Tödlicher Ruhm

Ein neuer Krimi-Fall liegt hinter uns. Im Stadttheater von Markstadt hat sich Julia auf der Bühne spektakulär selbst die Klinge gegeben – denn unangenehmerweise hat vor diesem Auftritt jemand den Theaterdolch mit einem echten vertauscht… Natürlich war es einer von uns – und natürlich wollen wir herausfinden, wer es war.

Nachdem wir bereits den Schatten über Landsitz Hagenberg gelüftet hatten, spielten wir nun den zweiten Fall vom Culinario Mortale. Wie immer bei unseren Artikeln über Krimispiele gilt: In der weiteren Besprechung wird nichts verraten, was den Spielspaß verderben könnte.

Unsere diesmalige Runde bestand aus vier Ehepaaren. Drei von ihnen waren Krimispiel-Neulinge. Für sie war Tödlicher Ruhm ein sehr guter Einstieg in die Welt der Krimispiele. Alle haben sich prima in ihre Rollen eingefunden, diese ausgelebt – und obwohl wir zwei der Ehepaar vor diesem Abend gar nicht kannten, hatten wir bei der Verabschiedung das Gefühl, uns schon viel länger zu kennen. Wie war das noch – laut Internetquellen bei Platon: Beim Spiel kann man einen Menschen in einer Stunde besser kennenlernen, als im Gespräch in einem Jahr.

Erst am Abend verteilten wir die Rollen. Zum Glück hatte ich vorher noch das Material überprüft. Denn sonst hätte mir vor Ort eine Beschreibung der Charaktere gefehlt. Auf der Verlagshomepage steht zwar eine kurze Charakterisierung der Rollen – nicht jedoch beim Spielmaterial. Dass das Material ansonsten gut gestaltet ist, habe ich bereits bei den Hagenbergs angemerkt. Für jede Spielrunde öffnet man eine Perforation, die sich gut auftrennen ließ. Auf diese Weise erhält der Einstieg in die nächste Runde nicht nur einen beinahe feierlichen Anstrich, man ist außerdem nicht in Gefahr, versehentlich vorzublättern.

Das Spiel ist chronologisch aufgeteilt. Die erste Runde gibt Informationen über die Zeit am fiktiven Theaterabend von 17:15 bis 18:45 Uhr preis. Die folgenden beiden Runden behandeln die Ereignisse in zwei Abschnitten des späteren Abends. Bereits von Anfang an weiß die schuldige Person Bescheid, dass sie den Mord begangen hat. Diese chronologische Aufteilung hat uns allen gut gefallen, und sie erleichtert es Einsteigern auch. Sie können sich weniger verheddern, wenn sie improvisieren müssen – denn spätere Informationen können nicht dazu führen, dass frühere, improvisierte Aussagen invalidiert werden.

Die Rollen erstreckten sich über den Theaterdirektor, mehrere Schauspieler – oder solche, die es noch werden wollen, die Regie-Assistenz, Schneiderin und ähnliche Rollen. Ob der Betrieb in einem Theater so realistisch abgebildet wurde, mag ich bezweifeln, aber die Rollen waren ordentlich ausgestaltet, und alle konnten ihre jeweilige Rolle gut einnehmen und darstellen. Dass jeder etwas zu verbergen hat, versteht sich beinahe von selbst. Wobei … tut es das? Das Rollenspiel ist für 5 bis 8 Personen ausgelegt. Drei optionale Rollen sind somit dabei. Wenn ich ehrlich bin, waren nach meinem Empfinden die drei Personen der optionalen Rollen so klar erkennbar, dass ich es schon ein wenig enttäuschend fand. Mir war es zwar zum Glück gelungen, die Namen der optionalen Rollen mit der Hand abzudecken, als ich die Regeln gelesen hatte. Denn ich empfinde es als unpassend, wenn eine Person (ich als Erklärerin) weiß, wer eine optionale Rolle hat – die anderen es aber nicht wissen. Nein, die Handhabung mit den optionalen Rollen bei Culinario Mortale gefällt mir nicht.

Den Fall haben wir tatsächlich nicht gelöst. Gegen Ende ergab sich durch eine Bemerkung einer Person plötzlich die Situation, dass sich vermeintlich damit eine Ungereimtheit ergab – und selbst Personen, die vorher einen anderen Verdacht hatten, schwenkten plötzlich um. Das war aber sicher mehr der Dynamik in unserer Gruppe geschuldet. Die Informationslage war im Grunde in Ordnung. Ein Indiz, das klarer zur schuldigen Person – und ihrem Motiv – hätte hinführen können, kam bei uns nicht heraus. Dafür war es wohl auf zu wenige Personen verteilt, darunter die schuldige, die sowieso lügen durfte. Doch der Stimmung und dem Spielspaß tat das keinen Abbruch.

Das Ehepaar, in dessen Haus wir auf Mörderjagd gegangen waren, berichtete schon, dass sie erneut zur Mördersuche einladen möchten. Nach Lektüre unserer Rezensionen und den Erfahrungen mit Tödlicher Ruhm entschieden sie sich, es als nächstes mit den Hagenbergs vom selben Hersteller zu versuchen. Ihr Einstieg in die Welt der Krimispiele ist also definitiv als Erfolg zu verzeichnen.

3 Kommentare

  1. Liebe Kathrin,

    vielen Dank für den tollen. Bericht. Wir haben für die neue Auflage und auch für unsere neuen Spiele euer Feedback aus dem Bericht über „Schatten über Landsitz Hagenberg“ aufgenommen und in die Spielanleitung eine Rollenübersicht eingefügt.

    Außerdem haben wir uns noch einen Kniff einfallen lassen für die Rollenverteilung bei „Mord über Bord“. Da sind wir gespannt, was Ihr dazu sagen werdet 🙂

    Liebe Grüße,
    Florian vom Culinario Mortale Team

  2. Lieber Florian,

    vielen Dank für diesen Kommentar! Dann bin ich schonmal sehr gespannt auf „Mord über Bord“!

    Alles Gute wünscht
    Kathrin.

  3. Hallo. Ein toller Bericht. Können Sie mir eventuell schreiben wer eine der optionalen Rollen ist? Ich finde mein Spielheft nicht mehr, habe nur noch die Spielerkarten. Nun fehlt aber für das Spiel am Freitag eine Person (sind jetzt noch sieben) und ich weiß nicht wen ich weg lassen darf. Vielen Dank im Voraus

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