Cartagena – die Meuterei

Erstveröffentlichung im Juli 2009 in der Fairplay 88.
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Piratische Geschichte

„Geschichte“ kann zweierlei bedeuten. Zunächst im historischen Sinne: Es begann im Jahr 2000 in der FESTUNG von CARTAGENA. Ein zweiter Teil folgte 2006, der aber wegen seiner Nähe zum Original wieder aus dem Programm flog. In der nächsten Fortsetzung segelten die Piraten dann 2008 zur GOLDINSEL (siehe Fairplay 84). Jetzt in 2009 folgt nun die MEUTEREI. Mit Michael Rieneck zeichnet nach Leo Colovini und Rüdiger Dorn der mittlerweile dritte Autor für ein Spiel der Reihe verantwortlich.

Der Begriff „Geschichte“ bezeichnet auch eine Erzählung. Entlang der Cartagena-Reihe erleben die Spieler mehrere Episoden das Piratenleben nach. Wie geht es mit den Piraten weiter? Nach ihrer Flucht aus der FESTUNG und der Schatzsuche nach der GOLDINSEL lassen sie nun bei einer MEUTEREI die Säbel rasseln: Wir befinden uns auf hoher See. Gerüchte werden laut, dass der Steuermann meutern will. Mit Hilfe der Mannschaft erhalten die Spieler Informationen und Ausrüstung. Pro Runde erhält jeder Spieler die Unterstützung eines Mannschaftsmitgliedes. Das ist meist Nachschub an Kampfkarten für das bevorstehende Handgemenge sowie Gold. Denn wer nach der Meuterei nicht als einziger Spieler auf der siegreichen Seite steht, benötigt zum Sieg das meiste Edelmetall. Andere Karten erlauben die Festlegung der eigenen Gesinnung, ohne die kein Sieg möglich ist. Geheim entscheidet man sich für Kapitän oder Meuterer.
Der Startspieler deckt die erste aus einer Reihe verdeckter Karten auf. Gefällt deren Angebot? Bestens, wird genommen. Oder er versucht sein Glück mit der nächsten Karte. Doch Vorsicht: Wer die Geisterkarte aufdeckt, verliert seinen Zug. Risiko! Wer bereits offene Karten vorfindet, hat die Wahl: Offenes Angebot annehmen oder auf Glück und eine bessere Karte hoffen? Dilemma!

Sobald jeder Spieler seine Wahl getroffen hat, zieht das Schiff vorwärts. Antrieb hierfür ist die Zahl der noch verdeckt liegenden Karten. So prescht das Schiff zu Beginn schnell voran, da jede Karte nützlich ist. Später gehen die Spieler höhere Risiken ein und drehen mehr Karten um – das Schiff wird ausgebremst. Leider spielt jetzt das Glück eine starke Rolle. Jeder benötigt nur noch ganz bestimmte Unterstützungen. Wer wird fündig, und wer muss in die Röhre gucken?
Immer mehr Informationen sickern durch. Die Fronten bilden sich. Wer auf derselben Seite steht, konkurriert um den höchsten Reichtum. Kapitän oder Meuterer als einziger Spieler zu unterstützen bedeutet, viele Kampfkarten zu benötigen. Lohnt sich ein Gesinnungswechsel?

Bald kommt das Schiff an, und der Konflikt bricht aus. Bis zu fünf Duelle finden statt; sobald eine Seite in drei Duellen siegreich war, ist die Meuterei entschieden. In jedem Duell besitzen beide Seiten einen Grundwert, der durch die Kampfkarten der Spieler aufgestockt wird. Eine Karte muss jeder Spieler beisteuern, weitere dürfen gespielt werden. In einer guten Position ist, wer viel Gold besitzt und kampfstarke Kollegen auf seiner Seite weiß.
Der Spielverlauf kann vielfältige Wege einnehmen: Versuche ich, allein auf einer Seite zu stehen und durch starke Kampfkarten die Duelle zu entscheiden? Oder verlege ich mich auf Gold, und lasse jemanden mit gleicher Gesinnung die Kampfarbeit für mich erledigen? Entscheidenden Einfluss hat hier die Spielerzahl: Zu zweit kommt es zu oft vor, dass beide auf derselben Seite stehen. Zu viert hat ein einzelner Spieler gegen die geballte Kraft von drei Gegnern nur schlechte Chancen. Am spannendsten und ausgewogensten ist es daher zu dritt, wenn meist zwei Spieler gegen einen antreten.
Die kleineren Unebenheiten im Mechanismus geraten durch die tolle Piratenatmosphäre und das schön gestaltete Material beinahe in Vergessenheit. Kapitän und Steuermann sollten sich auf viele Duelle einstellen!

Kathrin Nos

POSTSCRIPTUM:

Bild von Cartagena - die Meuterei

An unser erstes Spiel des Cartagena-Universums kamen wir eher zufällig. Wir spielten es auf den Spieletagen in Essen direkt nach Carolus Magnus, das uns damals deutlich besser gefiel und kamen darüber mit einem wahrhaft großzügigen Verlagsvertreter ins Gespräch. Einige Wochen später erreichte uns ein Spielepaket von Winning Moves. Der Lieferschein nannte auch ein Carolus Magnus, das viel zu große Paket enthielt aber ein Cartagena. Bekanntlicherweise soll man geschenkte Poeppel nicht ins Maul nehmen, und so begannen wir intensiver tagein – tagaus Cartagena zu spielen (damals umfasste unsere Sammlung noch keine 50 Spiele…) und brachten es auch so einigen Freunden und Bekannten bei.

Bild von 1 von 3 Dublonen
Prädikat
:
1 von 3 Dublonen

Unter ihnen gab es auch eine Familie mit zwei damals noch recht kleinen etwa vierjährigen Söhnen. Vom Piratenthema angetan wollten sie natürlich sofort mitspielen und nach einiger Übung als Co-Spieler übernahmen sie auch selbst die Zugverantwortung. Vor Spannung wurde zwar irgendwann eine Karte angeknabbert, doch lernten wir so, dass nicht jedes mit Kindern spielbare Spiel ein Kinderspiel sein muss. Es kommt immer auf die Kinder, das Thema und die Situation drauf an.

Peter Nos

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