Ich will gleich ganz ehrlich sein: Puerto Rico ist mein Lieblingsspiel. Kritik und Mosereien werden sich in diesem Artikel deswegen keine finden. Eigentlich ist es müßig, noch detailliert auf den Spielablauf einzugehen. Ein ungeschriebener Rezensentencodex verlangt dies jedoch von einer jeden Kritik. Deshalb will ich die Beschreibung schnell hinter mich bringen.

Die Pflicht

Das Spielmaterial wird wie in der Anleitung beschrieben auf dem Tisch ausgebreitet… blabla … Bei Puerto Rico gilt es zu wirtschaften, um Siegpunkte zu erringen… blubb, blubb … In jeder Runde wählen die Spieler reihum eine Rolle und führen die dieser zugeordnete Aktion durch… grummel, grummel … Die Rollenwahl bringt ein kleines Privileg mit sich, die Aktion selbst führen auch die anderen Spieler durch… murmel murmel … Der Baumeister baut Gebäude, der Bürgermeister bringt neue Arbeiter, der Kapitän startet die Verschiffung von Waren, der Aufseher lässt produzieren, der Siedler kultiviert neues Land … rabarber rabarber … Warenproduktion benötigt Plantagen, Fabriken und Arbeiter. Poduzierte Waren lassen sich verkaufen, um mit dem Erlös Gebäude mit Sonderfähigkeiten zu errichten… brabrabara … oder sie werden verschifft und in Siegpunkte gewandelt… schwatz schwatz … Das Spiel endet, wenn entweder der Vorrat der Arbeiter oder Siegpunkte erschöpft ist oder ein Spieler kein Platz für Gebäude mehr hat… gähn …. Wer die größte Summe aus Gebäudesiegpunkten, Siegpunktchips und Sondersiegpunkten hat… schnarch …- Damit sei dem Formalismus Genüge getan.

Bild von Puerto Rico

Der Disclaimer

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Wer Puerto Rico noch nicht kennt und nun noch etwas ratlos ist, sollte hier mit Lesen aufhören und lieber losziehen, um ein Exemplar zu erwerben, die Anleitung lesen und losspielen. – Sicherlich ist Puerto Rico ein anspruchvolles Spiel und die Anleitung scheint zunächst umfangreich. Die Regeln sind aber intuitiv aufgebaut, und der Aufwand sich das Spiel zu erarbeiten, verschwindet unter dem späteren Spielspaß schon während der ersten Partie. Auch zu zweit lässt sich Puerto Rico ausgezeichnet spielen. Auf der Homepage von Alea gibt es die Regeln dafür.

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Tipps & Tricks

Da nun nur noch Puerto Rico Kenner mitlesen, brauche ich nicht weiter auf die geniale Rollendynamik einzugehen. Umfangreiche strategische Diskussionen und Hinweise gibt es eigentlich auch schon im Überfluss. Doch zumindest eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Kniffe und Daumenregeln seien mir erlaubt:

  • Das Hospiz ist kein starkes, sondern ein schwaches Gebäude.
  • In der ersten Spielhälfte sind Dublonen viel wichtiger als Siegpunke und somit der Händler wichtiger als der Kapitän. Man sollte Zwangsverschiffungen einleiten, um Warenverkauf zu vermeiden.
  • Ein Steinbruch ist super, zwei sind nett, drei sind überflüssig.
  • Das kleine Lagerhaus ist ein wertvolles Gebäude.
  • Tabak lohnt mehr als Kaffee. – Zucker und Mais sind auch nicht zu verachten.
  • Die Standardstartrunde des Vierpersonenspiels lautet: Siedler – Steinbruch, Baumeister: kleine Markthalle (2x), Bürgermeister, Goldsucher.
  • Der Gouverneur sollte nie den Aufseher wählen. Überhaupt: Der Aufseher ist eine gefährliche Rolle.
  • Vor der Rollenwahl des Bürgermeisters sollte man sich zurücklehnen und fragen: Ist das wirklich eine gute Wahl?
  • Nur die ersten Partien enden über Kolonistenknappheit. – Arbeitslose sind doof.
  • Puerto Rico ist ein interaktives Spiel: Jede Rollenwahl sollte den Mitspielern weniger nutzen als einem selbst.
  • Puerto Rico ist ein strategisches Spiel: Man sollte einen Zug vorausplanen. Bei jeder Rollenwahl sollten einem die wahrscheinlichsten nächsten Aktionen der Mitspieler klar sein.
  • Man spiele immer gegen seinen linken Nachbarn.
  • Man wähle nicht die gleichen Plantagen wie der rechte Nachbar.
  • Der Clou ist die Reihenfolge der Rollenwahl.
  • Große Gebäude sollten umgehend mit Kolonisten aktiviert werden.
  • Die gefragtesten großen Gebäude sind: Zunfthalle, Zollhaus und Rathaus.
  • Der Hafen ist das mächtigste kleine Gebäude.
  • Die Universität ist Murks.
  • Notkrücken sind: Das große Lagerhaus und das Kontor.
  • Die Hazienda ist ein Profigebäude. Wer mit Glück im Spiel umgehen kann und gerne flexibel spielt, sollte mit ihr versuchen die Verschiffung zu beschleunigen.

Jenseits solcher Richtlinien gibt es genügend Raum für Experimente. Einst wurden wir von einem Spieler mit einer brillanten Indigostrategie abgezockt.

Die Erweiterungen der Schatzkiste

Schon länger gibt es alternative Gebäude für Puerto Rico. Auch die Schatzkiste enthält sie. Mit ihnen ist das Spiel vielleicht nicht mehr so perfekt ausgewogen. Doch schwach dosiert bringen sie ungemein Abwechslung in eingefahrene Runden. Sie können auch etwas unterschiedliche Spielerniveaus ausgleichen, da das Spiel öfter unerwartete Wendungen nehmen kann, die manchmal auch Anfängern gegen alten Hasen Chancen einräumen.

Dagegen sind die Adligen der zweiten Erweiterung der Schatzkiste ein Geschenk für Puerto Rico Profis: Die Auswahl der Gebäude wird größer. Zusätzlich zu braunen Kolonisten gibt es nun rote Adlige (nicht etwa weißhäutige oder blaublütige). Jedes Kolonistenschiff bringt einen mit. Nicht nur bringen sie einen Siegpunkt, sie ändern auch die Funktion einiger Gebäude. So erlaubt zum Beispiel ein Kolonist im Grundbuchamt weitere Plantagen für eine Dublone zu kaufen. Ist es hingegen mit einem Adligen besetzt, darf man Plantagen für eine Dublone verkaufen. Mit Adligen im Jagdschloss gibt es dann Siegpunkte für die leerste Insel.

Durch die Adligen verändert sich die Wertigkeit der Rollen. Bürgermeister und Siedler bleiben nun auch bis ins Endspiel hinein attraktive Rollen. Daneben gilt es nun noch den richtigen Zeitpunkt zu finden, wann Adlige die Funktion der Kolonisten übernehmen sollen. Während die alternativen Gebäude eine nette Variation sind, bringen die Adligen deutliche Herausforderungen und erhöhen die Komplexität und Spieltiefe von Puerto Rico noch weiter.

Puristen mögen all dies als unnötigen Schnörkel empfinden, doch für sie braucht es keine Erweiterung. Die Adligen reizen aber, das Spiel erneut zu ergründen. Für mich sind die Erweiterungen ein Beleg, dass Puerto Rico auch nach sieben Jahren nichts an Glanz verloren hat. Für eine Partie bin ich immer zu haben, egal ob mit oder ohne Erweiterungen.

Bild von 3 von 3 Rollen
Prädikat
:
3 von 3 Rollen

4 Kommentare

  1. Dieses Spiel ist auch für Menschen gut geeignet, die Regeln nicht allzugerne allzulange lesen mögen. Man erfasst die Regeln des Spiels sehr schnell und kann schon beim ersten Spielen gut Strategien entwickeln. Mit der Zeit werden sie natürlich ausgefeilter aber für einen Wenig-Zocker bietet dieses Spiel kurzweiligen Strategiespass. Man kann als Wenig-Zocker in der zweiten Runde sogar alte Hasen besiegen!

  2. Wenn der Gouverneur „nie den Aufseher wählen“ soll, dann kommen doch auch nie Waren ins Spiel, oder? Produziert wird doch nur mit dem Aufseher. Um Waren ins Spiel zu bringen MUSS doch irgend ein Mitspieler, der die Gouverneurskarte hat, den Aufseher wählen. Oder hab ich da jetzt einen Regelhänger…

  3. Hallo Mattes,

    es muss ja nicht der Gouverneur (= Startspieler der aktuellen Runde mit dem Erstzugriff auf die Rollen) den Aufseher wählen. Das kann auch ein Spieler machen, der in der aktuellen Runde an Position 2 oder 3 oder … sitzt. Denn jeder Spieler wählt doch eine Rolle (ist das vielleicht dein Regelhänger?).

    Angenommen, der Gouverneur nimmt den Aufseher: Händler und Kapitän sind für die nachfolgenden Spieler in jedem Fall verfügbar. Bei beiden sitzt der Gouverneur hinten und guckt potenziell in die Röhre. Hier ist das Zusammenspiel der Rollen und ihrer Reihenfolgen ganz zentral.

    Alles Gute von
    Kathrin.

  4. Ja natürlich, Du hast völlig recht. Das war mein Regelhänger. So macht Dein Einwand mit dem Gouverneur natürlich Sinn!

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