Brains

Japanische Gärten sind etwas ganz Besonderes. So gibt es drei berühmte Gärten, die die sechs Prinzipien perfekter Landschaftsgestaltung erfüllen. Diese sind: Weitläufigkeit, Abgeschiedenheit, Kunstfertigkeit, Althergebrachtes, fließendes Wasser (sehr wichtig in Japan, wo der tägliche Regenguss einfach nicht ausreicht, um den Garten sauber zu halten) und der Panoramablick. Die Zahl sechs ist also wesentlich für einen vernünftigen Garten. Bei uns mag auch ein Stadtpark mit vier Ecken oder sieben Hügeln gefallen, doch Japaner nehmen dies genauer, und Zen-Meister (die ohne h – sonst gäbe es vier Prinzipen mehr) haben schon vor langer Zeit die Bedeutung der Zahl sechs erkannt. Nun sind japanische Gärten wirklich hübsch anzusehen und es findet sich wenig an ihnen auszusetzen. Außer vielleicht den viel mehr als sechs umhertollenden Selfiefanatikern, aber das gibt sich bestimmt bald wieder.

Bild von Brains

Die Zahl sechs spielt beim Puzzlespiel Brains nun eine mittelwichtige Rolle. Aus maximal sechs Plättchen soll ein japanischer Garten gelegt werden, der dabei häufig mehr oder weniger als sechs Prinzipien gehorchen soll. Vorlage der 50 Aufgaben ist immer ein Raster aus 1 bis 6 Feldern mit einigen Bedingungen: „Hier startet ein Weg der Länge 5“ oder „Weg von hier nach da“ oder „Hier beginnt ein Weg mit genau zwei Brücken“. Zur Konstruktion gibt es 7 unterschiedliche asymmetrische Plättchen. Dadurch entstehen aus minimalistischen Elementen komplexe Rätsel.

Ein Beispiel für einen ziemlich falschen Lösungansatz zeigt folgendes Bild:

Bild von Brains

Zwar enthält der eine Weg genau eine Brücke, und das Yin-Yang Symbol und der Pavillon sind angeschlossen. Probleme gibt es aber mit den geforderten Wegen der Längen sieben und fünf.

Die ersten Aufgaben lassen sich noch durch Ausprobieren oder Raten lösen. Die fortgeschrittenen Herausforderungen erfordern aber ausgiebige Analysen. Der Grund dafür ist die Asymmetrie der Gartenteile. Dadurch gibt es 7!*4*4*4*4*4*4=20643840 verschiedene rechteckige Gärten der Größe sechs.

Bei einigen der Aufgaben hilft es, den Hinweis der Spielregel, dass die Lösung immer eindeutig sei, ernst zu nehmen. Häufig ist es auch hilfreich, die Zahl der inneren Kanten des Gartens zu betrachten und mit den geforderten Weglängen zu vergleichen. Manchmal gibt es aber keinen offensichtlichen Ansatz, dann hilft nur noch der Griff zu Bleistift und Papier um Systematik ins Rätselgestrüpp zu bekommen. Durch intensive Beschäftigung mit den Aufgaben lassen sich aber alle Rätsel lösen. Dabei nimmt der Schwierigkeitsgrad nur langsam zu. Dies ist aber auch ein Zeichen für wahrlich gute Rätsel. Richtig hart sind nur einige der letzten 10 Gärten.

So erfüllt Brains sechs der sieben Prinzipen perfekter japanischer Rätselspiele: Eindeutigkeit – Lösbarkeit – Einfachheit – Komplexität – Eleganz – und Abwechslungsreichtum. Nur fließendes Wasser gibt es nicht.

Bild von 2 von 3 Lösungskrakeleien
Prädikat
: 2 von 3 Lösungskrakeleien

4 Kommentare

  1. Toller Artikel, super Bild, das Spiel brauch ich auch, aber eine Frage hätte ich doch: Warum heißt es „Brains“ und nicht „Gardens“?

    • Hallo Florian, über die Namengebung können wir natürlich nur spekulieren. Hier ein paar Ideen. Zunächst gab es ja gerade erst ein Spiel namens Gardens bei Kosmos. Ferner geht es ja ums Knobeln, und Reiner Knizia hat sich mit Gehirnjogging auch außerhalb der Szene einen Namen gemacht. Vielleicht soll also Brains als Name die Aktivierung der kleinen grauen Zellen assoziieren…

  2. Hallo Kathrin, verspäteten Dank für die Erklärung. Aber ich bin doch etwas enttäuscht – nicht von der Erklärung, die gut zutreffen könnte, sondern von den Bemühungen des Verlags um thematische Einbettung. Scrabble heißt ja auch nicht „Wortbildung“ und Agricola nicht „Arbeitereinsatz“. Bei Tatort Theater wurde doch auch ein zum Thema passender Titel gefunden, dabei hätte das schon Brains heißen können. Und die Entschuldigung, dass „Gardens“ schon belegt war, kann ich nicht gelten lassen. Dazu fallen mir zu viele Alternativen ein.

    Dabei hätte man „Brains“ gut auch als Thema verwenden können. Der Nutzer hätte dann nicht Wege, sondern Gehirnwindungen gebaut. Untertitel vielleicht „Being Reiner Knizia“.

    Oder noch einfacher, man behält Namen und Grafik, liefert aber wenigstens eine kleine Erklärung: Auf den Wegen der Gärten laufen keine Touristen herum, sondern Zombies, die dabei „Brains!“ rufen. (Ja, ich wittere in letzter Zeit überall Zombiespiele. Das haben sich die Hersteller und ganz besonders auch Professor Knizia als Autor angesichts der jüngsten Zombiespiel-Schwemme aber selbst zuzuschreiben.)

  3. Hallo Florian, der Untertitel „Being …“ gefällt mir 🙂
    Ja, die Assoziation mit den Zombie-Spielen liegt nahe. Übrigens gab es 2006 ein Spiel namens „Mmm … Brains!“ bei Twilight Creations von … richtig: Reiner Knizia. Siehe http://boardgamegeek.com/boardgame/25623/mmm-brains
    Übrigens haben wir endlich ein Zombie-Spiel kennen gelernt, das uns gefällt: Winter der Toten. Darüber werden wir in Fairplay 113 schreiben, die direkt vor Essen rauskommt. Alles Gute von Kathrin.

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