Zwölf große Seiten mit dreispaltig gesetztem Text. Diese Spielregel lässt ein geradezu monumentales Spiel vermuten. Ist der Leser auf Seite 4 unten angelangt, so hat er gerade einmal das Material kennen gelernt. Wie das Spiel funktioniert, folgt erst jetzt. Doch eigentlich ist alles ganz einfach – und der Mechanismus schon bis Seite 6 komplett erklärt…
Bis zu sieben Spieler sind dabei, denn genau so viele Weltwunder stehen zur Auswahl. In drei Epochen baut jeder seine Stadt – und womöglich sein Weltwunder – weiter aus.
Wie lange es wohl im Mittel dauert, bis eine Spielerunde auf Ähnlichkeiten mit [cref fairy-tale] hinweist? Dies hängt wohl davon ab, ob diese Perle in diesem Kreis überhaupt bekannt ist. Weshalb dieser Vergleich? Auch bei 7 Wonders wird „gedraftet“. Aus einer Kartenauswahl sucht sich jeder genau eine Karte aus – und gibt die restlichen Karten weiter. Vom Spieler zur anderen Seite erhält jeder nun dessen weitergegebene Karten, sucht wiederum eine aus und so fort. Nur die letzte Karte wird nicht mehr gespielt. Bei 7 Wonders beginnen alle mit sieben Karten und spielen somit insgesamt sechs Karten aus. Insgesamt drei Durchgänge dieser Art ergeben zum Schluss eine Auslage von 18 Karten.
Ressourcenkarten sorgen für die Grundlage, um weitere Gebäude zu errichten. Handelskarten erleichtern den Einkauf von fehlenden Ressourcen bei den Nachbarn, und Siegpunktkarten werden mit Blick aufs Spielende gesammelt. Wer sich militärisch engagiert, kann am Ende jeder der drei Runden Siegpunkte beim Vergleich mit den Nachbarn erringen.
Fein austariert gestaltet sich die Verteilung der Karten. Das Spiel erhält so im Laufe der Epochen einen stimmigen Aufbaucharakter. Während zu Beginn die Ressourcen erschlossen werden, gibt es in der dritten Epoche die Gilden. Diese punkten für bestimmte Kartensorte in der eigenen Auslage oder der eines Nachbarn. Wer eine Karte nicht auslegen kann – oder die Kosten nicht entrichten möchte – schiebt sie unter die unterste noch nicht gebaute Stufe seines Weltwunders. Zusätzliche Siegpunkte oder Sonderfähigkeiten belohnen dies. Jedes Weltwunder bietet zwei unterschiedliche Seiten, so dass insgesamt 14 verschiedene Strategien allein anhand dieser Bautätigkeiten nachgespielt werden können.
Doch nicht nur der Bau der Weltwunder bringt Abwechslung ins Spiel. Welche Karten erhalte ich wann zur Auswahl? Meist müsste ich just in dem Moment eine besonders teure Karte bauen, in dem ich nicht flüssig bin. Denn nur mit dem passenden Kleingeld kann ich fehlende Ressourcen beim Nachbarn einkaufen. Doch was stelle ich fest: Das benötigte Holz bietet weder der linke noch der rechte Nachbar an! Katastrophe!! Also bei nächster Gelegenheit für einen Wald sorgen – doch ich wollte mich doch eigentlich ums Militär kümmern?! Und dann ziehen schon die ganze Zeit so wertvolle Siegpunktkarten an mir vorbei….!
Die grünen sind besonders lukrativ, wenn ich mich ganz auf sie konzentriere. Denn sie zeigen Symbole an. Gleiche Symbole punkten entsprechend des Quadrates ihrer Anzahl. Drei Zirkel bringen also neun – vier Zahnräder bereits sechzehn Siegpunkte ein. Und für jedes Trio an unterschiedlichen Symbolen winken weitere sieben Punkte. Doch dafür benötige ich eine ideale Ressourcen-Situation.
Bei 7 Wonders brennt es an allen Ecken und Enden. Jede Karte ringt mir eine Entscheidung ab – und lässt mich selbige manches Mal im nächsten Moment bitter bereuen. Zwar kann es mir egal sein, was meine übernächsten Nachbarn unternehmen. Dafür dauert das Spiel auch zu siebt nur in der Kennenlernpartie länger als eine halbe Stunde. Meine direkten Nachbarn sollte ich hingegen tunlichst im Blick behalten. Welche Ressourcen gibt es zu holen? Welche Karten möchte ich dem nächsten Nachbarn vorenthalten? Wie halten die beiden es mit dem Wettrüsten? Eine Art Kalten Krieg kann ich mir nicht leisten. Eine Karte nach der anderen für die Verteidigung einzusetzen, um am Ende ein Unentschieden zu erzielen, kostet zu viele Siegpunkte. Doch wenn ich triumphiere, katapultiert mich dies in eine gute Position.
Diese Zwänge und die damit verbundenen Emotionen, das Gefühl des Aufbaus und der Entwicklung – so intensiv können 18 Entscheidungen eine halbe Stunde an Spielzeit wie im Fluge vergehen lassen. 7 Wonders war schon am ersten Tag in den „Medaillenrängen“ bei der Fairplay-Scoutaktion. Schließlich reichte es sogar für den Gesamtsieg. Hochverdient! Einzig Ausstattung und Preis können das Vergnügen im Moment des Kaufes trüben. Um 35 Euro liegt zur Zeit der Preis, und die erste Enttäuschung beim Öffnen könnte ein zerdrückter Schachteleinsatz sein. Doch hier lohnt es sich, ein Auge zuzudrücken und: Zu kaufen!
Hat 7 Wonders nun das Potenzial, es Fairy Tale gleichzutun und bei uns das höchste Prädikat zu erlangen? Dieses wird von uns grundsätzlich erst nach genügend langer Zeit vergeben, wenn sich der höchste Spielreiz nachhaltig bestätigt hat. Schauen Sie also nach dem Ende dieses Jahrgangs wieder nach. Im direkten Vergleich liegt jedoch Fairy Tale bei mir immer noch unangefochten vorn. Hier habe ich mehr Möglichkeiten zum Taktieren – ich muss die gewählte Karte nicht sofort spielen und kann zwei Karten abwerfen, die ich also auch gezielt dem nächsten Spieler vorenthalten kann. Doch 7 Wonders mag einer der Gründe sein, weshalb hier bei Das-SpielEn.de seit der Messe nur schleppend die neuesten Rezis online erscheinen. Denn vom Kennenlernen weiterer Neuheiten hat uns dieses Spiel schon recht erfolgreich abgehalten…
Prädikat: 2 von 3 Pyramiden
Ich habe das Spiel ein paar mal gespielt und finde auch, daß es immer „an allen Ecken brennt“. Leider ist mir der Glücksfaktor zu hoch. Ich hatte nie das Gefühl irgendwas langfristig planen zu können, vielmehr war es ein einfaches Runde-zu-Runde-optimieren….
Fazit: Nettes Spiel aber kein Knüller.