Dog ist Mensch ärgere dich nicht mit Karten. Und dafür einen ganzen Artikel spendieren?! So hatten Sie Das-SpielEn.de nicht eingeschätzt?
Doch halt, weg mit den Vorurteilen. Das zitierte Würfel- und Laufspiel ist mit seinem immensen Glücksfaktor so etwas wie Volksmusik unter den Spielen – die Masse spielt es, aber die (selbst ernannte) Klasse rümpft die Nase. Doch das hier besprochene Karten- und Laufspiel verdient ein genaueres Hinsehen.
Gänzlich unbekannt ist Dog oder TAC nicht. In der Schweiz erfreut sich das Spiel schon länger großer Beliebtheit und bietet in den uns bekannten Ausgaben, z.B. Brändi Dog, besonders schönes Spielmaterial. Das altbekannte Muster gilt weiterhin: Vier Figuren müssen jeweils erst aufs Startfeld, dann einmal entlang der Laufstrecke rund um den Plan und schließlich ins eigene „Haus“ gezogen werden. Während das Schweizer Dog mit zwei üblichen Rommee-Sätzen à 55 Karten gespielt wird, hat Schmidt Spiele selbst gestaltete Karten spendiert. Sonderfunktionen und vor allem Verteilung blieben erhalten. Die Grafik vermag zwar ästhetisch nicht zu begeistern, doch erfreut sie Erklärer und Spieler gleichermaßen durch ihre klare und intuitive Struktur. Blau = Angegebene Anzahl an Feldern mit einer Figur vorziehen. Rot = Vorziehen und/oder Sonderfähigkeit ausführen. Beispielsweise das Zurückziehen statt der Vorwärtsbewegung, der Tausch einer eigenen mit einer fremden Figur, etc.
Vergessen Sie die Angabe der Spielerzahl auf der Schachtel. Da steht was von „Für 2-6 Spieler“. Der echte Reiz entfaltet sich im Teamspiel, das nur zu viert oder zu sechst funktioniert. Es siegt das Team, das zuerst alle Figuren im Ziel hat. Hat ein Spieler bereits alle vier eigenen Figuren im eigenen „Haus“, darf er fortan seine Karten für den Partner einsetzen. Jeder erhält sechs Karten und darf eine mit seinem Teamkollegen tauschen. Reihum spielt jeder so lange jeweils eine Karte aus und führt deren Funktion aus, bis alle Karten dieser Runde aufgebraucht sind. Erst dann gibt es Nachschub, der von Runde zu Runde variiert und aus sechs bis zwei Karten besteht.
Dog kann aufgrund des Kartenpechs frustrieren: Wer nicht aufs Startfeld setzen oder allgemein mit den aktuellen Handkarten keine Figur bewegen kann, muss alle restlichen Karten dieser Runde abwerfen und erstmal zuschauen. Davon abgesehen bietet Dog beachtliche Möglichkeiten. Allein der Informationsaustausch mit dem Partner bietet Raum für Überlegungen: Wer ist Startspieler, was kann bis zum eigenen Spielzug passieren, welche Karte hilft meinem Partner daher in dieser Situation besonders? Mit mehreren Karten auf der Hand lässt sich ein Plan über mehrere Züge schmieden – natürlich mit der Gefahr, dass einen der Gegner doch schlägt, einen Tausch durchführt, oder gar blockiert. Blockiert? Ja, denn das Startfeld jedes Spielers stellt für alle Figuren – auch die eigenen, die ins Zielfeld wollen! – eine Blockade dar, wenn es mit einer eigenen Figur besetzt ist.
Alles in allem handelt es sich also hier um einen leicht zu unterschätzenden Underdog, wenn mir dieses Wortspiel erlaubt sei. Nur die Umsetzung des Spielenamens in die Grafik – eine schematische Hundetatze im Spieletitel und auf den Kartenrückseiten – ist eher verunglückt. Wie es besser geht, machen die Lamont Brothers vor. Deren von uns mit freundlicher Genehmigung verwendete Pausentatze würden wir niemals gegen die Dog-Tatze austauschen wollen.
Prädikat: 2 von 3 Katern