In unserer Messevorschau lautete die vorläufige Bewertung von Asara: „Definitiv ist dies die spielenswerteste Neuerscheinung bei Ravensburger seit Diamonds Club“. Mittlerweile vergingen einige Wochen seit der Messe, und Asara landete für viele Testpartien auf unserem Tisch. In einem Satz könnte diese Rezension lauten: Unsere Einschätzung hat sich bestätigt.
Doch sicher wollen Sie es etwas genauer wissen…
Worum geht es bei Asara – im Land der 1000 Türme? Na, um Türme natürlich. Vollkommen realistisch setzen sich Türme aus Fundamenten, Stockwerken und Spitzen zusammen. Zwischen gar keinen und ziemlich vielen Stockwerken können eingesetzt werden, es ist sogar möglich, die Spitze für eine Aufstockung kurz abzunehmen. Für die unterschiedlich betuchten Turmbewohner gibt es die niedrigen und die hohen Decken und entsprechend unterschiedlich hohe Stockwerke. Spieltechnisch sind sie identisch, doch beim Vergleich der lä…. – Verzeihung: höchsten – Türme zählt nur die reine Anzahl. In fünf Farben wird bei Spielende verglichen. Außerdem erhalten die höchsten und die meisten Türme Punkte zur Belohnung.
Vor den Turmbau haben die Autoren den Einkauf gesetzt. Auf vier Märkten werden Turmbauteile angeboten, auf zwei weiteren Märkten sind Geldnachschub oder Sonderkäufe zu holen. Im zentralen Rundmarkt geht es bautechnisch rund. Und alle Märkte haben eines gemeinsam: Nur Einkäufer derselben Farbe dürfen hier einkaufen gehen. Zu Beginn jeder der vier Runden erhält jeder Spieler eine vorgegebene Anzahl an Einkäufern, die für diese Runde reichen muss. Wer zuerst irgendwo einkaufen geht, legt dort die Farbe fest. Wer später kommt, muss sich entsprechend nach der Decke strecken. Im Zweifelsfall heißt das: Zwei beliebige Einkäufer zusammen hinschicken. Zu zweit werden sie dann trotzdem reingelassen. Aber die später fehlende Aktion wird sicher betrauert.
Genau dieser Einsetzmechanismus hat es in sich. Lieber die Farbe in einem Markt vorgeben? Oder in einem bereits eröffneten Markt schnell noch zuschlagen, bevor das verlockende Angebot womöglich von einem anderen Spieler weggeschnappt wird? Lieber früher auf Geldnachschub spielen? Jeder später kommende Spieler erhält weniger. Oder bauen? Insbesondere in der letzten Runde muss gebaut werden, was der Vorrat hergibt. Denn nur gebaute Teile bringen Siegpunkte und beeinflussen die Wertungen. Zwischen einem und sieben Bauteilen müssen gebaut werden – abhängig vom besetzten Marktplatz. Die Aktion ist freilich lukrativer ausgenutzt, wenn mehr Bauteile eingesetzt werden – doch ist diese Aktion noch verfügbar, wenn ich erst noch einkaufen gehe?!
Obige Überlegungen werden in erfahrenen Runden in aller Schärfe angestellt. Hier wird um jede Aktion gekämpft, die Gegner genau beobachtet, der richtige Moment abgepasst, um die anderswo benötigte Aktion wegzuschnappen. Doch auch mit Gelegenheitsspielern konnte ich Asara testen. Diese spielen wesentlich konstruktiver und erfreuen sich am Bau. Der Ablauf ist eingängig und erlaubt einen leichten Einstieg. Folgende Kritikpunkte sind da eher „Effekte höherer Ordnung“, die keinen unmittelbaren Dämpfer darstellen, sondern lediglich für kleinere Verwirrungen sorgen: Die unterschiedlich hohen Stockwerke erschweren den Vergleich der „höchsten“ Türme. Denn in Wirklichkeit zählt die Anzahl der Bauteile. Ein Turm mit vielen flachen Stockwerken kann kleiner aussehen als einer, der Stockwerke mit hohen Decken eingezogen hat. Doch bei der Wertung punktet dann ersterer. Die Unterscheidung zwischen den braunen und den roten Bauteilen sorgte in manchen Runden für Irritationen.
Schließlich können zwei Spielplanteile auf ihre Rückseite gedreht werden, um eine so genannte Profi-Regel zu spielen. Doch der Einbau der „leuchtenden Fenster“, die Gleichstände auflösen, ist nicht nur regeltechnisch ziemlich verwirrend (darf ein Stockwerk und im selben Zug darauf ein leuchtendes Fenster gebaut werden? Wir haben es so gespielt – ansonsten gibt es noch weniger Anreize, überhaupt in die Leuchtfenster zu investieren!), sondern auch kaum lohnend. Mehr genutzt wurde die Möglichkeit, auf dem zweiten neu hinzugekommenen Markt zwei Karten nachzuziehen. Effektiv kann somit eine zusätzliche Aktion gekauft werden, auch ist dies die einzige Möglichkeit, um mit etwas Glück an eine dringend benötigte Aktionsfarbe zu gelangen.
Prädikat:
1 von 3 Fenstern
Dass der Schauplatz „Asara“ insgesamt einen abstrakten Eindruck hinterlässt, störte allerdings in kaum einer meiner Spielrunden. Zu sehr fesselt die Spannung rund um die Marktplätze und zieht somit alle Aufmerksamkeit aufs Spielgeschehen.
In Sachen „Leuchtfenster als Gleichstandsauflöser“ bin ich ganz Deiner Meinung: Die Sache ist verwirrend und irgendwie unorganisch in diesem an sich eleganten Spiel.