Mal wieder ist es Mittwoch abend, mal wieder tickt die Uhr, und mal wieder kann ich mich nicht entscheiden, welches Spiel als nächstes einen Beitrag bekommt. Damit ist dies der richtige Moment, endlich mal den Zipper zu würdigen. Den Zipper finden Sie nicht bei Luding und auch nicht bei Boardgamegeek. Auch bei den neuerdings so beliebten Videoreviews ist er nicht verfilmt. Um ehrlich zu sein, ich habe nicht genau nachgeschaut, mir fehlt einfach die Muße, mir Filme über Brettspiele anzuschauen. Wenn es mal jemand schafft, die Quintessenz eines Spiels samt knackiger Wertung in weniger als 90 Sekunden zu präsentieren, dann schaue ich mal wieder rein. Bis dahin bleibe ich bei der These: Videos gibt es allein für Fernsehserien, Spielfilme und lustige Katzenaktionen. Damit bleiben mir leider die meisten Beiträge von Martins Spielerleben versagt, und das ist hart, doch „this is the business we’ve chosen“ – um es mit den Worten von Hyman Roth zu sagen.
Doch nun zum Zipper. Heute gibt es keine Kritik, sondern es geht um die Würdigung der vielleicht letzten echten Innovation im Brettspielbereich: Dem Druckverschlussbeutel.
Noch zur Jahrtausendwende waren Zip-Tütchen der Geheimtipp zur pfleglichen Spielmaterialverwaltung. Nur waren sie doch sehr teuer. Bei „adam spielt“ oder auf Apothekerständen in Essen konnte man sie zu Wucherpreisen erstehen. Dann wurde das Internet massenfähig, es kamen Anbieter, die Tüten im Tausenderpack günstiger anboten. Wir kalkulierten großzügig unseren Bedarf für die nächsten 50 Jahre und fanden so einen ökonomisch logischen Grund, bei einer Bestellung von 3000 Tüten in verschiedenen Größen auch noch die Vesandkosten minimieren zu können.
Auch wenn es anders klingt: Diese Investition war eine unserer guten Ideen, denn es zeigte sich, dass allerlei Freunde und Bekannte einen moderaten Bedarf an Zipptüten hatten. So wechselte immer häufiger ein 100er Pack für 1€ den Besitzer, und wir konnten so die Verpackungskosten mehr als refinanzieren. Vom Erfolg verwöhnt bestellten wir gleich eine zweite Auflage von 3000 Tüten, als unser Vorrat viel schneller als erwartet zur Neige ging.
Dann kam das böse Erwachen: Der Markt sättigte sich doch schneller als erwartet. Denn die Konkurrenz hatte nicht geschlafen. Kleinverlage legten statt aufwändiger Schachteleinsätze einfach ihrerseits gleich größere Mengen Tütchen den Spielen bei. Dunkel erinnere ich mich, dass die Eskalation mit Antike begann. Da kann ich mich aber täuschen.
Bald erkannten auch größere Verlage, dass teuer produzierte Tiefziehteile keine Marktvorteile im oberen Kennersegment mehr brachten und begannen ihrerseits durch Kostenreduktion die Kundenzufriedenheit zu steigern. Um es noch mal deutlich zu machen: Billige Zipptüten brachten mehr Kundennutzen, so etwas gibt es nicht sehr häufig in der Wirtschaft! Nicht mal der Aufruf zum Wassersparen durch Handtuchwiederverwendung in jedem Hotelbad oder die allein der Umwelt zuliebe nur noch elektronisch abrufbaren Rechnungen können der allseitigen Zippglückseligkeit das Wasser reichen.
Wir hingegen sitzen nun immer noch auf gefühlt 3000 Zipptüten, denn unser Eigenbedarf sank natürlich genauso schnell wie die Nachfrage unserer Mitspieler. Zum Glück gibt es noch andere Verwendungsmöglichkeiten: Eine Packung Streichhölzer lässt sich z.B. so wunderbar wasserdicht im Campinggepäck lagern, und schon sind es nur noch 2999 Tütchen.
Mittlerweile kommen über neue Spiele sogar mehr Tüten hinzu als wir trotz allerliebster Spielmaterialfürsorge brauchen können. Darunter finden sich auch exotischere Größen. Neben unserer gewöhnlichen Spielesammlung haben wir so jetzt auch noch eine kleine, feine Sammlung sehr seltener Zipptüten. Doch dazu gibt es bald mehr in unserem neuen Blog: zippallein.de – Tüten und mehr!
Für Prototypen sind die Zipptütchen immer perfekt verwendbar.
Also her damit!
Ich komme mit dem LKW nach Essen 🙂
Verspielte Grüße
Jörg
Grandios! Als Nächstes bitte einen Artikel über unterschiedliche Sortiermöglichkeiten. Nur falls mal wieder Mittwochabend ist.