König und Königin, Kronprinz und Hofstaat inmitten von Intrigen am Hofe des Louis XIV. Im Zentrum der Macht stehen die hohen Adligen, drum herum gruppieren sich weitere Personen. Und entsprechend werden im Uhrzeigersinn, Ecke an Ecke, die zwölf Personentafeln ausgelegt. In jedem der vier Durchgänge werden zu Beginn Personenkarten ausgeteilt. Alle bis auf eine werden dann reihum ausgepielt, danach wird jede Tafel ausgewertet. Jeder Spieler kann seinen Einfluss per Einsatz entsprechender Steine geltend machen – oder sich entscheiden, erstmal seinen Vorrat dieser Steine weiter aufzustocken.
Zentrales Element im Spiel: Der Dornsche „Knödelmechanismus“. Auf dem durch eine Karte vorgegebenen Feld müssen drei (bei Joker: zwei) Einfluss-Steine eingesetzt werden, andere Felder werden nur erreicht, wenn auf jedem durchquerten Feld mindestens ein Stein zurückgelassen („geknödelt“) wird. Ziel des Ganzen: Je nach aktueller Personentafel geht es darum, bei der Auswertung allein die meisten Steine auf einer Tafel zu besitzen, oder auch nur eine vorgegebene Anzahl an Steinen. Bei anderen wiederum reicht die Präsenz, um per Obolus zum Zug zu kommen, wenn es für die Mehrheit nicht gereicht hat. Diese Anforderungen können sich bei jeder Person im nächsten Durchgang auch ändern, so dass sich die Voraussetzungen in jeder Partie unterschielich entwickeln. Die Gunst der entsprechenden Person wird in Form einer monetären oder materiellen Ausschüttung heimgetragen. Während Missions-Chips zur Erfüllung der höchst siegpunktträchtigen und sonderfunktionsbringenden Missionen benötigt werden, kann ein Nachschub an Geld oder weiteren Einflusskarten auch nicht verachtet werden. Die Möglichkeit zum Einsatz zusätzlichen Einflusses oder das Einheimsen von Wappenplättchen für weitere Siegpunkte runden das Portfolio ab.
Ein Durchgang hat also den Ablauf: Nachschub wie etwa die Handkarten, dann Einfluss einsetzen, Personen auswerten und schließlich Missionen durch entsprechende Chips erfüllen. Jede Mission schüttet bei Spielende fünf Siegpunkte aus – doch bereits während des Spiels bringt sie Vorteile wie zusätzlichen Nachschub oder eine Manipulation der Spielreihenfolge. Letztere ist besonders bei der Einflussnahme wichtig, denn hinten sitzende Spieler können Mehrheiten besser zu ihren Gunsten verändern.
Weitere Spielelemente wie die Regelung für die Einfluss-Steine erläutere ich nicht im Detail. Nur so viel: Hier wurde ein ausgewogenes System entwickelt, das den Aufwand für alleinige Mehrheiten im Vergleich höher gestaltet. Wer etwa Geld bezahlen muss, erhält seine Einfluss-Steine direkt zurück, wer dasselbe Gut gleichzeitig umsonst erhielt, muss die entsprechenden Steine erst wieder aus dem so genannten allgemeinen Vorrat zurückholen. Neben dem Blick auf die Mehrheiten bilden eine genaue Planung des Nachschubs und die richtige Entscheidung für die beeinflussten Personen somit den Kern des Spiels.
Etliche taktische Möglichkeiten eröffnen sich den Spielern. Wann lohnt es, sich auf einen Wettlauf bei den Mehrheiten einzulassen? Oder ist es womöglich geschickter, die weniger umkämpften Personen zu beeinflussen? Wie geht man mit den Missionen um? Siegpunktmäßig sind alle gleichwertig, doch ihr Vorteil ist umso mächtiger, desto höher die Anforderung an die Missionschips ist – denn zwei gleiche Chips abzugeben ist schwerer als einen vorgegebenen und einen beliebigen aufbringen zu müssen. Und dann sind da noch die Wappen. Diese werden zwischendurch bei einigen Personen ausgeschüttet, und bei Spielende für übriges Geld, Karten, oder Einfluss-Steine gesammelt. Eine kleine Mehrheitenwertung unter den zufällig gezogenen Wappen sorgt für ein paar zusätzliche Siegpunkte. Nicht jedem Strategen gefiel dieses Glückselement, doch wenn man ehrlich ist, gaben sie nur sehr selten den letzten Ausschlag. Eine Strategie, die sich auf das Sammeln von Wappen konzentriert, erlaubt sie hingegen und bietet damit mehr Spielraum für unterschiedliche Herangehensweisen. Bei Louis XIV erleben die Spieler insgesamt eine anspruchsvolle, aber im positiven Sinne fordernde Mischung aus Mehrheitenspiel und Ressourcenplanung.
Aus der Schatzkiste gelangt als neue Person der Günstling ins Spiel. Zu Beginn eines Durchgangs gesellt sich dieser zu einem Mitglied der königlichen Familie. Wer auf dieser Personentafel Einfluss geltend macht, darf auf einem eigenen Tableau zusätzliche zukünftige Aktionsmöglichkeiten markieren. Diese werden also sozusagen „gespeichert“ und können bei Bedarf abgerufen werden.
Prädikat:
1 von 3 LilienSie erlauben beispielsweise einen Austausch von Karten zu Beginn eines Durchgangs oder erhöhen die Bewegungsreichweite in der Einflussphase. Dadurch nimmt die Flexibilität zu, ohne dass die Ausgewogenheit des Spiels darunter leidet oder der Charakter des Spiels grundlegend geändert würde. Einen Anreiz, sich wieder einmal an den Hof des Sonnenkönigs zu begeben, bietet die Erweiterung allemal. Das Geschenk durch die Schatzkiste besteht somit insgesamt darin, wieder viele schöne Spielestunden zu verbringen.