Caverna

Agricola war ja nie so mein Ding. Die Entscheidung „Caverna oder Agricola?“ fällt für mich deshalb ziemlich klar zu Gunsten von Caverna aus. Aber auch nach rein objektiven Kriterien gewinnt Caverna klar den Wettstreit gegen Agricola: Es gibt mehr Pappe, mehr Holz, weniger Texte, eine größere und zugleich vollere Schachtel. Zusammengefasst: Bei Caverna gibt es noch viel mehr Gewicht pro Spiel.

Zu siebt will ich Caverna aber denn doch nicht spielen, auch nicht zu sechst oder zu fünft. Auf einem sehr entspannten Spielewochenende wäre vielleicht eine Partie zu viert denkbar, besser nur zu dritt. Damit zeigt sich noch eine Stärke von Caverna: Es macht zu zweit mehr Spaß als Agricola

Bild von Caverna

Sie können jetzt empörte Flashmobs starten, um mir zu erklären, dass all dies keine Nachteile von Agricola seien und dass Agricola überhaupt toll sei und Caverna auch zu siebt ganz hervorragend funktioniert. Aber Sie können in diesem Fall auch einen eigenen Blog nur für Agricolahymnen starten. Ich bleib‘ dabei: Agricola ist unbenommen gut, mir gefällt Caverna aber doch besser.

Der Grund sind nicht etwa die fehlenden Karten mit den vielen Texten, sondern die Zwerge. Neben Ackerbau, Viehzucht, Vermehrung und Hüttenausbau können bei Caverna nämlich noch Minen gebuddelt und Zwerge auf Abenteuer geschickt werden. Diese bringen neben Erfahrung noch wertvolle Schätze mit nach Hause. Dadurch gibt es viel mehr Platz und somit viel mehr Optionen. Der Startspieler ist zwar weiterhin wichtig und wertvoll, aber nicht mehr so spielentscheidend. Agricola ist nur vordergründig ein liebes, konstruktives Spiel. In Wirklichkeit herrscht im romantischen Mittelalter ein bitterböser Verdrängungskampf um Essen und Siegpunkte. In der Steinzeit war die Erde noch nicht überbevölkert. Dadurch gab es im Prinzip für alle Familien genug zu essen. Nur Siegpunkte waren auch damals schon sehr knapp, und Spaß am Spiel bedeutete noch lange kein gutes Abschneiden in der Endwertung. Diese kommt schon nach zwölf Runden. Was im ersten Moment nach einer epischen Zeitspanne klingt, erweist sich spätestens in der zweiten Partie als viel zu knapp, um all die wichtigen Dinge zu regeln, die das Höhlenleben so attraktiv machten.

Prinzipiell funktioniert Caverna genauso wie Agricola, zumindest für den Platz, dem ich Spielbeschreibungen einräumen möchte. Uwe Rosenberg sieht dies wohl genauso. Mit Agricola vertraute Spieler brauchen deshalb nur braun gedruckte Sätze zu lesen. In den ersten 10 Seiten Regeln finden sich denn auch nur etwa 50 Sätze mit teilweise braunen Wörtern. Die Seiten 11 bis 23 müssen leider alle lesen. Als Argument dient, dass fast alle Details zu den einzelnen Aktionsmöglichkeiten neu seien und deshalb eine Unterscheidung nach „wie in Agricola“ und „anders als in Agricola“ nicht mehr praktisch sei. Ich glaube aber, dass der Layouter an dieser Stelle einfach keine Lust mehr hatte, mühsam einzelne Sätze einzufärben. Denn Aktionen wie „Zaunbau“, „1 Wohnhöhle errichten“ oder „Familienzuwachs“ benötigen eigentlich nicht mehr viel Erklärung.

In einem Satz lässt sich Caverna also einfach zusammenfassen: Es ist ein besseres Agricola mit Zwergen und Höhlen. Das soll die Qualitäten von Agricola nicht schmälern. Ohne dessen Erfolg hätte es Caverna in dieser Art zu diesem Preis sicherlich nie gegeben. Doch das glückselige Seufzen glücklicher Spieler beim erstmaligen Anblick der Materialmassen von Caverna ist einfach unvergesslich.

Bild von 2 von 3 Schafen
Prädikat
: 2 von 3 Schafen

Ein Kommentar

  1. „Ich glaube aber, dass der Layouter an dieser Stelle einfach keine Lust mehr hatte, mühsam einzelne Sätze einzufärben.“ An dieser Stelle ein Einspruch meinerseits 🙂

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