Wer sich über Opera im Internet informieren möchte, liest in bisherigen Besprechungen von Opera Sätze wie „… bin kein großer Opernfreund …“ oder „Obwohl ich mich privat überhaupt nicht für Opern interessiere …“. Hingegen ist öfters von einem „unverbrauchten Thema“ die Rede. Wie passt das zusammen?

Ich persönlich mag Opern. Unser Abonnement am Nationaltheater führt uns sechs Mal im Jahr ins Opern- und genauso oft ins Schauspielhaus. In dieser Saison haben wir unter anderem Aufführungen von „La Bohème“, „Carmen“, die unbekannte Oper „Amadis des Gauls“ eines Sohnes von Johann Sebastian Bach, sowie der modernen Oper „Montezuma – Fallender Adler“ besucht. Ein Spiel, das sich der Oper widmet, stößt daher auf mein Interesse. Umso ernüchternder dann die Erkenntnis: Im Spiel ist das Thema wirklich lieblos umgesetzt. Zwar haben Komponisten wie Verdi, Wagner und Mozart einen Auftritt. Doch wie es das Losglück so will, ist womöglich Verdi (1813-1901) der „Komponist des Jahrhunderts“ im Barock (bis ca. 1750). Da passt doch irgend etwas nicht.

Im Spiel selbst geht es ganz profan um Siegpunkte. Die Beliebtheit der großen Komponisten ist einer ständigen Änderung unterworfen. Am Ende jeder der drei Epochen – die jeweils aus drei Spielrunden bestehen – werten die Spieler ihre Opernhäuser. Das im Hauptsaal gegebene Stück punktet nach der Beliebtheit des Künstlers. Bis zu sechs Siegpunkte – plus einen bis drei Punkte durch den bereits zu Spielbeginn bekannten Komponisten des jeweiligen Jahrhunderts – sind damit zu erreichen. Ein Ziel ist damit klar umrissen: Möglichst viele verschiedene Opernhäuser errichten, um in den dortigen Hauptsälen bei der Wertung zu punkten. Gar nicht so einfach: Denn zwar beginnt jeder Spieler mit einer Niederlassung in Venedig, doch in den weiteren Städten ist die Zahl neuer Opernhäuser streng limitiert.

Bild von Opera
Opera zu erklären macht keinen Spaß. Zunächst wird mit zwei Währungen gehandelt. Die bare Münze wird zu Beginn einer Runde in „Budget“ – man könnte auch Aktionspunkte – umgewandelt. Ein durchaus reizvoller Mechanismus ermittelt die Spielreihenfolge: Wer noch am meisten „Budget“ besitzt, ist als nächstes an der Reihe. Für die Aktionen stehen sechs Charaktere zur Verfügung. Der Startspieler darf einen auswählen, bezahlt die Aktionspunkte und kauft beispielsweise neue Musikstücke ein, baut seine Opernhäuser aus oder verkauft ein Musikstück an private reiche Adlige für klingende Münze. Bei diesen Aktionen können sich die Mitspieler gegen Entrichtung von Aktionspunkten anschließen. Lediglich die Auswahl wird freilich schlechter, je später man an der Reihe ist. Die drei weiteren Personenkarten erlauben die Verbesserung der Einnahmen in einer Stadt, eine Zwischenwertung oder die Beeinflussung der Komponisten-Beliebtheit und somit deren Punktewerte.

Am Ende der Runde werden die Einnahmen der Opernhäuser berechnet. Die Bargeldbestände der Spieler nehmen in den ersten Runden dramatisch ab. Wer zu unvorsichtig mit seinen Mitteln umgeht, muss heftige Einschränkungen hinnehmen und auf die eine oder andere wichtige Aktion verzichten. Sobald die Einnahmensituation sich konsolidiert, stellt das Geld kaum mehr ein Problem dar. Für Überschüsse am Ende des Spiels gibt es keine Punkte – es ist also kein Grund vorhanden, Geld zu bunkern. Doch wer im Mittelteil des Spiels finanziell sorgenfrei ist, kann sich hier einen praktisch uneinholbaren Vorteil erspielen. Hinzu kommt, dass es für den Bau von Opernhäusern zusätzliche Siegpunkte gibt – die nur umsetzen kann, wer zuvor über eine gute Einnahmensituation verfügt.

Opera ist damit ein Wirtschaftsspiel, das nur ein hübsches Kleid anlegen wollte. Dass letzteres leider nur mäßig gut gelungen ist, liegt auch an der Unübersichtlichkeit des Materials. Für die Veränderung bei der Beliebtheit der Komponisten muss jedes Mal deren Häufigkeit gezählt werden. Nach nur wenigen Runden beginnt dies zu nerven: Sechs Komponisten müssen in den Auslagen aller Spieler gezählt und die Häufigkeit dann verglichen werden. Die Funktion der Charaktere ist nur durch Piktogramme dargestellt, was immer wieder zu Nachfragen führt. Einzig die Sichtschirme bieten einigermaßen sinnvolle Hilfe bei der Abwicklung einer Runde.

Über ein paar Partien hinweg bietet die Aufgabe, eine lukrative Einnahmenstruktur aufzubauen, einigen Reiz. Ständig befinden sich die Spieler im Konflikt
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zwischen der Errichtung möglichst vieler Opernhäuser in unterschiedlichen Städten – um in der Wertung im Hauptsaal abzusahnen – und dem Ausbau einzelner Opernhäuser mit vielen Sälen für höhere Einnahmen. Hier ein gutes Maß zu finden, stellt eine hohe Anforderung dar. Doch sobald man Partien erlebt hat, in denen die Schere zwischen Spielern mit guter und schlechter Einnahmensituation stark auseinanderklafft, kommt der Spielreiz aus dem Takt. Ein „Da Capo“ wird dann kaum mehr gefordert.

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