Vor ziemlich vielen Jahren – womöglich sind es schon mehr als zehn – kauften wir auf der Süddeutschen Spielemesse in Stuttgart, damals noch im alten Messegelände am Killesberg, bei einem Stand der Behindertenwerkstätten Kartenhalter aus Holz. In jedem von ihnen sind zwei Rillen eingefräst, die jeweils mindestens fünf Karten aufnehmen können. Diese wurden in unserer Spieletischschublade aufbewahrt und lange Zeit vergessen. Bis Hanabi kam.

Bei diesem kooperativen Spiel hält jeder Spieler seine vier oder fünf Karten so, dass nur die anderen Spieler sie sehen können. Wer an der Reihe ist, gibt entweder einem Mitspieler einen Tipp zu seinen Karten oder spielt eine Karte aus der eigenen Hand. Die Tipps zeigen alle Karten entweder einer Zahl oder einer Farbe. Je fünf Zahlen und fünf Farben besitzen die Karten, das Ziel des Spiels ist eine gemeinsame Auslage, in der in allen fünf Farben die Zahlen 1 bis 5 in der richtigen Reihenfolge liegen.

Dazu gehört also das Ausspielen von Karten: Wer glaubt, eine passende Karte auf der Hand zu halten, spielt sie in die Auslage. Aber Achtung: Fehler werden mit dem Zorn der Götter (und der Mitspieler – schließlich spielen alle gemeinsam gegen die grausam tickende Uhr des dünner werdenden Nachziehstapels!) bestraft. Da fast jede Zahl doppelt im Spiel ist, ist ein Teil der Karten unspielbar oder zumindest bis zum Auftauchen der letzten Karte ihrer Art verzichtbar. Wer eine Karte abwirft, re-aktiviert einen der wertvollen Tipps. Sobald keine Tipps mehr aktiv sind, müssen die Spieler also zwangsläufig Karten abwerfen.

Was sich erstmal mechanisch wie eine Patience anhört, ist der Knaller der Spiel ’12 in Essen. In allen Besetzungen war Hanabi in unseren Runden der Hit. Wir spielten uns langsam heran und erforschten die Möglichkeiten. Wir entwickelten uns und lernten, unsere Tipps zu optimieren. Wir lernten uns zu vertrauen und zu verstehen (oder auch nicht). Und wir zitterten, wenn ein Spieler kundtat, eine zufällig ausgewählte Karte abzuwerfen: Bloß nicht die 5! Denn die abschließenden Fünfen sind in jeder Farbe nur genau ein Mal im Spiel.

Die Spannung, ob eine vollständige Auslage gelingt, ist nervenzerfetzend. Das Spielziel erreichten wir viele Partien lang nicht – auch nicht mit maximaler Anzahl an Tipps und ohne die bunten Karten, durch die jeder Tipp noch schwieriger zu durchdringen ist. Und so packte uns der Ehrgeiz: Zu zweit nahmen wir die Herausforderung an und spielten … und spielten …. und spielten … bis schließlich nach mehr als zwei Dutzend Partien des Ausfeilens neuer Strategien und des Lamentierens über missverstandene Hinweise das erste Mal die fünfte Fünf regelkonform in die Auslage platziert wurde.

Bild von Hanabi

Gerade in der Minimalbesetzung zu zweit oder der maximalen zu fünft ist Hanabi nicht gerade am leichtesten zu spielen. Zu zweit sind nur insgesamt zehn Karten sichtbar und keine Kombinationstipps à la „wenn ich dem übernächsten dritten Spieler dies und der zweite dem vierten dies mitteilt, können diese sowohl die blaue 3 als auch die blaue 4 ablegen“ möglich. Zu fünft sind so viele Karten schon auf den Spielerhänden, dass das Spielende – der durchgespielte Stapel – erschreckend schnell eintreten kann. Trotzdem haben wir die meisten Partien zu zweit absolviert und jede davon genossen.

Hanabi ist kein Spiel, das man spät am Abend als Absacker spielt. Denn volle Konzentration ist angesagt. Dabei helfen die eingangs erwähnten Kartenhalter perfekt – sie machen nicht nur die Karten für alle Mitspieler gut sichtbar, sondern erlauben es auch, Karten in die vordere oder hintere Reihe zu stecken. Sich durch Umstecken von Karten an Informationen zu erinnern, ist durch die Spielregel explizit erlaubt. Damit wird betont, dass es sich nicht um ein Merkspiel handelt.

Wichtige Erkenntnisse bei den Tipps beziehen sich darauf, Tipps zu vermeiden, die unspielbare Karten anzeigen. Zwar gelangt man durch das Abwerfen wieder zu aktiven Tipps, doch ist auch eine Spielweise möglich, die auf die nächsten Abwurfkandidaten achtet. Ein Beispiel hierzu: Nehmen wir an, ein Spieler hält nur unspielbare Karten auf der Hand. Dies kann man versuchen durch Hinweise anzuzeigen – oder den Mitspieler tipplos sitzen lassen. Wer wiederum keine Tipps zu den eigenen Karten erhält, wird womöglich irgendwann den Schluss ziehen: Abwerfen ist ungefährlich – und entsprechende Aktion ergreifen.

Weitere Hinweise zu möglichen Spielweisen zu geben könnte potenziellen zukünftigen Runden den Spaß verderben, sich selbst Strategien zu erspielen. Und diese Freude soll jede Runde selbst erleben. Langer Rede, kurzes Fazit: Hanabi ist ein außerordentliches Spiel!

Bild von 3 von 3 Feuerwerksraketen
Prädikat
:
3 von 3 Feuerwerksraketen

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