Zurückblickend fiel uns irgendwann auf, dass sich der Langzeiteindruck von Spielen selten gegenüber dem ersten Spiel noch verbesserte. Es gibt zwar Ausnahmen wie Splendor oder Architects of the West Kingdom, deren Qualitäten wir erst nach langer Zeit erkannten, doch viel häufiger fanden sich beim vertiefenden Spiel mehr Kritikpunkte und Schwächen. Die Aufforderung: „Das war nur die erste Partie, die echten Qualitäten erkennst du erst nach weiteren Spielen“ stimmt also sehr selten mit unseren Erfahrungen überein.
Deshalb ist es legitim, mit der neuen Kategorie „Gesehen – Gespielt – Geschrieben“ dem Erst- und damit oft auch Letzt-Eindruck mehr Sichtbarkeit zu geben. Den Einstieg macht WANDERLUST von Phil Walker Harding:
Seit einigen Jahren haben wir das Bequemweitwandern für uns entdeckt: Über mehrere Tage wandern wir längere Strecken über Inseln, Mittelgebirge, Hochgebirge. Zum Übernachten kehren wir aber in komfortable Pensionen, B&Bs oder Hotels ein. Meist wird das Gepäck zudem direkt zur nächsten Unterkunft transferiert, so dass wir nur einen Tagesrucksack schleppen müssen. So haben wir unter anderem schon Irland, Schottland, den Schwarzwald, die Alpen aber auch den Teutoburger Wald entdeckt. Uns hat also die Wanderlust gepackt.
Deshalb war ich durchaus auch auf das Spiel gespannt. Wandern, das sind einsame Landschaften, frische Luft, kontemplative Entspannung. Darum geht es im Spiel aber nicht. Die Redaktion der Game Factory hat wahrscheinlich zu selten ihr Fabrikgelände verlassen, sonst wäre ihr aufgefallen, dass „Stadtranderholung“ die vielleicht bessere Übersetzung von „Summercamp“ gewesen wäre. Böse Erinnerung erwachen beim Öffnen der Schachtel: Handarbeitsaktivitäten im Ferienlager, Freundschaftsbänder und ungewürztes, totgemachtes Gemeinschaftsessen sind nur einige davon. Ich will gar nicht behaupten, dass alle Ferienlager schlimm sind, als Betreuer fand ich sie sogar später ganz lustig. Ein treffendes Bild zeichnete aber der zweite Teil der Addams Family aus den 90er Jahren. Also: Thema verfehlt.
Zur Spielbeschreibung: Dominion mit einem kleinem Wettrennen. Knizias Wettlauf nach El Dorado hat dies aber ungleich eleganter und spannender gestaltet.
Ich würde das Spiel nochmal mitspielen aber kaum selbst vorschlagen. Dafür war alles zu eintönig und gleichförmig, viel zu entscheiden gab es auch nicht. Im Endspiel zog sich das Spiel sogar unerwartet in die Länge, und zwischen den Zügen gibt es auch wenig zu planen, da die nächste Aktion doch immer ziemlich offensichtlich ist. Insgesamt ist es ein weiteres der vielen netten Spiele, die einen angenehmen Zeitvertreib bieten, aber jegliche Originalität vermissen lassen. Aber das Cover ist cool.
Hmm – nun liest sich Dein Bericht ja eher abschreckend. Und dann gucke ich mir das Bild an und denke: boah sieht das aber geil aus. Bei Parks war ich auch so sehr von der Optik geblendet. Dann habe ich es gespielt: hä? – das soll alles sein? Naja aber es sieht so toll aus – noch ein Versuch. Und siehe da – es wurde später. Und vor allen Dingen hat sich Parks tatsächlich nicht nur optisch einen Platz in meinem Spieleregal erspielt. Mittlerweile gefällt es mir gut. Bei Grimms Wälder blieb das Spiel leider wirklich schlecht – trotz der tollen Optik.
Dem Ferienlager – Hagebuttenkräuterirgendwaswiderliches -Tee kann ich widerstehen – ob ich es bei Wanderlust kann bleibt fraglich. Es ist ein Spiel! Es sieht so toll aus! Peter sieht das ganz bestimmt zu streng. Ganz sicher. Und wenn nicht, kriegt Peter von mir zu Weihnachten ein Freundschaftsband.