[math] \displaystyle \pi [/math]-Ratenspiele sind allseits beliebt. Wahrscheinlich wurde „Einauge sei wachsam!“ deswegen in die Karibik verlegt. Um Kapergefühle aufkommen zu lassen, reicht der bizarre Karnevalskorsar auf der Spielschachtel nicht aus. Zusammen mit dem schaurig-schönen Spielmaterial verleitet er aber immerhin zu einer Testpartie. Danach ist klar, dass der neue Kramer-Kiesling wohl kein Seeräuberspiel, dafür aber ziemlich gut gelungen ist.
[math] 48 \arctan \frac{1}{18} \approx 2,6639 < \pi [/math]
Die Spielregel ist erfrischend einfach: Reihum werden ein oder zwei Inseln gekauft. Die erste wird mit Geld, die zweite mit Säbeln bezahlt. Inseln gibt es in verschiedenen Farben und Sorten. Mit dem Kauf einer Insel produzieren diese und alle anderen gleichfarbigen Inseln des Käufers Geld, Säbel und Edelsteine. Wenn das Inselangebot zur Neige geht, endet das Spiel mit einer Schlusswertung. Der Spieler mit den meisten Edelsteinen gewinnt.
Der soweit schlanke und spaßige Mechanismus wird jedoch durch mühselige Verwaltungsarbeit gebremst. Es gibt nämlich zwei Inselmärkte. Auf dem ersten werden immer sechs Inseln für Geld angeboten. Eine Insel aus ihm muss am Ende jeden Zuges in den zweiten Markt verschoben werden. Dort werden Inseln zum Säbelfestpreis verhökert. Sicherlich bietet dieses Verschieben einige taktische Möglichkeiten, um die Mitspieler ein wenig zu ärgern. Öfters erscheint dies aber nur eine leidige, etwas wahllose und somit gern vergessene Pflicht zu sein.
[math] 48 \arctan \frac{1}{18} + 32 \arctan \frac{1}{57} \approx 3,2253 \ge \pi [/math]
Gewiefte Spieler stürzen sich natürlich sofort auf Inseln mit Säbelfabriken, um so an mehr Inseln als ihre Gegner zu kommen. Doch dabei sollten sie nicht die Schlusswertung und die Juwelen aus den Augen verlieren. Denn die alternative, ins Einauge stechende Strategie ist der frühe Kauf von Juweleneiländern und der häufige Erwerb weiterer gleichfarbiger Inseln. Da das Spiel natürlich liebevoll austariert wurde, zeigte sich während unserer Testpartien noch keine sichere Siegstrategie. Womöglich finden sehr wachsame Einaugen eine dominante Strategie. Den lockeren Wettstreit zwischen Wirtschaftsspielern, die davon träumen, auch mal mit Säbeln rasseln zu dürfen, stört dies zum Glück nicht.
An quietschende Geigen erinnert die Regelung des Endspiels, das mit dem Aufdecken der achtletzten Karte Insel beginnt:
Prädikat: 1 von 3 Augen |
Nun kommen alle anderen Spieler noch einmal an die Reihe. Danach darf jeder noch eine beliebige Insel mit Säbeln kaufen, bevor das Spiel endet. Diese Regel bevorzugt nicht nur den Startspieler, sondern frustiert regelmäßig die traurige Gestalt, die das Spielende auslöst. Auf Wolfgang Kramers Homepage findet sich denn auch die Originalvariante, bei der die Runde einfach fertiggespielt wurde. Wahrscheinlich gab es auch bei Amigo Sparmaßnahmen und kein Geld für einen Startspielerpöppel mehr.
Mittlerweile wurde die Originalregel von Amigo korrigiert und in Enterhausen herrscht wieder Harmonie und Sonnenschein.
[math] 48 \arctan \frac{1}{18} + 32 \arctan \frac{1}{57} – 20 \arctan \frac{1}{239} = \pi [/math]
P.S. Der Dank fürs lustige [math] \displaystyle \pi [/math]-Raten geht natürlich an Stefan. Mehr [math] \displaystyle \pi [/math]-Raten gibt es hier.
Mein RSS-Reader ist auf das Pi-Zeichen reingefallen und hat es nicht dargestellt. Da stand dann nur noch „-Ratenspiele sind allseits beliebt.“, beim Querlesen dachte ich, ers geht erst um ein Ratespiel. Die Piraten haben also zurückgeschlagen 😉