Es gibt Spiele mit einem besonderen Erinnerungswert. Das kann am Spiel selbst liegen oder an einem Erlebnis, das ich mit einem Spiel hatte. Bei Keyflower ist es beides. Als am Messesonntagnachmittag bei der Scout-Auswertung Richard Breese an unseren Fairplay-Stand kam, sein Keyflower auf Platz 1 sah, sich die Augen rieb, nochmal hinschaute, und sich schließlich ganz gerührt setzen musste, konnten wir gar nicht anders als uns von Herzen mit ihm zu freuen.
Doch auch auf unserem Spieletisch bestand Keyflower. In drei Farben besitzt jeder Spieler einen Vorrat an Carcassonne-Männchen, die hier „Keyples“ heißen. Eine vierte Farbe kann im weiteren Verlauf erworben werden. Mit diesen Keyples bieten die Spieler auf eine Auslage an Hexplättchen, die sie in ihr Dorf einbauen möchten. Jedes Hexplättchen erlaubt eine Produktion von Ressourcen, Nachschub an Keyples, Aufwertung von bereits gebauten Dorfplättchen für besseren Ertrag und vieles mehr.
Gleich zwei Clous gibt es zu vermelden: Zum einen gibt der erste Keyple auf oder an einem Plättchen die Farbe für alle weiteren Gebote vor. Diese Farbe für besonders begehrte Plättchen vorzugeben kann entscheidende Vorteile bringen, wenn man sich ziemlich sicher ist, die meisten Keyples dieser Farbe – und damit bei Geboten den längsten Atem – zu haben. Der zweite Clou: Die Produktion von Plättchen kann überall genutzt werden – auch in den Dörfern von Mitspielern. Das kostet zwar eine Kleinigkeit, denn Keyples, die für die Produktion arbeiten, ziehen danach ins Dorf des Gegners ein und stehen diesem von nun an zur Verfügung. Dennoch gilt: Wer ein bestimmtes Plättchen für Produktion nicht erhält, muss sich nicht grämen, er kann es trotzdem nutzen.
In vier Jahreszeiten bieten die Spieler um Plättchen, die es jeweils am Ende der Jahreszeit in ihr Dorf einzubauen gilt. Während im Frühjahr und Sommer der Nachschub an Ressourcen und Fertigkeitsplättchen im Mittelpunkt steht, legen der Herbst und der Winter den Schwerpunkt auf Siegpunkte. Die Winterplättchen gar werden vor der Partie unter den Spielern verteilt. Sie entscheiden am Anfang des Winters selbst, welche der ihnen zugelosten Plättchen sie ins Spiel bringen. Das erlaubt eine Vorplanung, auch wenn das Plättchen erst einmal ersteigert werden muss. Viele der Plättchen können aufgewertet werden. Dies kostet Ressourcen oder Fertigkeitsplättchen. Aufgewertete Plättchen bringen einen höheren Ertrag und mehr Siegpunkte ein.
Es gibt viel zu tun für die Siedler, welche mit der Keyflower an Land gekommen sind und die ihre neue Existenz aufbauen. Zunächst gilt es bei den Geboten das richtige Händchen zu haben und die lukrativsten Plättchen für einen möglichst niedrigen Preis zu ersteigern. Der Bau des eigenen Dorfes fordert eine gute Optimierung, damit der Weg für Ressourcen zu den passenden Plättchen kurz ist. Denn ein Plättchen kann nur aufgewertet werden, wenn erforderliche Ressourcen dorthin transportiert werden. Und schließlich gilt es, im richtigen Moment auf Siegpunkte zu setzen und die ertragreichsten Plättchen zu kombinieren.
Bei Keyflower sitze ich mit schwitzenden Händen am Tisch. Die Spannung bei den Geboten fesselt mich, ich kann es kaum erwarten, ob mir der nächste Zug gelingt. Wenn ich überboten werde, verfalle ich fieberhaft in die Überlegung, welchen „Plan B“ ich schmieden kann. So viele Möglichkeiten… Zugleich freue ich mich über die entstehende Landschaft und die detailreichen Zeichnungen. Dieses Spiel spricht mich mit allen meinen Sinnen an und vermag es, mir die gar nicht so kurze Spieldauer im Flug vergehen zu lassen.
Prädikat: 2 von 3 Cottages