Kinderspiele sind nicht in unserem Fokus bei Das-SpielEn.de. Doch immer wieder begeistern uns einzelne Titel – so ungefähr eines pro Jahr. Wer zurückblickt, entdeckt entsprechend in unserer Kinderspiele-Rubrik mit [cref tier-auf-tier], [cref nicht-zu-fassen], und [cref kunterbunt] bisher nur drei Titel. Der vierte Artikel [cref filly-princess-das-spiel] gehört zwar suchmaschinenbedingt zu den klick-intensivsten unserer Artikel überhaupt – aber das ist mehr der Tatsache geschuldet, dass es im Web ansonsten nur sehr wenige Rezensionen zu den beliebten kitschrosa Fillys gibt.
Kinderspiele gelangen meist auf Umwegen zu uns. Das große Kullern lernten wir bei Freunden kennen – und kurze Zeit später war es in unserem Besitz. Auf einem Spieletreffen kurz danach steckten wir wohl den einen oder anderen Mitspieler mit unserer Begeisterung an. Bei etwa 20 Spielern schaffte es Das große Kullern als eines der wenigen Spiele, in zwei Runden gleichzeitig in Betrieb zu sein.
Die Aufmachung ist hinreißend: Der auf der Packung dick beworbene „echte 3D-Kullerhügel“ wird in der Schachtel aufgebaut. Eine Almhütte auf der Hügelkuppe bildet das Ziel für die Murmeltiere und weist fünf Löcher für die „Murmeln“, kleine Metallkugeln, auf, jedes davon führt in zwei mögliche Ausgänge. Einer der beiden ist blockiert, der andere führt zum Kullern. Kommt die Kugel aus zweiterer, nimmt sie einen mehr oder minder zufälligen Weg durch den Kullerhügel, denn immer wieder verzweigen die Rinnen und zwingen die Kugel so zur Entscheidung: Rechts oder links entlang? Das kann durchaus überraschende Wendungen nehmen, und so sind alle Spieler die ganze Zeit gespannt dabei! Den Hügel hinauf führt der Weg für die Murmeltiere – und damit blockieren die Figuren jeweils eine der Rinnen zum Kullern. Je mehr Kugeln ein Murmeltier „aufstauen“ kann, desto weiter darf es im eigenen Zug ziehen. Doch Achtung: Zu viel sammeln ist ungesund, und ein Murmeltier mit vier Kugeln kriegt einen „Murmelschreck“ und muss rückwärts ziehen – und natürlich seine zuvor gesammelten Kugeln ungenutzt davonkullern lassen.
Jeder Spieler darf in seinem Zug drei Kugeln in beliebige Löcher einwerfen. Jede Kugel, die wieder hervorkommt und loskullert, spendiert dem Spieler einen Schritt mit einem eigenen Murmeltier – plus dessen bereits gesammelte Murmeln. Wer über bereits besetzte Felder zieht, muss diese nicht mitzählen – eine Bewegung „im Pulk“ ist also anzustreben. Beim Betreten oder Überschreiten mancher Felder heißt es dann: Kulleralarm! Jetzt wird die Barriere vor den bisher verdeckten Löchern bewegt – und alle blockierten Kugeln gelangen so ins Freie. Das Spektakel, wenn gleich eine ganze Reihe von Kugeln den Hügel hinunter donnert, ist wahrlich sehenswert! Und jeder drückt die Daumen, dass das eigene Murmeltier die eine oder andere Kugel abstauben möge …
Egal ob beim normalen Zug oder beim Kulleralarm: Das Kullern jeder Kugel wird gespannt verfolgt. Welchen Weg nimmt die Kugel? Arrgh – bitte hier nach rechts. Doch bloß nicht nach links, das hilft bloß den Mitspielern … und wenn mein Murmeltier einen Schritt weiterziehen darf, gibt es Kulleralarm mit einem wahren Sturzbach an Kugeln!
Bei diesem Spiel passt einfach alles: Das tolle Material lädt gleich zum Kullern ein. Beim Betrachten der Grafik entdeckt man immer neue, witzige Details. Bei jeder eingeworfenen Kugel ist es spannend: Kommt sie heraus oder nicht? Und wer bereits beim eigenen Murmeltier drei Kugeln gesammelt hat, hofft inständig,
Prädikat: Kinderspiel
dass keine vierte hinzukommen möge – denn dann muss es ja rückwärts ziehen. Klar, dass die Mitspieler dies gerne versuchen werden. Besonders in der Endphase des Spiels bietet sich hierdurch eine Möglichkeit, den Führenden noch moderat zu bremsen! Eine Spur an Taktik vermischt sich also mit einer Portion Glück und einer großen Ladung an Spannung und Freude am Spiel. Kurz: Eine echte Perle!
… leider ist es nicht für das Kinderspiel des Jahres nominiert.
LG
Thomas