Kniffel ist für viele Vielspieler wie Weihwasser für den Teufel. Das Logo sorgt für instantanes Abschalten und Ohren zuklappen. Eine ähnliche Wirkung auf Vielspieler haben wohl nur noch Monopoly und Mau-Mau. Dass eine Variation des Würfelspiels für interaktive und spannende Partien sorgen kann, davon berichtete ich bereits hier. Dass die Übertragung auf Karten gelingen kann, das zeigt Kniffel – Das Kartenspiel.
Dabei war Kniffel – Das Kartenspiel zunächst ein Perpetuum Mobile. Die Umwidmung zum Kniffel-Kartenspiel erfolgte erst durch Thorsten Gimmler bei Schmidt Spiele. Hierzu fügte er eine fünfte Farbe zu den Karten hinzu, und aus dem Rommé-Blatt wurde nun ein Kartendeck mit fünf Mal 13 Karten in recht bunten Farben.
Das Spielprinzip ist recht einfach. Jeder besitzt ein Tableau, auf dem er eine bestimmte Anzahl an Steinen ablegen möchte. Zugleich bewirkt jeder abgelegte Stein bessere Aktionsmöglichkeiten. Wer an der Reihe ist, wählt aus drei Möglichkeiten. Karten nachziehen bedeutet: Je eine offene und eine verdeckte Karte ziehen. Vier offene Karten stehen hierzu zur Auswahl.
Karten ausspielen bedeutet: Eine gültige Kombination wie Full House, Straße oder Drilling ablegen und so viele Steine aufs Tableau bringen wie Plätze auf der nächsten Stufe vorhanden sind. Je höher die Stufe, desto mehr Steine wird man los. Und schließlich gilt es, die Steine in den eigenen Vorrat zu bringen. Hierzu wirft man Karten ab, um ebenso viele Steine zu nehmen – zu Beginn ist nur das Abwerfen einer Karte erlaubt. Je mehr Drillinge man spielt, desto weiter baut man die Stein-Nachzieh-Fähigkeit aus und darf in einem Zug mehr Steine eintauschen. Entsprechend können das Handkartenlimit erhöht werden, genauso die Anzahl der nachzuziehenden Karten.
Kniffel – Das Kartenspiel bietet im Grunde recht einfache Regeln, wobei natürlich ein bisschen mehr zu lernen ist als beim Würfelspiel. Doch auch einigermaßen einfache Regeln garantieren noch keinen leichten Einstieg. Oft genug habe ich erlebt, dass neue Mitspieler ihr Kartenmanagement erst einmal austarieren müssen. Sie neigen dazu, immer wieder Karten nachzuziehen und die Kartenhand durch Abwerfen von Karten zu reduzieren. Dass auch der Tausch von Karten in Steine wichtig ist, berücksichtigen sie oft erst spät, wenn nämlich der eigene Steinevorrat zu erschöpfen droht. Gut gemeinte Ratschläge („überleg doch mal, auch Karten in Steine zu tauschen“) werden beinahe angesäuert in den Wind geschlagen. Erst gegen Ende der Partie fällt der Groschen.
Jetzt trennen sich die Spieler in zwei Gruppen. So mancher bekam den Bogen heraus und mochte sofort noch eine Partie nachschieben. Dass daraus gerne langfristig noch eine … und noch eine … und noch eine … wird, ist auch der Tatsache geschuldet, dass der Aufforderungscharakter für Wenigspieler tatsächlich hoch ist. Gerade für öffentliche Spieletreffs kann Kniffel – Das Kartenspiel durchaus eine sichere Bank und damit eine hochwillkommene Alternative zu ungeliebten Spieleklassikern mit Wenigspielern sein.
Doch unterschätzen sollte man Kniffel – Das Kartenspiel auch nicht. Wer es übt, kann Vorteile herausspielen. Zwar kann das Kartenglück auch Pläne vereiteln. Aber wer in etwa einen Überblick hat, welche Karten noch im Stapel sein können, weiß ob sich das Sammeln eines „Kniffels“ aus den fünf Karten
Prädikat:
1 von 3 Straßen
desselben Kartenwertes lohnt. Mit dieser Kombination darf man in einer beliebigen Reihe Steine einsetzen, die man nicht einmal zuvor mit einer eigenen
Aktion in den eigenen Vorrat holen muss. In flotter, nicht zu grübelintensiver Runde gespielt bin ich bei einer Partie Kniffel – Das Kartenspiel gerne dabei. Die redaktionelle Aufarbeitung des amerikanischen Originals von Ted Alspach ist erstklassig gelungen, inklusive abgestufter Regeln für den einfachen Einstieg oder den anspruchsvolleren Schlagabtausch mit erfahrenen Zockern.
Das ist ja ein toller Artikel.
Bis gerade eben wusste ich gar nicht, dass es Kniffel auch als Kartenspiel gibt. 🙂
Viele Grüße