Heckmeck am Bratwurmeck

Erstveröffentlichung am 26.5.2005 bei Hall9000. >>Direkt zum Postscriptum springen.

Im Bratwurmeck sind 16 Wurmportionen im Angebot, die nach ihren Werten von 21 bis 36 sortiert als „Grill“ aufgereiht werden. In jeder Portion sind 1 bis 4 Würmer enthalten. Um nun eine Bratwurmportion zu ergattern und die darauf abgebildeten 1 bis 4 Bratwürmer als Siegpunkte zu erhalten, darf reihum jedes Huhn (=Spieler) die 8 Würfel schwingen, die jeweils die Augenzahlen 1 bis 5 und auf der sechsten Seite einen Bratwurm anzeigen. Man darf im eigenen Zug mehrfach würfeln: Nach jedem Wurf darf man alle Würfel eines Zahlenwertes oder mit Bratwurm in die eigene Auslage nehmen. Zahlenwerte, die man bereits herausgelegt hat, dürfen kein zweites Mal gewählt werden: Würfelt man nur Werte, die sich bereits in der Auslage befinden, endet der Zug sofort und erfolglos. Eine Bedingung ist dabei zu erfüllen: Mindestens ein Würfel mit Bratwurmsymbol muss während des eigenen Zuges in die Auslage gelegt werden, sonst gibt es keine Bratwurmportion!

Sobald man mit seiner Auslage, deren Wert sich aus der Summe der Augenzahlen berechnet (Würmer zählen soviel wie eine gewürfelte 5), die Zahl eines ausliegenden Bratwurms erreicht, darf man aufhören zu würfeln und sich eine Bratwurmportion nehmen. Dieser wird oben auf dem eigenen Bratwurmstapel abgelegt: Vom Grill auf der Tischmitte nimmt man sich einen passenden Bratwurm mit dem genau erwürfelten oder dem nächstniedrigeren verfügbaren Wert. Hat man aber genau den Wert eines Wurms erwürfelt, der oben auf dem Stapel eines Mitspielers liegt, darf man sich hier bedienen und den Wurm stibitzen.

Nicht nur leer geht man aus, wenn man es nicht schafft, eine Bratwurmportion zu erwürfeln – sei es, indem man einfach keinen Würfel mit Bratwurmsymbol in die Auslage legen konnte, oder indem man keinen genügend hohen Wert erwürfelt hat. Man muss zusätzlich den obersten Bratwurm zurück auf den Grill legen. Ausserdem wird der höchste verfügbare Bratwurm vom Grill genommen (= umgedreht).

Sobald der Grill abgeräumt ist und somit keine Würmer mehr im Angebot sind, endet das Spiel und der Spieler mit den meisten Bratwürmern in seinem Stapel kann sich satt und als Sieger zurücklehnen.

Fazit: Mit Heckmeck am Bratwurmeck hat der Zoch-Verlag seine Reihe von Federvieh-Spielen wie z.B. Hick Hack in Gackelwack und Schicki Micki fortgesetzt. Von der gelungenen und witzigen Grafik her lehnt sich das Spiel an seine thematischen Vorgänger an und setzt mit den wirklich bestens gelungenen Spielsteinen für die Bratwurmportionen besonders in der Ausstattung neue Akzente.

Das Spiel selbst erlaubt einen flotten Einstieg: Eigentlich kann einfach einer loswürfeln und dabei erklären, wie es funktioniert, und schon ist es ohne lange Erklärung losgegangen. Auch wenn niemand dabei ist, der das Spiel schon kennt, erleichtern die Spielregeln den Einstieg – mit Hilfe der vielen Beispielen und Abbildungen sollten die ersten Bratwürmer schnell ihre Besitzer finden.

Wobei sich das mit dem Besitzen eines Wurmes gar nicht so dauerhaft gestalten muss, wie es sich anhört, denn gerade Bratwurmportionen mit niedrigen Werten wechseln ihren Besitzer ausserordentlich gerne und flott – man sollte sich also nicht allzu sehr ärgern, sondern durchaus damit rechnen, dass die lieben Mitspieler jede Gelegenheit wahrnehmen werden, sich jenseits des Grills zu bedienen.

Natürlich handelt es sich hier um ein Würfelspiel, bei dem man auch mal tüchtig viel Pech haben kann. Dennoch bleibt immer noch Spielraum für Taktik: Wenn ich nichts verlieren kann, würfele ich sicher riskanter – wenn bei mir eine fette Bratwurmportion oben liegt, werde ich eher defensiv würfeln und eine kleine Portion zum Abdecken nehmen. Um die Möglichkeit zu haben, die oben liegende Portion eines Mitspielers zu erwürfeln, lege ich vielleicht auch mal eine 3 statt einer 4 heraus…

Mit allen Spielerzahlen funktioniert Heckmeck am Bratwurmeck gut, wobei es bei fünf und mehr Spielern schonmal etwas länger dauern kann: Denn man hat nicht nur längere Wartezeiten bis zum nächsten eigenen Zug, auch die Möglichkeiten des Klauens bei anderen Spielern nehmen zu, da einfach mehr Bratwürmer auf den Spielerstapeln bereitliegen. Die Spielregel kennt diesen Effekt und erklärt, wie man mit einer kleinen Regeländerung Abhilfe schaffen kann.

So, bis hierhin habe ich noch nichts über die regelrechte Heckmeck am Bratwurmeck-Sucht geschrieben, die uns seit Kennenlernen dieses Spiels erfasst hat: Mag sich die Würfelei ein wenig zufällig anhören, das gegenseitige Wegnehmen der Bratwurmportionen willkürlich – egal, schon lange ist kein Spiel mehr so oft auf unseren Tisch gekommen und wird bei jeder Gelegenheit noch schnell gezockt! Vielleicht liegt es daran, dass man bei jedem neuen Wurf hofft, endlich die große Bratwurmportion zu erwürfeln, dann beim nächsten Mal diese mit dem Darüberlegen einer anderen Portion zu sichern, dann zum Spielende hin doch noch den Mitspielern was wegzunehmen, oder mit anzusehen, wie sich zum Schluss doch noch das Blatt wendet…. Wer nicht absolut allergisch auf Spiele mit Würfeln reagiert, sollte hier zugreifen: Absolute Kauf- und Verschenkempfehlung!

Kathrin Nos – 26.05.2005

POSTSCRIPTUM: Heckmeck am Bratwurmeck

Innovativ ist Heckmeck am Bratwurmeck nun wirklich nicht. Das Spielgefühl ist eine Mischung aus Kniffel und Can’t Stop. Zudem variiert Reiner Knizia sich selbst. Zum Beispiel finden sich die  wesentlichen Regeln in seinem schon 1999 erschienenen Büchlein „Dice Games Properly Explained“ (erschienen bei Right Way). Der Grund für die bleibende Popularität des Spiels findet sich vielmehr in der perfekten Kombination aller Elemente, die ein tolles Spiel ausmachen: Eine gelungene Grafik von Doris Matthäus, kombiniert mit einem Aufhorchen erregenden Titel, eine lustige Story und dann vor allem das Material. Das Spielmaterial ist nicht nur schön anzusehen sondern auch anzufassen. Die Regeln sind einfach – so man nicht mehr als vier Vögel am Tisch sitzen hat, geht es auch schnell zu spielen. Obwohl Glück dominiert, lassen die taktischen Möglichkeiten genügend Einflussmöglichkeiten. Obwohl nur wenig Interaktion möglich ist, lassen sich die Mitspieler schön ärgern. Zu guter Letzt passen auch Schachtelgröße und Preis zum Spiel. Deshalb empfehlen und verschenken wir auch heute noch gerne Heckmeck am Bratwurmeck an alle Freunde, die noch keins haben.

So geht es auch anderen. Als wir im Jahre 2006 anläßlich der Vermählung meiner Schwägerin mal wieder durch Duisburg schlenderten und dabei natürlich auch bei Roskothen stöberten, fiel uns auf, dass wie zufällig überall im Laden die kleinen Heckmeckschachteln herumlungerten. Mal hinter einem Strategiespiel, mal neben Plüschtieren oder bei den Kartenspielen und natürlich auch an der Kasse. Prompt wurden wir beim Bezahlen unseres Einkaufs auch darauf hingewiesen, dass es noch ein ganz tolles Spiel gebe: Heckmeck am Bratwurmeck! Wir hatten zu diesem Zeitpunkt aber schon gut ein halbes Dutzend Exemplare verschenkt.

Wahren, leidensfähigen Heckmeckfanatikern sei noch mein Heckmeck-Solo-Excel – sozusagen ein Heckcel – ans Herz gelegt. Es beweist die obige Aussage, dass es bei Heckmeck auf die Kombination aller Spielezutaten ankommt. Es ist nämlich hässlich, virtuell, ohne echte Mitspieler und somit ziemlich langweilig. Es zeigt auch, dass sich Excel ganz nett zum Tabellenkalukulieren eignet, zum Spielen aber unbrauchbar ist. Übrigens: Auch als Datenbank, Textverarbeitung, Projektmanager oder HTML-Editor hat Excel schon ziemlich häufig versagt. Nur glauben will das niemand. Aber wer unbedingt will, kann mit dem Programm gegen bis zu sechs Computergegner Heckmeck zocken. Da es Visual Basic benötigt, braucht man wirklich ein MS Excel zum Spielen. Die Bedienung ist nicht intuitiv oder sonderlich benutzerfreundlich.

(Doch eigentlich ist es ganz einfach:

  • In Zelle B9 gibt man die Anzahl der Spieler ein und drückt dann auf „anfangen“.
  • Die eigene Spielposition wird ausgelost und wird fett markiert im blauen Spielerbereich A11:D18 angegeben. Dort sieht man auch, welcher Spieler schon wieviele Würmer gesammelt hat und welche Zahl und Würmerzahl auf seinem Stapel oben liegt. (Rechts davon sind für Memorynieten wie mich auch die Stapel aufgelöst zu sehen).
  • Der Grüne Bereich zeigt die noch vorhandenen Würmer. Darunter sieht man die schon erwürfelte Summe.
  • Der Orangene Bereich, mit Würfel überschrieben sind die Würfelergbnisse der 8 Würfel. Rechts davon wählt man per Radiobutton eine Zahl aus und clickt dann zum Weiterwürfeln auf „Würfeln“ oder zum Würmerfressen auf „aufhören“.
  • Rechts gibt es eine noch eine Wahrscheinlichkeitstabelle für die verschiedenen Würfelereignisse.)

Die Wahrscheinlichkeitstabelle des Programms zum Erwartungswerte lautet etwa wie folgt:

Gleiche Zahlen: Anzahl Würfel: 1 2 3 4 5 6 7
1 16,7%
2 27,8% 2,8%
3 34,7% 6,9% 0,5%
4 38,6% 11,6% 1,5% <0,1%
5 40,2% 16,1% 3,2% 0,3% <0,1%
6 40,2% 20,1% 5,4% 0,1% <0,1% <0,1%
7 39,1% 23,4% 7,8% 1,6% 0,2% <0,1% <0,1%

Die Zellen enthalten die Wahrscheinlichkeit mit genau 1,2,3,… Würfeln genau 1,2,3.. mal eine gewünschte Zahl zu würfeln. Weshalb die Tabelle den Wurf mit acht Würfeln nicht berückstichtigt, kann sich jeder selbst denken.

Mit dieser Tabelle lassen sich nun leicht weitere Wahrscheinlichkeiten abschätzen: Z.B. Die Wahrscheinlichkeit mit sieben Würfeln mindestens zwei Fünfen zu würfeln ist beträgt etwa 30%. Ganz grob läßt sich merken: Auf mehr als zwei gleiche Wunschzahlen sollte man nicht hoffen. Bedenkt man, daß mit jedem Wurf meist nur ein Wurm mehr winkt, aber häufig mehr als einer verloren wird, sollte man das Spiel also eher defensiv angehen und die Frage: „Aufhören oder Weiterwürfeln?“ bei nur noch zwei oder drei Würfeln meist mit „Aufhören!“ beantworten.

Peter Nos

3 von 3 Würmern
Prädikat
: 3 von 3 Würmern

Ein Kommentar

  1. Heckmeck ist wirklich ein lustiges Spiel und vielfältig einsetzbar. Es hat uns schon einige Camping- und Bootsurlaube begleitet, weil es klein, kompakt und anderen leicht beizubringen ist, sogar über sorachliche Barrieren hinweg!!

    Großer Pluspunkt: Die Würfel schwimmen. Wenn sie also mal über Bord gehen, keine Sorge, man kann sie wieder einfangen.

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