Havanna

Havanna ist Cubas kleiner sozialistischer Spielebruder. Getreu dem Motto der internationalen spielenden Massen: „Alle Spiele sind gleich“ gibt es auch bei Havanna Siegpunkte durch den Bau von Gebäuden. Ebendiese werden mit Baustoffen und Pesos errichtet. Pesos und Baustoffe gibt es mittels Ausspielens von Aktionskarten. Und die spielsozialromantische Gestaltung des Materials im kämpferischen rot-braun gleicht natürlich dem großen Vorbild Cuba.

Aber die Revolution hat ihre Kinder entlassen. In Havanna herscht wieder kapitalistischer Wettkampf zwischen konkurrierenden Spielern, die nichts Besseres im Schilde führen als durch Unterdrückung von Aktionskarten die Spieleweltherrschaft an sich zu reißen. Arbeiterfeindlich wird nicht mehr nur eine, sondern gleich zwei Karten pro Runde gespielt. Ausbeuterisch muss dabei eine über mehrere Runden im Schichtdienst malochen. Denn nur jeweils eine Karte wird durch eine andere ausgetauscht. Dabei sind die Karten noch nicht mal mehr gleich, sondern unterscheiden sich in Rang und Funktion. So ist jeder Karte eine Ziffer zwischen null und neun zugeteilt. Damit ergibt sich für jedes ausgespielte Kartenpaar eine zweistellige Zahl, aus der sich die Spielreihenfolge der aktuellen Runde ergibt.

Bild von Havanna

Ein klein wenig Gerechtigkeit gibt es aber noch in Havanna. Mächtige Karten mit Unterdrückerqualitäten haben hohe Ziffern. Dadurch kommen habgierige Spieler erst spät zum Zuge, wenn genügsamere Spielgenossen schon längst die Gebäude, Geld und Rohstoffperlen abkassierten.

Dass die Revolution wahrlich vorbei ist, lässt sich einfach an den schon mafiösen Rollentiteln ablesen. Ganz unsozialistisch gibt es Steuereintreiber und Diebe, Schwarzmärkte und – Skandal! – eine Siesta! So die Spieler wollen, ist damit für genügend Interaktion und Aggression gesorgt. Diese Interaktionsmöglichkeiten gilt es auch zu nutzen. Nur wer richtig erahnt, welche Aktionen die Mitspieler aushecken, kann gezielt deren Fünfjahrespläne durchkreuzen.

Neben der optischen Ähnlichkeit hat Havanna kaum etwas mit Cuba gemeinsam. Statt den Genossen Rieneck und Stadler ist so auch Reinhard Staupe Autor des Spiels. Wer nur „Cuba – das Kartenspiel“ erwartet, wird positiv enttäuscht. Das Ausspielen und Kombinieren der Aktionskarten bietet einiges an Taktik. So ist es möglich, eine sehr hohe und eine sehr niedrige Karte zu spielen, um mit einer starken Aktion doch noch Startspieler zu werden. Oder man übernimmt für ein paar Runden freiwillig die letzte Position, wenn abzusehen ist, dass die Mitspieler nur friedliche Karten ausspielen, um irgendwann schlagartig den Start zu übernehmen, wenn große Gebäuder mit vielen Siegpunkten lauern.

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Prädikat
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Havanna ist nicht tiefgründig oder grübelintensiv, sondern ein lockeres und weitgehend konventionelles Spiel. Allein die Bestimmung der Spielreihenfolge ist wirklich originell. Dies reicht kaum für einen Dauerbrenner, für eine gewisse Zeit bis zur nächsten Neuheitenschwemme vermag Havanna aber zu unterhalten.

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