El Paso

Wie ein Ritt in die Vergangenheit – so kommt es mir beim Schreiben dieser Rezension vor. Nicht nur, dass uns El Paso in den Wilden Westen des vor- oder genauer: vorvorigen Jahrhunderts versetzt. Es ist auch ein Rückblick auf die Essener Messe ’09. Damals, ja damals saßen wir am Fairplay-Stand und spielten El Paso.

Die Messe scheint schon weit zurück zu liegen. Mittlerweile finden viele Nürnberger Neuheiten ihren Weg auf unseren Tisch. Doch auch ein Abstecher nach El Paso ist zwischendurch mal drin. In sieben Runden plündern wir diverse Städte des amerikanischen und vor allem Wilden Westens. Das ordentliche Aufstapeln der Beuteplättchen wird pflichtbewusst vor jeder Runde sorgfältig, wenn auch etwas zähneknirschend erledigt. Schließlich scharren alle schon mit den Hufen, bis es endlich weitergeht. Wer überfällt nun welches Gebäude und hat dabei im Falle eines Zusammentreffens wohl welche Zahl? Gleichzeitig bieten, dann würfeln und schließlich die Gebäudekarten aufdecken bringt die Entscheidung über Beute einsacken oder leer ausgehen. Dann die Abfrage: Wer zieht den Schwanz ein und reitet weiter, bevor gewürfelt wird? Fein säuberlich reihum sollte gefragt werden, doch im Wilden Westen herrscht nicht gerade Disziplin, und da kann mancher schonmal die Geduld verlieren.

Bild von El Paso
Würfeln kann so spannend sein: Wer beim Überfall noch dabei ist, zittert nun vor dem Sheriff – wer schon Fersengeld gegeben hat, hofft auf des Sternträgers Erscheinen. Gewürfelte Sheriffsterne bleiben liegen, die anderen Würfel entscheiden, ob Rinderherde oder Saloon überhaupt überfallen werden dürfen. Immer weniger Würfel stehen also zur Verfügung, und sobald alle einen Sheriffstern zeigen, gehen die noch im Ort gebliebenen Spieler leer aus und müssen alle eingesackte Beute zurücklassen.

In den ersten ein, zwei Orten harren alle ruhig der Dinge, die da kommen mögen. Doch je näher das Ziel El Paso rückt, desto weniger hält es die Spieler auf ihren Sitzen. Schließlich hat sicher jeder das eine oder andere lukrative Plättchen gesammelt. Wer im nächsten Ort einen günstigen Umtauschkurs in die Sieg bringenden Nuggets zu erwarten hat, mag hasenfüßig sein – oder auf eine Gelegenheit warten, um mehr Plättchen mitnehmen zu können. Denn für jede Würfelrunde, in der bereits mindestens ein Kollege davongaloppiert ist, darf ein Plättchen mehr für bessere Zeiten gespart werden.

Der Showdown erfolgt in El Paso, dem letzten Ort. Hier werden die Punktwerte aller Beutestücke im Verhältnis 1:1 in Siegpunkte getauscht. Bei einem anfänglichen Kurs von 4:1 ist das eine beachtliche Steigerung. Unterwegs dürfen immer einzelne Sorten lukrativer getauscht werden. Hier entscheidet sich, wer gewinnt und wer den Kürzeren zieht. Wer hinten liegt, müsste also volles Risiko spielen. Um den Spielstand zu erahnen, muss man gut mitzählen. Denn obwohl es so nicht explizit in der Spielregel steht: Die Nuggets werden verdeckt gehalten. Auch wenn mancher Powergamer murren mag, wie bitteschön man denn die Nuggetklötzchen vor den Mitspielern geheim halten soll (Tipp: Pragmatismus hilft, und zur Not einfach selbst Hand anlegen und die Nuggets in die Faust nehmen).

Wen die Spannung beim Würfeln und beim Einschätzen der anderen – wer wird wohl wo überfallen? – packt, der wird über die administrativen Ringelreihen hinwegsehen können. Bild von 1 von 3 Westernpferdchen
Prädikat
:
1 von 3 Westernpferdchen
Als da wären: Beute stapeln, reihum abfragen wer wegrennt. Gänzlich durcheinander geht es beim Kartennachziehen. Da darf einfach jeder loslegen. Das Gefühl des Wilden Westens wird am besten durch die Spannung beim Würfelwurf transportiert. Die verbindenden Elemente können etwas ermüdend wirken. Dadurch wird El Paso in seinem Potenzial eingeschränkt. Für Lacher am Spieletisch und ein ordentliches Maß an Spannung ist aber gesorgt.

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