Polterfass

Beim Wilden Eber ist der Wirt etwas komisch drauf. Statt die Gäste sinnlos abzufüllen und dann auszunehmen, zockt er mit ihnen ein wildes Spiel. Erst sammelt er die Bestellungen aller Gäste ein und schenkt dann ein paar Krüge Bier aus. Reichen diese, sind alle glücklich, der Wirt bekommt aber nur die Zeche der überzähligen Krüge. Reicht es nicht, kriegt er Kohle für alle ausgeschenkten Biere. Das klingt kompliziert und ist auch etwas umständlich. Im Detail lässt sich aber alles einfach nachvollziehen.

Der Wirt würfelt nämlich erst 9 Fässer im Würfelbecher, deren Stirnseiten Zahlen zwischen 2 und 9 zeigen. Alle liegenden Fässer darf er ignorieren, die stehenden geben einen Basiswert vor. Wenn zum Beispiel die 6, 3 und 7 stehenbleiben schenkt er mindestens 16 Biere aus. Dann geben alle Gäste, also die anderen Spieler, geheim Bestellungen auf. Jeder kann zwischen 0 und 13 Bier bestellen. Wir halten fest: Spieler saufen!

Danach darf der Wirt weiterwürfeln, aber nur die jeweils umgefallenen Fässer. Wenn aber gar keine Fässer stehen, hat er Pech gehabt und gibt Freibier aus. Sonst hört er irgendwann auf. Dann decken die Mitspieler ihre Bestellungen auf, und der Wirt vergleicht die Summe der Bestellungen mit der Summe der Zahlen auf den stehenden Fässern. Ist letztere größer, bekommt jeder seine Bestellung als Punkt und der Wirt die verbleibende Differenz. Ist die Summer kleiner, bekommt nur der Wirt Punkte in Höhe seines Ausschanks. Der Spieler mit der höchsten Bestellung bekommt sogar noch Minuspunkte und der mit der kleinsten ein paar Pluspunkte. Zwei Sonderfässer komplettieren das Spiel. Natürlich darf reihum jeder mal Wirt sein, und mit 75 Punkten hat einer gewonnen.

Bild von PolterfassDer Zockfaktor von Polterfass ist ziemlich hoch. Der Wirt hat zwei Möglichkeiten: Entweder versucht er möglichst knapp unter der Summe der Bestellungen zu bleiben oder er versucht so hoch wie möglich zu würfeln. Welche Option er wählt, müssen die Mitspieler bei ihrer Bestellung abschätzen. Der Wirt wiederum muss überlegen, was wohl die Spieler dachten. Lustig ist es natürlich dick auszuschenken, wenn die Mitspieler mal wieder mauern und nur Minibestellungen abgeben: „Nee, ich habe heute nur Hahnenwasser bestellt; Zimmertemperatur und ohne Eiswürfel!“ Da macht ein Wurf mit 40 und mehr Punkten doppelt Spaß. Dumm nur, wenn dann die Fässer purzeln und alles schief geht.

Je weniger Würfel noch im Würfelbecher sind, umso wahrscheinlicher geht es schief. Bei neun Fässern ist es fast unmöglich alle purzeln zu lassen, dafür ist es im Becher einfach zu eng. Wenn aber nur noch ein Fass zu würfeln ist, bleibt es – optimistisch geschätzt – nur in etwa einem Drittel aller Fälle stehen. Die Rechnung dazu geht wie folgt: Der Schwerpunkt der Fässer ist in deren Mittelpunkt, also auf halber Höhe und Breite. Wenn beim Würfeln das Fass in einem Winkel auftrifft, so dass der Schwerpunkt über die Fasskante rutscht wird es sicherlich umfallen. Da das Fass 20mm hoch und 14mm breit ist fällt ab einem Winkel von arctan(0,7), was etwa 35 Grad sind. Wenn alle Winkel gleichwahrscheinlich sind entspricht dies einer Purzelwahrscheinlichkeit von 61%. Diese Schätzung ist natürlich ziemlich ungenau, passt aber zur Beobachtung, dass es ziemlich Riskant ist drei oder weniger Fässer zu erneut zu würfeln.

Bild von 1 von 3 Bierdeckeln
Prädikat
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1 von 3 Bierdeckeln
Der Haken an Polterfass ist leider ist die Auswertung. Diese ist alles andere als intuitiv und bremst das Spiel gewaltig. So müssen in jeder Runde zwei Summen und eine Differenz gebildet werden. Danach gilt es noch für jeden Spieler der Gesamtpunktstand zu aktualisieren. Praktischer wären Pokerchips zum Bieten und Zählen. Dann müsste nur noch der Wirt etwas rechnen. Zugegeben, der Preis von Polterfass würde sich mit Pokerchips vervielfachen.

Durch die große Rechnerei kommt kein ganz großer Würfelspaß auf. Die Idee mit Fässern zu würfeln und die Zockeroptionen in einer größeren Runde ist aber allein schon eine Testrunde wert.

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