Die Säulen der Erde

„Die Säulen der Erde“ ist ein typisch epischer Roman. Thema ist die Geschichte vom jungen Helden, der ein Mädchen trifft, mit ihr eine Familie gründet und nebenbei eine Kathedrale baut. Im flotten Wechsel folgt immer wieder schlimmer schlimm Schlimmstes auf jauchzende Triumphe. In einem furiosen Ende siegt der gute Held über den bösen Schurken – wahrlich unerwartet!

Solch epische Handlung schreit geradezu nach einem historischen Spiel. In Die Säulen der Erde werden all die Dramen der gut 1200 Seiten in nur 120 Minuten zusammengefasst. Die Spieler schicken Arbeiter zur Rohstoffbeschaffung und lassen Baumeister besondere Aufträge erfüllen. Zum Beispiel können sie Handwerker anheuern, die – oh Überraschung – hölzerne Rohstoffwürfel in Siegpunkte wandeln. Ereignisse und Charaktere des Buches sorgen zusammen mit einer stimmungsvollen Grafik für ein doch recht anspruchvolles Spielvergnügen.

Säulen der Erde

Nun gut, ich bin kein großer Freund des typischen historischen Romans. „Die Säulen der Erde“ konnten mich als Buch deshalb auch nicht begeistern. Dem Spiel gelingt aber die Meisterleistung, Thema, Atmosphäre und Mechanismus zu vereinen. Alle wesentlichen Merkmale des Romans sind im Spiel umgesetzt: Die übermäßige Länge, die unwägbaren Höhen und Tiefen des Schicksals, die vielen komplizierten und filigranen Details. Und am Ende steht unweigerlich die Kathedrale.

Einfach ist das Spiel nicht zu durchschauen. Siegpunkte gibt es für vieles, manche meinen sogar für alles. Das Kosten- Nutzenverhältnis scheint bei fast allen Entscheidungen völlig ausgeglichen. In nullter Näherung scheint ein Baumeister oder drei Geld zwei Siegpunkte zu geben. Rohstoffe sind etwa 1:1 in Siegpunkte umtauschbar und zwei Arbeiter werden für einen Rohstoff benötigt. Unübersichtlicher werden die Entscheidungen durch die Opportunitätskosten, um an die guten Handwerker oder Positionen für Baumeister zu kommen.

Zu viert wird es zudem eng auf dem Spielplan, und die Vorteile des Startspielers werden größer. 

Pausentatze
Prädikat: Pausentatze
1 von 3 Kardinälen
Prädikat: 1 von 3 Kardinälen

Denn einige Felder wie die Burg und der Ereignisschutz sind doch etwas schwächer als die Top-Positionen: Metall, Priorei, Baumeister und Persönlichkeiten. Von den frühen Handwerkern erscheinen mir Töpfer sehr attraktiv. Doch siegentscheidend ist regelmäßig das Geld. Wer es früh für zu viele attraktive Handwerker verschleudert, kann in den wichtigen letzten beiden Runden nicht mehr optimal agieren.

Doch trotz größerer Grübeleien gewinnt am Ende nicht immer der bessere Spielen, sondern auch mal der vom Glück Begünstigte. Bis dahin ist das Spiel immer spannend und abwechslungsreich. Dies ist wohl auch die Basis seines Erfolges. Gelegenheits- wie auch viele Vielspieler mögen es sehr. Auch mir gefällt es sogar – trotz des Romans.

P.S.: Die Fotos entstanden im Mai 2008 in Mailand.

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