Kardinal und König, China und Han – vier Wörter, drei Spiele, zwei Kontinente, ein Prinzip. Braucht man alle Variationen? Sicherlich nicht, eine reicht. Am besten Sie nehmen die, die Sie schon haben oder gerade bekommen können, und das ist momentan eben glücklicherweise Han. Zwar ist das Cover des Originals (Kardinal und König) unübertroffen, doch die kleinen Regeloptimierungen und Ergänzungen in Han runden das Spiel noch etwas weiter ab. Während Kardinal und König noch mit „Auch sehr gut für drei Spieler“ warb, gibt es bei Han jetzt einen für zwei Spieler optimierten Spielplan. Konsequent wäre als nächstes eine Solitärvariante.

Wer immer meint, die Jugend verdumme, und früher seien sogar die Spiele komplexer gewesen, möge noch einen zweiten Blick auf die Schachtelrückseiten von Han und Kardinal und König werfen. Kardinal und König: „Für zielstrebige Erwachsene, aber auch für Familien mit Kindern ab 12 Jahren, 50-60 Minuten Spieldauer.“ Han darf hingegen schon mit 10 Jahren gespielt werden, und die erhöhte Intelligenz der Bevölkerung erlaubt es, das Spiel in 45 Minuten zu absolvieren.

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Ganz wichtig sind aber auch die drei kleinen Festschriften in Han zu zwei Jubiläen mit einem Datum. Abacusspiele und Michael Schacht sind seit 25 – sorry: mittlerweile 26 – Jahren aktiv, deshalb gibt es Han in seiner neuen Form.

Schließlich ist das Thema weiterhin total wichtig: Zwei Hintergrundsgeschichten – eine Spielidee – kein Thema; und doch bin ich froh, dass Han und Co nie als abstrakte Spiele erschienen sind.

Nach all diesen Countdowns sollten Sie nun genügend auf die grandiose Idee hinter Han eingestellt sein. Der Mechanismus lässt sich nämlich so einfach zusammenfassen, dass auch nach Jahren der Spielabstinenz ein Slogan reicht, um das Spiel wieder in Erinnerung zu rufen: 3-2-1. Wer am Zug ist, darf bis zu drei Karten spielen, um bis zu zwei Figuren in eine Provinz zu setzen. Da jeder auch immer nur drei Handkarten zur Auswahl hat, ist die Entscheidung oft einfach, aber selten banal. Denn zum Nachziehen liegen offene Karten bereit, und es ist erlaubt, zwei gleiche Karten als Joker zu verwenden. Die Kartenfarbe bestimmt zumeist eine von zwei Provinzen, in die Bausteine kommen. Es gibt zwei Sorten von Figuren: Häuser und Abgesandte. Häuser kommen auf vorgedachte Bauplätze an Straßen, und pro Provinz ist der Bauplatz auch sehr beschränkt. Wenn eine Provinz voll ist, gibt es Punkte: Wer die meisten Häuser hat, bekommt ein Punkt pro Haus in der Provinz, der zweite noch soviele Punkte wie der erste Häuser hat und so weiter. Diese Regel bringt interessante Zugzwänge, die mit den Abgesandten noch schlimmer werden. Denn die Mehrheit an Häusern begrenzt auch die Gesamtzahl der Abgesandten in einer Provinz. Abgesandte bringen aber nur Punkte für den, der in jeweils zwei benachbarten Provinzen mehr Abgesandte als die anderen hat, und zwar für jeden Abgesandten in den Provinzen einen Punkt. Punkte für durch Straßen verbundene Häuser vervollständigen die Punktejagd.

Die einfache Struktur von Han erlaubt einen klaren Blick auf die taktischen Möglichkeiten. Es ist unumgänglich, Vorlagen zu bieten, und es ist nicht möglich, überall mitzupunkten. Wer sich aber zu sehr auf einen Aspekt fokussiert, kann kaum gewinnen. Die Abgesandten sind zwar oft spielentscheidend. Das setzt aber voraus, dass alle zuvor schon genügend Punkte mit Häusern sammelten. Allein in einer Povinz zu hocken ist recht uninteressant, denn die dicken Punkte gibt es für die Steine der anderen. Gut ist es, mit einem Stein einen zweiten Platz zu bekommen, gut ist es aber auch, mit zwei Abgesandten eine Mehrheit zu sichern, wenn alle anderen Mitspieler auch einen in der Provinz besitzen.

Kardinal und König erschien bereits im Spielejahrgang 2000. Doch auch nach 14 Jahren ist die Spielidee immer noch originell und spannend. Deshalb ist 2015 ein guter Grund, mal wieder eins, zwei oder drei (gerne auch: Dutzend) Partien zu spielen, egal ob es Kardinal und König, China oder Han ist.

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Prädikat
: 2 von 3 Pekingenten

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