Wer kennt sie nicht, die Plüschtierautomaten? Harmlos stehen sie auf Flughäfen und Jahrmärkten als leichtgewichtige Geschicklichkeitsherausforderung herum. Vage erinnere ich mich an einen Zeitungsartikel mit einer Untersuchung, wie viele Euros notwendig sind, um genügend Übung fürs zielsichere Greifen zu bekommen.
Eine kleine Recherche belehrte mich, aber besseres: Greifautomaten sind pures Glücksspiel. Die Greifkraft der Kralle lässt sich variabel steuern und damit die Gewinnquote einstellen.
Wie dem auch sei. Es gibt nun eine Greifautomatenkartenspielumsetzung, bei der jeder Zug ein Plüschtier garantiert.
Wir haben schon ewig kein herausragendes Spiel mehr ausgezeichnet, auch weil wir eigentlich keine Prädikate mehr vergeben. Hitster verdient aber eine Ausnahme, denn seit knapp zwei Jahren düsen wir von einer Hitsterrunde zur nächsten. Wir lauschten den originalen Klängen, groovten zu den Guilty Pleasures nach und summten zu den Summer Hits. Einmal wagten wir uns sogar an die Schlagerparade. Schmerzlich vermissen wir aber die Opern- und Konzert-Edition. Vermutlich wird dies aber nie erscheinen. Jetzt spielen wir aktuell die Soundtrackerweiterung sowie die BR1-Variante.
Wir spielen Hitster ausschließlich kooperativ. Ein Lied wird gescannt. Ein Lied wird diskutiert. Ein Lied wird einsortiert. Erinnerungen werden ausgetauscht und ein weiteres Lied wird ins Rennen geschickt. Unser bisheriger Rekord ist, wenn ich mich recht entsinne, so um die 60 richtig sortierten Hits. Das war aber eine extreme Ausnahme in einer großen generationenübergreifenden, musikaffinen Gruppe. Typischerweise liegen gute Ergebnisse zwischen 20 und 30, wie zum Beispiel hier:
Kürzlich – um ehrlich zu sein, schon vor einiger Zeit – wunderte ich mich während einer Hitster Session, ob es eine praktische Grenze für Highscore gibt. Das Problem sah zunächst einfach aus: Wenn immer mehr Lieder ausliegen, gibt es kaum noch größere Lücken. Also führen auch kleine Fehler zum Verlust eines Chips. Es gilt also, „nur“ die Entwicklung der Jahresverteilung zu studieren.
Viele Wochen, viele beschmierte Notizblätter und einige Python-Scripts später kam ich endlich zu einem, zumindest für mich, plausibel klingendem Ergebnis. Das Schöne an ihm ist, dass er auch einfach klingt und ich deshalb die komplizierten Details weglassen kann. Das zugrundeliegende Modell ist rudimentär und ich mache mehr als eine haarsträubende Annahme. Für grobe Abschätzungen sollte das Ergebnis aber gut genug sein.
Ernsthafte Turnierspielende knacken Hitster natürlich mit einer Brute-Force Strategie: Einfach die Muster aller QR-Codes und deren zugehörigen Jahreszahlen auswendig lernen und schon lässt es sich ewig hitstern.
Seit 2017 haben wir nicht mehr über unsere Erlebnisse in Altleiningen berichtet. Dabei waren wir mit Ausnahme der Coronajahre mit einer Ausnahme immer vor Ort. Die Ausnahme war 2023, da studierten wir die Maya in Mexiko.
Dieses Jahr war aber wieder alles wie immer, mit einer Ausnahme. Jochen gab bekannt, dass er nach 20 Jahren genug von der Rolle des Ausrichters hat und übergab die Verantwortung für die Organisation des Treffens feierlich an seine Nachfolger. Damit wird auch in Zukunft alles beim Alten bleiben.
Der Fokus in diesem Jahr lag dabei auf Erstpartien von langen bis sehr langen Spielen.
Zum ersten Mal, seit wir vor 25 Jahren nach Süddeutschland kamen, haben wir es geschafft Darmstadt spielt zu besuchen. Irgendein anderes Ereignis stand sonst immer im Wege. Manchmal haben wir den Termin auch einfach vergessen. Jetzt war es aber so weit. Wir wollten eh noch ein paar Neuheiten ausprobieren, und so machten wir uns auf den Weg nach Darmstadt ins Darmstadtium, einem modernen Kongresszentrum im Umfeld der Universität.
Kooperative Spiele sind ziemlich „in“ und zwar zurecht. Kooperativ gibt es momentan einfach die spannenderen Ideen. Bomb Busters ist so ein Spiel. Zunächst ist unklar, wie sich das Spiel zu knacken lässt. Doch beim Grübeln und Hadern folgt schnell eine Idee der nächsten und, Stück für Stück ergeben sich Muster, die sich auf weitere Probleme übertragen lassen. Mit etwas Erfahrung zeigt sich auch, wie mit ein paar grundlegenden Überlegungen viel Raterei vermeidbar ist. Das ist die Gelegenheit um endlich mal wieder einen Strategieartikel zu veröffentlichen.
Empire’s End lernte ich beim Spieleabend im Hort des Apfelbäumchen kennen. Angepriesen wurde es als: So etwas wie „Im Jahr des Drachen“ – und das passt irgendwie auch. Denn es geht darum, dass über die Reiche der Spieler ständig Katastrophen hereinbrechen. Im Unterschied zum Jahr des Drachen lassen diese sich aber per ablehnender Versteigerung vermeiden. Das Prinzip ist ähnlich wie bei „Geschenkt ist noch zu teuer“: Reihum legt jeder eine Ressource auf die abzulehnende Katastrophenkarte. Wenn einer nicht kann oder will, nimmt er die Katastrophe und bekommt aber auch alle auf ihr liegenden Materialien. Die Katastrophe bedingt immer, dass Gebäude im eigenen Reich zerstört werden, was schlecht für die Ressourcen und Siegpunkte ist.
Nach einer etwas längeren Sommerpause ist es an der Zeit, mal wieder über Spiele zu berichten. Die beste Art, um wieder in einen Schreibfluss zu kommen, ist bekanntlich drauflos zu tippen. Deshalb sei mir verziehen, wenn der folgende Text länger als notwendig wird und etwas umhermäandert.
Turing Machine ist keine Turing Machine im Sinne einer Turingmaschine. Eher ist es eine Würdigung der Leistung, die Enigma zu knacken. Turing Machine ist auch kein wirkliches Spiel. Eher ist es eine intuitive, deduktive Knobelaufgabe mit Gimmick. Das Gimmick sind Lochkarten. Lochkarten assoziieren natürlich immer wieder Computer, und Computer sind bekanntlich endliche Turingmaschinen. Aber Turing Machine ist nicht Turing-vollständig. Die Lochkarten erlauben es nur, Hypothesen zu prüfen, ganz ähnlich wie eine Turing-Bombe.
Was haben Blood Rage, Scythe und Council of Shadows gemeinsam? Sie zünden bei mir nicht.
Die ersteren beiden Beispiele finden jedoch in meinem Umfeld ihre Fans, und beide sind prominent seit langem in den Top 50 Spielen bei Boardgamegeek – es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ich mit meiner Meinung vom Mainstream abweiche.
Mögliche Frage beim Kneipenquiz: Was ist ein Tausendsassa? A) Wer beim Pokern mit Assen punktet, kann sich diesen Extratitel erspielen. B) Wer praktisch alles kann und dafür rundum bewundert wird. C) Kneipenquiz.
Vielleicht hätte Shem Phillipps lieber erst den Osten statt des Westens einschieben sollen. Dann hätte ich übertiteln können mit „Norden, Osten, Süden“. Genau so buchstabieren wir immer unseren Nachnamen. Macht aber nix. Die Reise, auf die uns der Verlag Garphill Games mitnimmt, geht von der Nordsee über das Westfrankenreich bis hin zum Südtigris. Und irgendein mittelalterliches Ziel im Osten taucht sicher auch noch am Horizont auf. Denn alle Spiele laufen unter dem Namen „Medieval Trilogies“. Vier Trilogien für vier Himmelsrichtungen – macht ein volles Dutzend Spiele!
Mai 2010 in Köln. Meine zweite Jury-Klausur zur Wahl von „Spiel des Jahres“. Im Gespräch: Sollten wir nicht schreiben „für x-y Personen“, wenn es um die Informationen über die Spiele geht? Hintergrund: Bisher hieß es „für x-y Spieler“. Das würde nicht wirklich alle einschließen, der Begriff „Personen“ hingegen schon. Wer noch eine alte Broschüre daheim liegen hat, weiß: Auch 2010 stand da noch „Spieler“. Auf der Homepage des Vereins wird mittlerweile „Spieler:innen“ verwendet.
Im selben Jahr bin ich aus der Jury ausgetreten, was natürlich nichts mit dieser Entscheidung zu tun hat. Die Neuberufungen waren zumeist männlich. Dies erwähnte ich wiederholt gegenüber Jurymitgliedern – die Reaktion war zumeist: „Du willst ja nicht mehr“. Botschaft: Außer dir gibt es kaum Frauen, die geeignet wären. Auch in der Wirtschaft ist dies ein gern verwendetes Argument, wenn es darum geht, Frauen in sichtbare (und damit meist wichtige) Positionen zu bringen: „Es gibt ja keine geeigneten Frauen“.
Spiele sind wie Porzellan, langlebig, teuer und schwer wieder loszuwerden. Als wir noch als professionelle Spielejournalisten unterwegs waren, konnten wir das Lagerproblem irgendwie durch Tombolas, verschenken und einige Spenden im Zaum halten. Aber irgendwann gab es bei Verlosungen mehr Spiele als Losverkäufe, alle Kitas und Spieliotheken im Umfeld waren auf Jahrzehnte hinaus gesättigt, und die Einladungen netter Freunde, denen wir ein Filly Princess als Gastgeschenk mitbringen konnten, blieben aus unerfindlichen Gründen aus.