Karten-Kniffel

Bereits im Artikel zu [cref kniffel-das-kartenspiel] tat der Exkurs zum unter Vielspielern gar nicht so geliebten Kniffel gar nicht so weh. Auch in unserem Artikel [cref spielen-im-urlaub] gestehen wir unsere Begeisterung für die Kniffelvariante 36 aus dem Buch „Dice Games Properly Explained“ von Reiner Knizia. Jetzt wagt sich mit Michael Feldkötter der nächste Autor an den Klassiker und fügte der Kniffelkollektion im Schmidtprogramm nun den neuen Titel Karten-Kniffel hinzu – nicht zu verwechseln mit dem bereits erwähnten Kniffel, dem Kartenspiel.

Beim jetzt in Nürnberg 2014 erschienenen Karten-Kniffel ist die Nähe zum Würfelspiel noch viel unmittelbarer als beim ehemaligen Perpetual Motion Machine von Ted Alspach. Jeder Spieler erhält ein Wertungsblatt, das sich lediglich in drei Aspekten vom bekannten Würfelwertungsblatt unterscheidet, dazu gleich mehr. Ferner beginnt jeder mit fünf Handkarten – auf jeder von ihnen ist ein Würfelergebnis zwischen einem und sechs Würfelaugen abgebildet. Mit diesen Karten gilt es, die klassischen Kniffelkombinationen zu erzielen und auf dem Wertungsblatt einzutragen.

Bild von KartenkniffelWer an der Reihe ist, kann entweder eine Kombination eintragen oder Karten austauschen – hierbei darf der Spieler bis zu fünf Karten ablegen und genauso viele Karten oder genau eine Karte mehr aufnehmen. Beim nächsten Spielen einer Kombination kostet dies nun Minuspunkte: Die sechste und jede weitere Handkarte schlagen mit zwei Miesen zu Buche. Vor diesen Minuspunkten sollte man nicht zu viel Angst haben – der Tempogewinn und die höhere Wahrscheinlichkeit auf eine gesuchte Augenzahl wiegt die Verluste zumeist auf.

Auch wenn viel vom Kniffelgefühl bleibt, gelangt so doch Interaktion ins Spiel. Denn plötzlich kann da jemand Druck machen! Die Runde endet nämlich, sobald ein Spieler alle Kombinationen ausgefüllt hat. Da nicht jeder in jedem Zug etwas eintragen kann oder will, haben zu diesem Zeitpunkt typischerweise andere Spieler noch leere Sparten. Es gilt abzuwägen: Nochmal tauschen, um eine wertvolle Kombination wie den Kniffel oder die Große Straße mit vielen Punkten zu erzielen? Oder erstmal andere Kombinationen womöglich mit mittelvielen Punkten abhaken? Gemeinerweise gilt für den oberen Teil: Nicht nur ein Bonus ist möglich, wenn man im Mittel jeweils Drillinge von Einsen bis Sechsen einträgt. Sondern auch ein Malus – wer zu wenige Punkte erzielt, muss zusätzlich Minuspunkte in Kauf nehmen. Die oben erwähnten Minuspunkte für zu viele Handkarten werden erst nach Ermittlung von Bonus bzw. Malus abgezogen.

Als die neuen Kartenspiele von Schmidt bei uns eintrudelten – immerhin sechs an der Zahl! – machten wir uns pflichtschuldig und gar nicht übermäßig erwartungsvoll an die Tests. Karten-Kniffel überraschte uns dabei. Die Abwägung zwischen Risiko (nochmal Karten austauschen? Gleich viele Karten nehmen oder lieber eine mehr, die mich später Minuspunkte kosten wird?) und Sicherheit (möglichst Minuspunkte vermeiden? Hohe Kombinationen durch Glück erzielen oder später im Spiel in Angriff nehmen?) bringt Würze ins Spiel. Sobald ein Spieler bei den Kombinationen davonprescht, sattelt der eine oder andere womöglich auch um – etwa um den bereits geschilderten Malus zu vermeiden.

In unseren Partien fliegen geradezu die Karten! Wer erst aufschreibt und dann nachzog, hält den Verkehr auf – längst brennt der Nächste darauf, die nächste Kombination zu spielen oder doch hoffentlich die ersehnte fehlende Karte zu ziehen. Für kurze Runden, in denen nur eine Spalte pro Spieler gespielt wird, sind wir gar dazu übergegangen, dass einer für alle aufschreibt – die anderen können dann schneller wieder an die Quelle von Verwünschungen und Flüchen, den Kartenstapel. Nur wenn gemischt werden muss, gibt es eine kurze Unterbrechung.

Bild von 1 von 3 Häusern
Prädikat
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Mit im Grunde kleinen Änderungen gelingt die Übertragung des Würfel- auf ein Kartenspiel überraschend gut. Dabei werden die Charakteristiken des Originals beibehalten und sorgen dafür, dass der Spannungsbogen erheblich wächst. Wenn man zu Karten-Kniffel die weiter oben genannten Autoren-Varianten – [cref kniffel-das-kartenspiel] und 36 (siehe [cref spielen-im-urlaub]) – hinzunimmt, bleibt als Fazit: Bei Kniffel mit Autor sollte man mal einen Blick über den Vielspielertellerrand wagen!

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