Bei so manchem Spieleklassiker ist unbekannt, wieso sich überhaupt noch jemand seiner erinnert. Ein Wesensmerkmal der Sucht ist, dass einem Außenstehenden der Reiz verschlossen bleibt. Rack-O ist ein Spiel, auf welches diese beiden Erkenntnisse sicherlich zutreffern. Rack-O ist banal und unscheinbar. Seit vielen Jahren ist es in Deutschland nicht mehr erhältlich. Rack-O ist aber von Süchtigen gesucht, die bereit sind vieles für ein Exemplar zu geben.
Für die wenigen, die Rack-O nicht kennen: Es ist ganz einfach. Jeder erhält zufällig zehn Karten eines Stapels mit den Zahlen 1-60. Diese werden in einem kecken Kartenständer hintereinander aufgereiht. Ziel ist es, als Erster eine aufsteigende Folge von vorne nach hinten zu konstruieren. Dazu wird reihum entweder die oberste Karte des Nachzug- oder Ablagestapels genommen, und auf letzteren wieder eine abgelegt.
Was ist der Reiz des Rack-O? Ganz klar, es ist kurz, knackig und unfair. Wird eine Runde ganz knapp verloren, so muß es eine Revanche geben. Genauso wenn ein Spieler die andere abzockte und mit Abstand gewann. Rack-O ist so einfach, dass jeder mitspielen kann. Rack-O ist aber auch ein bisschen doof, gewährt nur wenig Einfluss und lässt keinerlei Interaktion zu. Das Prinzip ist Grundlage vieler Varianten und Neuauflagen. Zum Beispiel gibt es in den USA diverse Ausgaben des Spiels bei Hasbro. Dessen muntere Redakteure motzten das Spiel mit allerlei lustigen Aktionskarten auf. Als Extrazugabe wurde jeder Karte eine kleine Anekdote spendiert. Zum Beispiel liest man als Fact-O auf der 53:
Princess Diana was on the cover of People Magazin 53 times.(*)
(*) Verzeihung für das Beispiel. Wir brauchten aber dringend noch ein paar neue suchmaschinentaugliche Begriffe. Google findet ungefähr 3.300.000 Treffer für „Princess Diana„ und nur ungefähr 1.320 für „König der Vielspieler„. Ein weiteres Beispiel für die Ungerechtigkeit unserer heutigen Welt. Versucht man übrigens mal das Suchergebnis 59683 von Diana anzusehen, meldet Google lapidar: „Google zeigt maximal 1000 Ergebnisse für eine Suchanfrage an. (Sie haben Suchergebnisse ab 59683 angefordert.)“ In Wirklichkeit endet Googles großmäulige Weisheit bei Treffer 774. Und zu diesem kann man nur sagen: Thema verfehlt. „König der Vielspieler“ endet in Wahrheit schon bei 337, dafür aber gar nicht unrühmlich.
Trotz dieser Albernheiten und horrender Transportkosten, kann sich z.B. über Amazon.com(!) eine Bestellung lohnen. Insbesondere für den Rack-O Süchtigen.
Wer aber von Spielen mehr erwartet als die Erkenntnis, dass ein Haiku 17 Silben hat, sollte einen Blick auf die echten Weiterentwicklungen werfen. Einige von ihnen werden wir in den nächsten Tagen vorstellen.
Prädikat: 1 von 3 Lorbeeren
A Rack-O Haiku
Cards in a Rack. Oh!
Only one card to draw from.
Let’s try something else.