Kribbeln

Wer in Nürnberg durch die Gänge streifte, erhielt den Eindruck, die Messe stehe im Zeichen des Kartenspiels. Sei es die Verkartung von Die Burgen von Burgund, von Glück Auf!, Camel Up oder auch Junta. Und das eine oder andere mehr, das mir gerade nicht einfällt. Doch in Wirklichkeit war Nürnberg die Messe der Würfelspiele! Drei davon werden wir hier nach und nach vorstellen. Den Anfang macht „Kribbeln“.

Wir sind große Fans von Reiner Knizias „36“, einer Kniffelvariante mit sechs Würfeln, die aus des Doktors Buch „Dice Games Properly Explained“ stammt. Darin gibt es Siegpunkte pro Sparte, sowie eine Art „Chance“ (wie beim Kniffel: Einfach die Summe aller Augenzahlen, egal welcher Kombination), die es zwar vier Mal gibt, jedoch mit der Bedingung, dass die Summe der Augenzahlen von „Chance 1“ bis „Chance 4“ immer größer wird. Der Autor von Kribbeln heißt zwar Thomas Sing, und er hat „36“ definitiv nicht kopiert, sondern darin gleich mehrere eigene Ideen verpackt, doch das Spielgefühl erinnert im positiven Sinne daran.

Bei Kribbeln gibt es einige Parallelen zu „36“: Auch hier sind sechs Würfel je bis zu drei Mal zu werfen. In jeder Sparte vergleichen die Spieler ihre Ergebnisse – wer das höchste Ergebnis erzielt hat, erhält so viele Punkte wie Spieler dabei sind. Was ist neu: Alle sechs Würfel haben sechs unterschiedliche Farbseiten mit den üblichen AUgenzahlen 1 bis 6 – und zwar so, dass jede Farbe auf den sechs Würfeln je einmal mit den Werten 1 bis 6 vertreten ist. Jeder Würfel hat somit eine andere Verteilung von Augenzahlen zu Farben.

Bild von Kribbeln

In jeder Runde steht für alle Spieler dieselbe Aufgabe an. Das könnte sein: Genau ein Würfel muss gelb als Farbe zeigen. Es zählt die Summe aller Augenzahlen. Nehmen wir an, ich schaffe diese Bedingung im ersten Wurf, erreiche aber nur eine bejammernswerte Summe. Wahrscheinlich werde ich zumindest die kleinsten Zahlen erneut würfeln, dabei womöglich den gelben Würfel liegen lassen. Immerhin kann ich dann im dritten Wurf etwaige gelbe Würfel nochmal würfeln. Doch was, wenn ich im zweiten Wurf ein mittelprächtiges, wenn auch gültiges Ergebnis erziele? Dann werde ich womöglich auf den dritten Wurf verzichten, denn der Spatz in der Hand … Und immerhin: Wenn es alle meine Mitspieler verratzen, kriege ich trotzdem volle Punktzahl!

Doch sollte ich es tatsächlich versemmeln, kann ich mein Ergebnis auch in der Kategorie „Kribbeln“ eintragen, sollte diese noch offen sein. Sollte ich das nicht in Anspruch nehmen, würfele ich die Kategorie „Kribbeln 1“ dann regulär, nachdem ich die ersten beiden Kategorien absolviert und im Vergleich mit meinen Mitspielern hoffentlich punktemäßig gut abgesahnt habe. Ab dem zweiten Durchgang mit weiteren zwei Aufgaben und „Kribbeln 2“ wird’s dann kniff… ähm kribbliger. Denn „Kribbeln 2“ muss eine höhere Summe zeigen als ich in „Kribbeln 1“ erzielt hatte. Im dritten Durchgang stehen weitere zwei Aufgaben, gefolgt von „Kribbeln 3“ und „Kribbeln 4“ an. Nach diesen ingesamt 10 Kategorien steht der Gewinner nach Siegpunkten fest.

Bei Kribbeln entwickelt sich ein schöner Spannungsbogen. Die Aufgaben werden von Kategorie zu Kategorie schwerer. Umso eher passiert es, dass ich eine Kategorie gar nicht schaffe – meine Mitspieler also womöglich mit einem mittelmäßigen Ergebnis reüssieren. Wer in einer Kategorie die meisten Punkte erzielt hat, beginnt die nächste – und vorn zu sitzen ist nicht sehr erstrebenswert. Denn je genauer ich die Ergebnisse meiner Mitspieler kenne, desto besser kann ich abschätzen, welches Risiko ich eingehen sollte. Also sitze ich natürlich sehr gerne hinten.

Die Blöcke zum Aufschreiben halten insgesamt sechs verschiedene Aufgabenkombinationen bereit. Die einzelnen Aufgaben erfordern immer eine bestimmte Farbkonstellation unter den Würfeln. Begonnen mit der Forderung, ein oder kein Würfel soll eine bestimmte Farbe zeigen, geht es hin bis zu „von der Farbe mehr als von dieser anderen“ oder „gleich viele Würfel von genau diesen beiden Farben“. Wohl dem, der seine Wahrscheinlichkeiten beherrscht!

Dass ingesamt zehn Kategorien pro Spiel drankommen – sechs reguläre und vier Kribbeln – führt zu einer knackigen Spieldauer. Die Ergebnisse lagen mal dicht beieinander, mal gewann jemand mit hohem Vorsprung. Mancher zockt lieber, andere spielen lieber auf Nummer Sicher – und beides kann zum Ziel führen. Wir haben Kribbeln als unterhaltsame Abwechslung zu „36“ empfunden. In größeren Runden kann es sich ziehen – allerdings sind dann mehr Punkte pro Kategorie zu holen. Wir haben Kribbeln sogar mit einem Kind gespielt, das in die zweite Klasse geht – ihm war jedoch die Rechnerei mit den Würfeln zu mühselig. Auch fiel es ihm schwer, über weitere Würfelwürfe zu entscheiden. Sein Alter von acht Jahren entspricht genau der unteren Altersgrenze, die uns nach der zähen Partie, in der dauernd jemand von uns für das Kind mitrechnen musste, etwas niedrig zu sein scheint. Ältere Kinder und Erwachsene fühlen jedoch schnell die aufkommende Spannung und das Titel gebende „Kribbeln“!

P.S.: Aufmerksame Leser haben es gemerkt: In der vorigen Woche haben wir eine Pause gemacht und keinen Artikel veröffentlicht. Voraussichtlich werden wir in nächster Zeit eher im zweiwöchentlichen Abstand veröffentlichen. Beim Termin donnerstags um 9:00 Uhr bleibt es aber, nur eben nicht mehr jeden Donnerstag.

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Prädikat
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