Der Linke Stapel

Jedes Jahr begehen wir nach der Messe ein paar beschauliche Tage des Spielens. Dieses Jahr waren wir an der Mosel. Alle in dieser Woche gespielten Spiele stapeln wir. Linker Stapel bedeutet gehobenes Spielvergnügen, auf den mittleren kommt der gute Durchschnitt und nach rechts alles, was wir eigentlich nicht weiter verfolgen wollen. Da diese Woche aber immer nur einen sehr knappen Eindruck der Spiele vermittelt, verraten wir lieber nicht mehr, was rechts landet.


Wir stapelten dieses Jahr insgesamt 40 verschiedene Spiele. Das ist in 6 Tagen schwerer erreichbar als es klingt, da wir hin und wieder auch einen Ausflug unternehmen. Ich habe mal ausgerechnet, wie viele Spiele in einem Jahr spielbar sind: In 6 Spielabenden pro Woche mit je drei Spielen lassen sich etwa 1000 Spiele unterbringen. Viel mehr wird kaum jemand pro Jahr schaffen. Dieses Spielbudget muss Rezensenten reichen, um nicht nur Spiele intensiv zu testen, sondern auch auszuwählen, welche Spiele überhaupt interessant sind. Auszurechnen, wie viele Spiele sich in einem Jahr fundiert rezensieren lassen, überlasse ich dem geneigten Leser zur Übung.

Bild von linker und mittlerer Stapel

Nun noch ein kurzer Überblick der Spiele des linken Stapels:

Concordia: Rondell meets [cref dominion]; ein guter, aber kein überragender Mac Gerdts. Dafür ist die Wertung etwas zu unübersichtlich.

Der Hobbit – Smaugs Einöde: Eine gelungener zweiter Teil, der das Spiel auch beendet. Es ist erfreulich, dass der Autor nicht dem Dreiteilerwahn folgt und schnell noch weitere Episode erfinden will.

Suburbia: Städtebau im Sechseckraster. Das Spiel haben wir jetzt erst kennengelernt, für gut befunden und nachgekauft.

Kohle und Kolonie: Zweiter Teil der Ruhrtrilogie. Die Regeln sind komplexer und vielleicht nicht ganz so originell wie bei Ruhrschifffahrt. Dafür spielt sich Kohle & Kolonie aber flüssiger und das Spiel wirkt ausgereifter.

Die Glasstraße: Eine Mischung aus Wir sind schwanger und [cref wie-verhext]. Um Gebäude zu errichten, wählen alle geheim erst 5 Karten und dann in drei Runden jeweils eine Karte zum Ausspielen. Dabei ist es gut, in etwa gleiche aber manchmal auch andere Karten als die anderen Spieler zu wählen. Für mich bisher eines der wenigen Highlights des Jahres.

Prosperity: Nach längerer Zeit gibt es endlich mal wieder ein neues originelles Spiel von Reiner Knizia. Es geht um die Wohlstandsoptimierung von Ländern. Dabei müssen die Spieler ihre Energieversorgung und die Umweltbelastung in Waage halten. Das Thema klingt zwar trocken und mehr politisch korrekt als lustig. Das Spiel setzt es aber gut um, und erhobene Zeigefinger sind in der Schachtel nicht enthalten.

Russian Railroads: Workerplacement und Eisenbahnbau sind keine Themen mehr, die meine Neugier wecken. Bei der Scoutaktion arbeitete sich das Spiel aber langsam weiter vor und überholte in einem spannenden Finish Concordia. Nach einem Spiel muss ich zugeben: Zu Recht, das Spiel ist trotz Eisenbahnen und Workerplacement verdammt gut!

Kashgar – Händler der Seidenstraße: Kashgar ist eine weitere Dominionvariante. Manch einer mag es, andere finden es zu beliebig, unausgewogen, mühselig, glücksabhängig oder geben noch schlimmere Gründe an, es nicht zu mögen. Ich mag es.

Ugo!: Dieses lockere Kartenspiel erinnert entfernt an Sticheln und ist vermutlich das stärkste Stichspiel des Jahres.

Machi Koro: Stellen Sie sich vor, es gäbe auf Catan keine Sechsecke und nur Geld, aber keine Rohstoffe. So ist es bei Machi Koro: Wer am Zug ist, würfelt. Dann vergleichen alle den Wurf mit ihrer Kartenauslage und bekommen neues Geld oder dürfen Mitspieler berauben. Mit dem Geld lassen sich neue Karten bauen. Ziel ist es, als Erster vier Spezialkarten zu besitzen. Ich wage es mal Machi Koro in einem Satz zusammen mit [cref love-letter] und [cref grimoire] zu nennen. Hoffentlich bekommt das Spiel eine größere Auflage und verliert dabei nicht seinen speziellen japanischen Charme.

Love Letter: Jetzt gibt es eine sehr schöne deutsche Ausgabe. Es hat sich nichts geändert, die Karten sind nur größer und dicker.

Händler der Karibik: Hierbei handelt es sich um eine spaßige Can’t Stop Variante – wer Kleine Fische kennt, wird besonders schnell ins Spiel finden. Die Händler der Karibik bieten in einer kleinen Schachtel aber noch etwas mehr, zum Beispiel Dublonen, Piraten, Aufbaukarten und Galeonen.

Sag’s mir – Filme: Time’s up ist wieder da und endlich gibt es auch Themensets auf Deutsch. Das reicht schon für den linken Stapel.

Auf dem mittleren Stapel befindet sich: Sushi Draft! – Lost Legacy – Luchador – The Battle of Red Cliffs – Malacca – Glastonbury – Sukimono – Polterfass – Sauschwer – Lewis und Clark – Concept – Steam Park – Finger Weg – The Legacy: Testament of Duke de Crecy – Packet Row und Amerigo.

Dieser Stapel enthält einen echten Geheimtipp der Kategorie Quiz und Kommunikation: Finger weg. Bei diesem Spiel gilt es falsche Antworten auszuschließen.

Lewis und Clark schaffte es hingegen erst mal „nur“ in die Mitte, da es einfach viel zu lange dauert und im Mittelspiel enorme Wartezeiten hat. Während des ersten Stunde waren wir alle noch begeistert, dann kamen aber die Dämpfer. Ich bin aber gespannt, wie sich weitere Partien entwickeln.

5 Kommentare

  1. Kein Ebbes im Stapel?

    • Hallo Wolfgang, ebbes haben wir im Urlaub nicht gespielt, da wir es während der Messe schon abends auf dem Tisch hatten. Es ist so gut angekommen, dass ich davon ausgehe, dass es auf dem linken Stapel gelandet wäre. Alles Gute von Kathrin.

  2. Ich vermisse Rokoko… 😉

  3. Avatar-Foto Peter Neugebauer

    Wisst ihr eigentlich, warum „Time’s up“ jetzt „Sag’s mir“ heißt? Ich habe vergessen nachzufragen.

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