinweisen engagiert hat und dann leer ausgeht. Das hat Aktionen gekostet, die nicht in Siegpunkte umgesetzt werden konnten. Auf der Haben-Seite bietet Tobago vor allem den gelungenen Verteilmechanismus. Probleme tun sich auf beim Verständnis der Spielregel, die leider einige Fragen offen lässt. Durch die Hinweis- und Fluchkarten erscheint das Glück einen recht hohen Anteil zu haben. Als Bonus gibt es eine kleine Knobelaufgabe: Wie kommt die Anzahl an 32 möglichen Spielplan-Konstellationen zustande? Drei zweiseitig bedruckte Spielpläne mit der aus Hexfeldern zusammengesetzten Insel gilt es zu kombinieren.

Kathrin Nos

[cref.from spiel-09-auftakt-der-berichterstattung]
[cref.from spiel-09-vorschau-teil-2]

Ein Kommentar

  1. Avalam hat 1996, zwei Jahre vor der Auswahl durch Mensa, den französischen Spielepreis „As d’Or“ in der Kategorie „Strategiespiele“ gewonnen. In der Mensa-Liste stehen übrigens auch „Trans America“ und Dominion.

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