Spannungsbogen, taktische Möglichkeiten, Berechenbarkeit, Einfluss, Zockerfaktor, Anspruch, Interaktion, Aufmachung, Gefälligkeit – dies sind Beispiele für typische Kriterien, die oft maßgeblich für den Wiederspielreiz sind. Nun gibt es jedoch eine Menge Spiele, die uns begeistern, obgleich sie gemessen an dieser Liste schwerlich überhaupt als Spiel wahrgenommen werden dürften. Einige dieser Spiele sind eher Spielereien, deren Situationskomik für Erheiterung sorgt. Ein Beispiel dafür ist Kakerlakensalat. Als Spiel bietet es keinerlei Einfluss aufs Geschehen, und die Regel fordert eigentlich nur mechanisches Plappern. Zu Unterhalten vermag es dabei aber prächtig. Andere Spiele überzeugen mit künstlerischen Anlehnungen.
Ein extremes Beispiel dafür ist das Art Game. Es kommt ganz ohne Regeln aus und besteht aus einer Menge bunter Pappe, die beliebig zusammengesetzt werden darf:
Nun ist das Art Game eher ein Spielzeug, vielleicht sogar ein Kunstspielzeug und somit sicherlich kein Kandidat für eine Rezension. Schwieriger wird die Situation, wenn es immerhin Spielregeln und Gewinner gibt, sie für den Spielspaß aber nebensächlich sind. Beispiele dafür sind:
- [cref dixit]
- [cref gift-trap]
- [cref professor-punschge]
Wieder andere Spiele überzeugen vor allem durch ihr Material. Allein ihre Gestaltung lädt zur näheren Beschäftigung ein. In eine Vitrine verpackt könnten sie auch in Ausstellungen überzeugen:
- [cref letter]
- [cref tiku]
Es ist schwierig, den Reiz dieser Spiele zu begründen. Bei jedem einzelnen mag er auch unterschiedlich gelagert sein. Aus unserer Sicht haben sie alle gemein, dass sie in irgeneiner Art das Gesellschaftsspielen mit Kunst verbinden. Nicht nur um dies zu würdigen, sondern auch um diese Spielströmung zukünftig besser erfassen und beschreiben zu können, vergeben wir jetzt ein weiteres Prädikat – den Schöngeist:
Dieses freundliche Kerlchen ist noch immer das einzig „echte“ Stück unserer erlesenen Kleinstkunstsammlung. Es ist eine Shona Skulptur von Richard Kambuzuma. Spiele mit diesem Prädikat haben aus unserer Sicht einen gewissen künstlerischen Wert. Nun ist unsere Kunstexpertise nicht sonderlich ausgeprägt. Wie auch alle anderen unserer Prädikate darf auch der Schöngeist nicht zu Ernst genommen werden.