Die Vorbereitung unseres Krimidinners in 2012 war einfach: Jeder erhielt seine Rolle vom letzten Mal. Einige Jahre nach der Handlung der Familie Seebrück finden sich alle Personen wieder zusammen, um einen weiteren Mordfall aufzuklären. Zunächst wunderten sich alle: Auch die Person, die beim letzten Mal als schuldig an die Nachbarsfamilie ausgeliefert wurde, ist wieder dabei. Was war passiert? Ganz ehrlich: So ganz schlüssig fanden wir die uns aufgetischte Erklärung nicht…
Die Umgebung der Familie hat sich verändert. Statt einer Brauerei betreiben einige Familienmitglieder nun eine Gaststätte. Andere sind umgezogen und gehen ihren Berufen nach oder studieren. Anlässlich einer Familienfeier finden sich jetzt alle wieder zusammen beim Familienoberhaupt ein. Dass sich dabei einige Enthüllungen ergeben, was wer in der Zwischenzeit an mehr oder weniger verwerflichen Dingen getan hat, versteht sich von selbst.
Das Mordopfer war uns bereits am Rande im ersten Teil mit den Seebrücks begegnet. Im zweiten Teil fanden wir natürlich nach und nach heraus, dass eigentlich jeder von uns in irgendeiner Form der – sagen wir: – Wechselwirkung mit dieser Person stand. Auch hier stießen wir erneut auf ziemlich unglaubwürdige Konstruktionen. Einige davon ließen sich bestens in übertriebenem Rollenspiel auf witzige Weise darstellen. Hier profitierten wir eindeutig von unseren Mitspielern, die in ihren Rollen aufgingen und so für viele Lacher sorgten. Doch nehmen wir die Rolle von Arnulf, dem ehemaligen Besitzer der Brauerei: Schon in der Beschreibung des Verlages steht, dass er mittlerweile erblindet sei. Diese körperliche Beeinträchtigung wird im Laufe des Spiels gar nicht berücksichtigt. Das führt beispielsweise dazu, dass Arnulf schriftliche Beweise präsentieren soll.
Die schuldige Person wurde nicht eindeutig von uns erkannt, sehr zur Freude und zum Stolz der darstellenden Person. Die Hinweise auf den Tathergang waren in sich schlüssig, erschienen aber ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Insgesamt bleibt damit festzustellen: Alle freuten sich, erneut in bereits bewährte und vielleicht auch lieb gewonnene Rollen zu schlüpfen. Da der zweite Teil einige Jahre später spielt, waren alle neugierig darauf, wie es mit der eigenen und anderen Personen weitergegangen war. Auch gelang es, viele Vorkommnisse aus dem ersten Fall nochmal einzuflechten. Das Rollenspiel funktionierte daher prächtig und tröstete über die eher schwache Story dieses zweiten Teils hinweg. Der Verlag Kupferberg Kreativ positioniert den Fall Familie Seebrück 2 als „auch separat spielbar“. Das mag formell der Fall sein und funktionierte bei uns mit einem neu hinzugekommenen Mitspieler auch. Doch wenn eine Runde sich für nur einen der beiden Seebrück-Fälle entscheiden müsste, würde ich den ersten empfehlen.