„Tumult am Ayers Rock“ – das verspricht die Spielschachtel von Uluru. Wer unseren [cref messebericht-nuernberg-2011] gelesen hat, erwartet einen Nachfolger von Ubongo. Zu Recht, wenn Knobelei auf Zeit im Mittelpunkt der Erwartung steht. Freilich könnte ich die Story des Spiels nacherzählen. Darin treten die so genannten Traumvögel auf. Sie haben genaue Vorstellungen, wo sie Platz nehmen möchten, und die Spieler helfen ihnen dabei.

Die Story kann man jedoch getrost beiseite lassen. Denn ein Blick auf den Vorgänger in Grafik und Aufmachung zeigt: Es braucht nicht immer ein schlüssiges Thema. Schon beim afrikanisch angehauchten Ubongo griffen die Spieler intuitiv zu und spielten los. Ganz so intuitiv ist Uluru nicht, doch der Drang zum Knobeln mit den schön gestalteten Traumvogelfiguren ist auch hier nur schwer zu unterdrücken.

Bild von Uluru

Uluru: Foto wird verwendet mit freundlicher Genehmigung
von E. und K. Nierholz (aufgenommen am 21.3.2011)

Insgesamt 8 Vögel erhält jeder Spieler, sowie ein eigenes Tableau mit eingezeichneten Plätzen rund um den Uluru – den Ayers Rock. Für jeden dieser Vögel wird eine Karte ausgelegt, welche die Platzwünsche angibt. Das kann so aussehen: Der schwarze Vogel möchte auf einem Platz neben dem gelben sitzen. Der blaue würde sich gerne übers Eck benachbart zum roten niederlassen. Der grüne ist wunschlos glücklich und wird mit einem beliebigen Platz zufrieden sein etc. Wenn die Karten ungünstig gemischt sind, können die Anweisungen auch widersprüchlich sein. Nehmen wir etwa an, der rosa Vogel möchte übers Eck neben dem weißen sitzen – der weiße jedoch vorzugsweise genau neben den rosa Vogel flattern. Dann gibt es ein Problem. Nur einer der beiden Vögel wird seinen Wunsch richtig erfüllt bekommen.

Und noch mehr: Um alle Vögel glücklich zu machen, haben die Spieler auf ihrem individuellen Tableau mit ihrer individuellen Achtergruppe an Vögeln genau eine Sanduhrlänge Zeit. Danach wird reihum kontrolliert: Wer erfüllt den Wunsch eines Vogels? Für einen Fehler gibt es einen Minuspunkt! Etwas mühselig ist die Abarbeitung dieser Kontrolle schon. Acht Vögel gilt es zu überprüfen, dabei erstmal gemeinsam zu entziffern, was das Vieh eigentlich wollte. Manche Überraschung macht sich zu diesem Zeitpunkt breit – denn die Karten sind nicht für jeden intuitiv begreifbar. Die Karte „möchte über Eck benachbart sitzen zu“ etwa könnte auch interpretiert werden als „möchte diagonal gegenüber sitzen“. Und für „Gegenüber sitzen“ ist als Sonderregel zu beachten, dass an den beiden langen Seiten mit zwei bzw. drei Plätzen pro Seite „gegenüber“ nicht etwa bedeutet „schräg gegenüber“ – nicht alle Kombinationen sind gültig. Hier ist bei der Erklärung des Spiels einiges an Erkläraufwand zu leisten. Und wer sich während des Einsetzens verlesen hat, ärgert sich bei der Auswertung umso mehr: Bei richtigem Lesen wäre ein Minuspunkt womöglich vermeidbar gewesen!

Solange dieser Frust ausbleibt, knobeln die Spieler eifrig und begeistert. Manchmal „flutscht“ es beim ersten Versuch, ein anderes Mal beginnt man umzusetzen – „ohje, der weiße wollte ja gegenüber vom roten; aber Schreck, dann passt es nicht mehr mit dem grünen!“ usw. Der Ehrgeiz, einen kühlen Kopf zu bewahren und möglichst alles zu beachten, steht den Spielern beim Rätseln ins Gesicht geschrieben. Doch ich habe auch Spieler erlebt, die Uluru nach einigen Runden rigoros ablehnten, weil sie sich durch wiederholtes falsches Lesen zu viele Minuspunkte eingehandelt hatten – und dennoch im Eifer des Gefechtes immer wieder dieselben Lesefehler machten.

Sehr gut gefällt mir die variable Anpassung des Schwierigkeitsgrades. Fünf verschiedene Kartensorten sind deutlich markiert und können nach Wunsch vor dem Mischen zusammengestellt werden. In einer neuen Runde kann man mit einfachen Karten anfangen. So können alle den Mechanismus schrittweise einüben und müssen sich meist nicht über viele Minuspunkte ärgern. Von Runde zu Runde mische ich dann immer mal schwierigere Karten hinzu. Auch für das Spiel mit sehr unterschiedlichen Spielstärken kann variiert werden, indem die einen Spieler Aufgaben mit leichten Karten erhalten – und die anderen separat gemischte schwere.

Bild von 1 von 3 Traumvögeln
Prädikat
:
1 von 3 Traumvögeln

Der Spielspaß mit Uluru knüpft tatsächlich an Ubongo an, doch die Leichtigkeit wird nicht ganz erreicht. Wer die Entzifferung der Aufgabenkarten gut meistert – und sich auch von den manchmal „um die Ecke gedachten“ Aufgabenkarten insbesondere in den schwereren Stapeln nicht aus der Ruhe bringen lässt – kann sich auf langfristige Freude am Spiel einrichten.

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