Bei uns grassiert momentan der Spieleblues. Wenn der Blick über den Teil des Spieleregals streift, in dem die Neuheiten stehen, überkommt uns wenig Inspiration, über welche Spiele sich etwas Interessantes schreiben lässt. Und bei den wenigen, die genauere Betrachtungen wert sind, fehlen uns entweder noch wichtige Wiederholungspartien oder sie sind schon für die Fairplay reserviert.
Aber mit was vertreiben wir dann unsere Zeit? Ganz einfach: mit DEM Spiel des Winters, das eigentlich auch schon für die Fairplay-Sommerausgabe geplant ist, das aber eine Zweitverwertung verdient hat. Noch sind wir mitten im Geschehen und ich weiß nicht, ob die Ereignisse bald kippen und alles in einem Debakel endet. Ich weiß aber schon nach nur neun Partien, dass es bis zur finalen Runde noch einige Zeit hin ist.
Die Rede ist selbstverständlich von Pandemic Legacy – Season 1. Gerade scheiterten wir zum zweiten Mal an den Herausforderungen des Mai, und die Lage wird zunehmend kritisch. Auf größeren Teile der Erde ist bereits Panik ausgebrochen. In unserer Welt von Pandemic Legacy ist Asien ein besonderer Krisenherd. Vermutlich gilt es bald noch drastischere Maßnahmen zu ergreifen. Doch der Reihe nach. Pandemic Legacy ist eine Mischung aus [cref pandemie] und [cref risiko-evolution]. Das Spiel geht über zwölf Monate. Der Januar beginnt im Wesentlichen wie eine konventionelle Partie Pandemie. Dann passieren immer neue Dinge, und jeder Ausbruch eine Seuche hat Auswirkungen auf Partien späterer Monate. Wenn ein Monat verloren geht, ist das nicht weiter schlimm, denn es gibt immer eine zweite Chance. Selbst wenn diese übel endet, geht das Spiel einfach im nächsten Monat weiter, nur nimmt das Drama halt etwas schneller seinen Lauf. Ähnlich wie bei Risiko Evolution wird das Spielbrett überklebt, Schachteln mit neuem Material Stück für Stück geöffnet und neue Regelsticker ins Regelheft geklebt – ähnlich wie in ein Photoalbum. Das erhöht den Sofortwiederspielreiz enorm.
Anders als in Risiko Evolution entwickelt sich das Spiel aber zu großen Teil linear und in einem vorgegeben Rahmen. Herrschte bei Risiko teilweise pures Chaos, erinnert Pandemic Legacy mehr an das Drehbuch einer Fernsehserie. Es ist aber nicht so, dass ein Pandemic Legacy dem anderen ähneln würde. Es gibt genügend Optionen das Spiel individuell zu gestalten. Zur Zeit haben wir das Gefühl, dass es extrem wichtig ist, sich gezielt zu fokussieren. Bisher betätigte sich unsere Gruppe vorrangig als Retter in der Not, doch es gibt schon Stimmen, die nach anderen Maßnahmen rufen.
Im Unterschied zu Risiko Evolution kommen die neuen Regeln und Komponenten in einem höheren Tempo ins Spiel. Das macht das Spiel etwas komplexer und zunehmend unübersichtlich. Wahrscheinlich ist es zwar nicht weiter schlimm, falls eine Gruppe kleinere Teile falsch spielt oder hin und wieder eine Sonderregel übersieht. Doch oft entscheidet ein Zug über Sieg oder Niederlage. Damit kann es passieren, dass kleine Regelnachlässigkeiten zum Zünglein an der Waage mutieren. Viele Spieler sind wahrscheinlich nach wenigen Partien auch von der Regelkomplexität überfordert. Im Gegensatz zu konventionellen Spielen steigt also die Wiedereinstiegshürde.
So, jetzt noch schnell ein kleines Bild vom Spielmaterial und fertig ist mein kleiner Text. Lustig wäre es einen Scan der Karte von Essen zu bringen. Huch, die gleiche Idee hatte ich schon vor ein paar Jahren bei [cref pandemie], egal die Karte sieht jetzt anders aus. Doppelhuch! – Die Einwohnerzahl von Essen ist sich seit 2009 drastisch zurückgegangen:
2009 lebten in Essen laut Pandemie 5.246.000 Einwohner, 1183 Einwohner pro Quadratkilometer – daraus folgt, dass Essen seinerzeit eine Ausdehnung von 4.434 Quadratkilometer hatte. Das Saarland (2568 Quadratkilometer) passte also zwei Mal in die Stadtgrenzen. Und heute? Schauen Sie selbst. Essen hat nur noch 575.000 Einwohner, dafür hat sich die Einwohnerdichte auf schlappe 2.800 Einwohner pro Quadratkilometer verdoppelt. Entsprechend ist die Stadt auf 205 Quadratkilometer geschrumpft und passt nun ihrerseits 12 Mal ins Saarland.