Auf der Spiel ’14 in Essen erblickte ich in Halle 4 den Stand der Krimi-Küche. Klar, dass ich bei unserer Vorliebe für Krimi-Spiele dort stehen blieb und genauer nachfragte. Schnell war klar: Das Format passt genau zu den Spielen, die in unseren Runden gerne gespielt werden, und der Verlagsinhaber gab mir Ristorante Assassino aus seinem bereits fünf Spiele umfassenden Programm mit. Zwei der Spiele erfordern sechs Spieler, die anderen sind für eine Runde zu acht konzipiert. Mit Ristorante Assassino liegt der zur Zeit neueste Fall des Programms vor.
Der Name suggeriert es: Ein italienischer Abend steht uns bevor! Im Manhattan der 80er Jahre trifft sich die Familie Assassino mit einigen weiteren Personen aus dem Umfeld des Assassino-Clans im titelgebenden Restaurant. Der Tote ist der Sohn des im Gefängnis sitzenden Don, und als nicht immer nur mit legalen Geschäften beschäftigte Familie klärt man das Ganze natürlich unter sich …
Wie in allen unseren Krimispiel-Rezensionen verraten wir keine Details, die den Spielspaß verderben. Weiterlesen ist also gefahrlos möglich. Wer diesen Fall schon gespielt hat und konkretere Spielerfahrungen nachlesen möchte, kann dies bei unserem Freund Michael bei Parhoon Naval Yards tun (Michael schreibt auf englisch) – hier gilt allerdings nach den Fotos: „Spoiler“-Warnung!
Vieles ist bei der Krimi-Küche so, wie wir es von anderen Krimispielen gewöhnt sind. Jede Person erhält vorab eine Rollenbeschreibung und weiß auch, ob sie das Opfer getötet hat. Üblicherweise müssen alle Unschuldigen stets die Wahrheit sagen – sollte dies für bestimmte Aspekte nicht gelten, ist dies in der Beschreibung ebenfalls genau vermerkt. Gut gefallen hat uns allen, dass jede Person nochmal eine knackige Zusammenfassung erhält: „Sie mögen: …“ und „Sie mögen nicht: …“, sowie „Ihr Kleidungsstil: …“ Bis auf diese Zusammenfassung sind alle relevanten Infos aus der Rollenbeschreibung auch im Spielheft enthalten. Sollte also eine Rollenbeschreibung abhanden kommen oder jemand ausfallen und ersetzt werden, muss nicht unbedingt Ersatz herbeigeschafft werden.
Im Mittelpunkt des Geschehens steht freilich die Familie Assassino. Persönlich anwesend sind die Schwester und die Tante des Opfers, sowie der Mann von letzterer. Ferner der Anwalt der Familie, die Freundin des Opfers, die Assistentin des Bürgermeisters (die den Draht zur Politik hat), der Vertraute des Don und der Organisator (der Walkmen und Videorekorder vercheckt – wir sind ja in den 80ern!). Jeder hat eine Skizze des Restaurants im eigenen Rollenheft.
Der Ablauf ist vertraut. In mehreren Runden lesen die Spieler zunächt neue Informationen im Spielerheft nach. Gelungen und hilfreich fanden wir die Zusammenfassungen am Ende jeder Rundeninformation, in denen die wichtigsten Fakten nochmal zusammengetragen waren. In den Hinweisen zur neuen Runde steht bei einer Person, dass sie die neue Runde eröffnet. Dadurch erscheint der Ablauf abwechslungsreicher. Dass diese Vorgehensweise auch etwas fehleranfällig ist, fanden wir heraus, als wir uns in Runde 5 fragten, weshalb das Heftchen mit der Aufschrift „Beweismaterial“ noch ungeöffnet herumlag. In der Spielanleitung stand, auch dieses werde während des Spiels durch eine Person eingebracht. Das war zu Beginn allen bekannt gemacht worden, weil natürlich auch die Frage kam, wann denn das Beweismaterial ins Spiel komme. Erst beim nochmaligen Nachlesen gab eine Person etwas zerknirscht zu, eine entsprechende Aufforderung überlesen zu haben. Zum Glück konnten wir auch zu diesem späteren Zeitpunkt das Beweismaterial noch verwerten, so dass wir mit der richtigen Faktenlage die Verdächtigungsrunde spielen konnten.
Eine Ausnahme vom sonstigen Ablauf der Runden 1 und 2 sowie 4 und 5 bildet die Runde 3. Für diese Runde liegt ein versiegeltes Heft vor. Um zu ermitteln, wer dieses öffnet, findet eine Zwischenabstimmung statt. Jeder gibt an, wen er zu diesem Zeitpunkt am verdächtigsten findet. Diese Person öffnet das Siegel und trägt die Information daraus vor. Übrigens: Die von uns gewählte hauptverdächtige Person vor Runde 3 wurde beim großen Finale von niemandem mehr als Mörderin oder Mörder angeklagt! Der geneigte Leser kann dem entnehmen, dass in den Runden 4 und 5 noch so einige neue Informationen ins Spiel gelangt sind!
In einem Krimispiel wäre es langweilig, wenn nicht jeder was zu verbergen hätte. Und so war es auch bei Ristorante Assassino. So mancher Zusammenhang kam erst nach und nach zur Sprache, und einige Wendungen kamen erst im Laufe der Runde heraus. Dadurch gestaltete sich der Ablauf abwechslungsreich und hielt die eine oder andere Überraschung parat. Nicht jeder Charakter hat dabei Informationen zu allen Fäden der Handlung. Daher heißt es gut aufpassen und bei den anderen nachfragen. Es gilt einiges mitzubekommen! Die Handlung gestaltet sich somit durchaus vielseitig, wird aber nicht unübersichtlich. Einiges an Fakten ist in den Spielerheften enthalten. Dies gilt es einzubringen. Über die übliche Spieldauer von etwa vier Stunden hinweg hat uns dies gut unterhalten und uns viel Spannung beschert.
Nach der Runde 5 erklärt nun jeder, wen er verdächtigt und weshalb. Schließlich öffnet nun erneut eine Person, die einen entsprechenden Hinweis in ihrem Heft vorgefunden hatte, den Umschlag mit der Lösung und liest vor, was sich tatsächlich ereignet hatte. Wie schwer war es nun, die schuldige Person zu finden? Mit Hilfe der im Spiel vorkommenden Informationen konnte man die Lösung sinnvoll herausfinden. Einige von uns hatten richtig getippt. Als Schwierigkeitsgrad würden wir „leicht bis mittel“ angeben. Zusammen mit dem stimmig gestalteten Material und der detailreichen Story eignet sich Ristorante Assassino gut als Einstieg für ein Krimidinner.
Übrigens gibt es auf der Homepage der Krimi-Küche auch Rezeptvorschläge. Wir hatten zugegebenermaßen erst nach dem Spiel dort nachgeschaut – doch unser Menü war durchaus dem vorgeschlagenen sehr ähnlich. Statt Minestrone oder Chefsalat gab es bei uns zwar Bruschetta und Finger Food als Vorspeise, doch bei Hauptspeise und Dessert hatten auch wir Lasagne und Tiramisù gewählt… – beides ist nicht zuletzt sehr gut vorzubereiten und traf den Geschmack unserer Gästen gut.
Insgesamt hat uns der Besuch im Ristorante Assassino sehr gefallen, und wir können uns gut vorstellen, erneut in der Krimi-Küche einzukehren. Für die große Runde zu acht bieten die zur Zeit verfügbaren Spiele übrigens ein ziemlich abgefahrenes Themenspektrum: Eines führt in die 60er Jahre in eine Runde mit skurrilen Superschurken, das andere versetzt die Spieler in die Stummfilmzeit der 20er Jahre.
Prädikat: 1 von 3 Ristorantes
Mein Sohn hat eine Karte verloren, möchten Sie vielleicht das Spiel günstig abgeben?
Hallo Beata, das Spiel liegt uns nicht mehr vor. Alles Gute von Kathrin.
Hallo,
Uns ist leider sehr kurzfristig eine Mitspieler*In abhanden gekommen. Ließe sich das Spiel im Notfall auch mit 7 Spieler*Innen angehen?
Danke