Spice Merchant

Ein großer Reiz in Essen auf der Spielemesse ist es, sich auf die Quest der Suche nach Spieleperlen bei kleinen Verlagen zu begeben. Natürlich tauscht man sich während der Messe mit anderen Besuchern aus, in der Hoffnung, die Witterung aufnehmen und bei einem sympathischen Verlag eines möglichst exotischen Landes zuschlagen zu können. Das kann freilich in die Hose gehen, doch vor allem bei Ausgaben um oder unter zehn Euro ist eine gewisse Risikofreudigkeit selten sonderlich schmerzhaft. Auf der zurückliegenden Spielemesse pilgerten wir nach einem Tipp von Sarah zu den Koreanern und erstanden ein Spice Merchant. Nicht ohne vom Standinhaber gewarnt zu werden: Die Spielregel sei schlecht übersetzt und schwer zu verstehen.

Eine solche Herausforderung nehmen wir wacker an. Die erste Regellektüre lässt am erhofften Erfolg dieses Unterfangens leichte Zweifel aufkommen. Denn was will uns etwa der Satz „The player who use black pepper to food many times is a first player“ sagen? Doch mithilfe der Abbildungen, einer Prise gesunden Menschenverstand und einem gewissen Expeditionswillen starteten wir die erste Partie. Und ernannten den Spieler, der zuletzt Pfeffer gegessen hat, zum Startspieler.

Bild von Spice Möhrchen
Zum Glück ist das Spiel leicht erklärt. Insgesamt sechs Gewürzsorten sind in den Karten vertreten. Jede Sorte hat eine andere Wertig- und Häufigkeit. Unter sieben Handkarten wählen die Spieler ihre Aktionen. Vor Beginn einer Runde legt jeder Spieler eine (in Runde 3 und 4: zwei) offene Karte beseite. Diese soll im folgenden in die Wertung gebracht werden.

Gewertet werden nur Gewürze, die am Markt im Angebot liegen. Dieses Angebot erzeugen die Spieler durch ihre Handkarten: Wer an der Reihe ist, darf als eine von zwei möglichen Aktionen an einem Markt Gewürze anlegen. Dabei muss jeder Markt sortenrein bleiben, und eine Gewürzsorte darf an maximal zwei Märkten angeboten werden. Sobald an jedem der sechs Märkte mindestens ein Gewürz ausliegt, oder alternativ an zwei Märkten die Maximalmenge an vier Karten erreicht wurde, endet die Runde. Zuvor hat hoffentlich jeder Spieler seine einmalige alternative Aktion genutzt, denn pro Runde darf jeder eine zusätzliche Karte verdeckt ablegen. Natürlich mit dem Ziel, diese ebenfalls in die Wertung zu bringen. Nach jeder Aktion füllt der Spieler seine Kartenhand auf.

Für die Wertung werden nun die verdeckten Karten aufgedeckt. Für diese und die offene Karte wird überprüft: Gibt es einen Markt mit diesem Gewürz? Je nach Angebot an diesem Markt bestimmt sich der Wert der Karte. Die quadratischen Karten haben ihren Wert an den Kanten aufgedruckt – einfach die Karte passend drehen, und den erlösten Wert in einer Reihe ablegen.

Nach drei weiteren Runden hat hoffentlich jeder möglichst viele Verkäufe tätigen können, und der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt.

Was sich mechanisch und simpel anhört, ist es vielleicht auch, birgt aber den einen oder anderen Pfiff. Zum einen möchte man natürlich wertvolle Gewürze sammeln. Diese sind freilich seltener, und sobald die ersten Wertungen mit ihnen durchgeführt wurden, verknappen sie weiter. Denn eine gewertete Gewürzkarte ist aus dem Spiel, sie dient nun als Siegpunktanzeiger. Je nach eigener Kartenhand ist es einfacher oder schwieriger, eigene Gewürze gut in die Wertung zu bringen. Sammeln zwei Spieler dieselbe Sorte, werden sie womöglich gemeinschaftlich das Angebot anfüttern. Die Runde kann schnell um sein, wenn sich an zwei Märkten rasch die Angebote sammeln. Da die Folgerunden mit den bestehenden, lediglich auf sieben ergänzten Handkarten beginnt, kann man auch in die Zukunft sammeln und bestimmte Karten gezielt mit in die nächste Runde nehmen.

Bild von 1 von 3 Möhrchen
Prädikat
:
1 von 3 Möhrchen
Nachdem wir die Regeln einmal gemeistert hatten, führte das Spice „Möhrchen“ (in hiesigem Dialekt müssen wir bei der Aussprache des Wortes „Merchant“ häufiger an Gemüse als an Gewürze denken) viele unserer Spielerunden mit an den Gewürzmarkt. Ein Dauerbrenner wird der Handel um Ingwer und Safran, Nelken und Zimt, Muskat und Pfeffer sicher nicht werden, denn es gibt keine tiefschürfenden Strategien – es stehen mehr das Quäntchen Glück und der Mut zum Risiko im Mittelpunkt. Doch gerade solche kleinen Exoten motivieren gerne zu einem neuerlichen Ausflug. Das Spice Möhrchen werden wir also weder wegknabbern noch den Gästen zur Mitnahme anbieten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.