Schon zweimal wurde in den letzen Jahren die Pest in [cref notre-dame] und [cref die-tore-der-welt] in großartigen Spielen umgesetzt. Die Regel von Rattus ließ hoffen, dass nun eine weitere drastische Umsetzung der Epidemie erschienen ist.

Ziel ist es, die Pest mit der größten Bevölkerung zu überstehen. Dazu vermehren die Spieler Runde für Runde sowohl ihre Bevölkerung als auch die Rattenpopulation in Europa. Zu guter Letzt lösen sie auch noch in einer Region die Pest aus, um die gegnerischen Einwohner zu reduzieren. Dabei hängt alles von allem ab. Der Umfang des Bevölkerungswachstums entspricht der Anzahl der Ratten eines Landes. Die Größe der Rattenvermehrung in Nachbargebieten einer Pestregion hängt von der Menge an Ratten in ihr ab. Ob die Pest überhaupt nennenswert wütet, bestimmt wiederum die Bevölkerungshöhe.

Bild von Rattus

Ratten und Pest hängen natürlich zusammen. Jeder Rattenmarker verbirgt auf seiner Rückseite einige Symbole, die bestimmen, wer wieviele Bevölkerungssteine verliert. Dies ist wiederum an Rollen gekoppelt, die sich die Spieler einfach so nehmen dürfen. Jede Rolle bringt einen kleinen Vorteil. So erhöht der „fruchtbare Bauer“ das Bevölkerungswachstum. Der „keusche Mönch“ erlaubt das Verschieben von Ratten – nur Schelme denken jetzt aus aktuellem Anlass an den Rattenfänger von Hameln. Doch die Rollen erhöhen auch die Wahrscheinlichkeit von der Pest betroffen zu werden. Es ist günstig gegen Ende Spiels alle Rollen loszuwerden, da dann die Ratten aller Länder ausgewertet werden. Leider ist es nicht möglich, Rollen freiwillig abzugeben, sie können nur von anderen Spielern übernommen werden.

Der Spielmechanismus klingt nicht nur originell, er funktioniert auch einwandfrei und passt zum Thema. Auf der Strecke bleibt aber der lockere Spielspaß. Nach dem Lesen der Regeln hoffte ich auf ein taktisches schnelles Ärgerspiel. Schnell spielt sich Rattus allemal, und taktische Möglichkeiten werden auch einige geboten. So ist es möglich, mehr oder weniger sicherheitsbewusst zu spielen und aggressiv oder defensiv zu agieren. Die Ärgermöglichkeiten sind aber recht begrenzt, da die Pestauswirkungen zu stark streuen und die Folgen von Aktionen sich oft erst mehrere Runden später erkennbar werden. Damit kommt während des Spiels keine Stimmung auf, man fühlt sich nicht ins Mittelalter versetzt, sondern schubst halt nur ein paar Holzwürfel und Pappplättchen durch die Gegend. Die Spiele enden zwar oft denkbar knapp, doch meist entscheidet der Zufall über Sieg oder Niederlage. Deshalb wollte in unseren Runden keine rechte Spannung aufkommen. Im besten Falle bietet Rattus ein intellektuelles Vergnügen, mal wieder etwas ganz anderes gespielt zu haben.

Grund dafür könnten die Rollen sein, deren Vorteile durch vermehrte Pestverluste (über?)kompensiert werden. So funktioniert eine fast schon mechanisch spielbare Strategie erstaunlich gut: Dazu verzichte man darauf, überhaupt Rollen zu nehmen, setze stattdessen möglichst viele Steine und Ratten ein und versuche ohne Rücksicht auf eigene Verluste
Bild von 1 von 3 Ratten
Prädikat
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1 von 3 Ratten

möglichst viele Ratten aufzudecken. Dadurch reduziert sich die Zahl der Runden und somit die Zeit, in der Rollen sinnvoll eingesetzt werden können. Selbst betroffen wird man nur von wenigen Pestausbrüchen. Dieser Ansatz führte in unseren Testpartien erstaunlich deutlich zum Erfolg! Die Konsequenz was passiert, wenn sich alle der Rollen verweigern oder sie nur wenig nutzen, haben wir aber noch nicht untersucht.

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